09.11.21
Mich wundert (fast) nichts mehr. Heute kommen zwei neue Umfragen mit Blick aufs kommende Jahr heraus, die den bereits berichteten Optimismus der Investment-Profis bestätigen. Ähnlich wie der gestern veröffentlichte Sentix-Indikator, über den sich schon der onvista-Börsenfuchs in seiner Kolumne ausgelassen hatte, spielt die neue Corona-Welle mit ihren neuen Gefahren für Wirtschaft und Börsen offenbar keine besondere Rolle. Für mich überraschend. Vielmehr sollen 2022 das Wachstum wieder zunehmen und die Inflation abnehmen. Anlagefavoriten bleiben die Aktien.
Recht eindeutig fielen die Antworten der Investment-Professionals aus, welche traditionelle Vermögensklasse im kommenden Jahr relativ als Beste abschneiden werde. Eine Mehrheit von 51 % sieht Aktien vorn. Immerhin noch 29 % sind der Ansicht, dass Rohstoffe am besten abschneiden werden. 14 % erwarten die günstigste Entwicklung bei Immobilien, 5 % entschieden sich für Liquidität und 1 % entschied sich für Renten.
Gold bleibt für mich ein Muss als Sicherheitskomponente in einem diversifizierten Portfolio. Die kurz- bis mittelfristige Preisentwicklung spielt deshalb keine besondere Rolle. Einen Goldpreis in der Spanne von 1.750 bis 2.000 Dollar erwartet fast die Hälfte der Befragten (49 %). Immerhin ein knappes Fünftel (19 %) trauen dem Edelmetall einen Preis von mehr als 2.000 Dollar zu.
Und die Wirtschaftsentwicklung? Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland steigen in der aktuellen Umfrage des Mannheimer Instituts um 9,4 Punkte auf einen neuen Wert von 31,7 Punkten. Dies ist der erste Anstieg des Indikators seit Mai. Dabei verschlechtert sich die Einschätzung der konjunkturellen Lage erneut. Die Finanzmarktexperten blicken optimistischer auf die nächsten sechs Monate. Der erneute Rückgang der Lageeinschätzung zeigt jedoch, dass die Experten für das aktuelle Quartal davon ausgehen, dass die Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten sowie die hohe Inflationsrate die konjunkturelle Entwicklung belasten werden. Für das erste Quartal 2022 gehen sie von einer Wachstumserholung und einem Rückgang der Inflationsrate in Deutschland und im Eurogebiet aus.
Obwohl grundsätzlich (= langfristig) bullisch für Aktien, traue ich allein wegen der großen globalen Bedrohung durch die Pandemie keinen aktuellen Prognosen über Wirtschaft und Börsen für die kommenden Monate. Materialmangel und Lieferengpässe bremsen die Exportnation Deutschland aus. Im September lieferten heimische Unternehmen im zweiten Monat in Folge weniger Waren „Made in Germany“ ins Ausland als im Vormonat, meldet heute dpa. Die erhoffte rasche Erholung der deutschen Wirtschaft nach dem Corona-Schock gerät zusehends ins Stocken. Medienberichten zufolge werden auch die Wirtschaftsweisen ihre Wachstumsprognose für das Gesamtjahr 2021 von 3,1 Prozent auf 2,7 Prozent senken.