Das politische Risiko

 06.02.22

Die Politik ist überall im Spiel. Wer das nicht erkennt, sollte sich die TV-Bilder aus Beijing kritisch anschauen. Sport gibt’s dort auch. Leider können viele Aktive corona-bedingt nur zuschauen. Dafür haben schon die Eröffnungsfeierlichkeiten der Olympischen Spiele gezeigt, dass es nicht nur um Medaillen geht: Schulterschluss zwischen Gastgeber Xi Jinping und Kremlchef Wladimir Putin, Abwesenheit westlicher Spitzenpolitiker. Was bedeutet eine feste Achse China-Russland für den Westen? Eskaliert nach dem Ukraine-Konflikt die Spannung zwischen Ost und West? Joe Biden hat neben Sanktionsandrohungen vorsorglich seine Streitkräfte in Europa bescheiden aufgestockt. Und in der neuen Woche sind Gipfelgespräche auf der diplomatischen Ebene terminiert – das ist gut so und wichtig!

Die Börse, die vor allem die wirtschaftlichen Entwicklungen und Aussichten einzupreisen versucht, erlebt gerade einen wackligen Jahresauftakt. Die Kurse werden aber in erster Linie von der Geldpolitik der Notenbanken beeinflusst. Die Geopolitik steht (noch) im Hintergrund und wird als Risikofaktor nach meinem Eindruck (bisher) nicht ernst genug genommen. Jedenfalls lassen die jüngsten Veröffentlichungen der Analysten und Volkswirte (noch) keine gesteigerten Sorgen wegen der hohen Politik erkennen.

Dabei würde gerade Europa zu den wirtschaftlichen Verlierern einer neuen Ära des Kalten Kriegs gehören. Branchenexperten warnen bereits vor Energie- und Rohstoffverknappung und weiterem Ölpreisanstieg, insbesondere wenn kein Erdgas durch Nord Stream 2 fließen sollte. Ich bin sicher, dass der Aktienmarkt in einem solchen Umfeld stärker negativ reagieren wird. Nicht auszudenken, welche Folgen eine militärische Eskalation haben könnte.

Sie selbst sollten entscheiden, geschätzte Anleger, wie Sie das politische Risiko für die Börse einschätzen. Dazu bekräftige ich meinen folgenden Vorschlag: Besonders Besorgte unter Ihnen sollten ihr Depot vorläufig ruhen lassen und sich ganz auf Gold konzentrieren. Können größere Beträge investiert werden, würde sich eine Diversifizierung in Form unterschiedlicher Anlageinstrumente anbieten. Das edle Krisenmetall in physischer Form (unter anderem als Barren und Münzen) und als börsengehandelte Produkte (Xetra-Gold, Minenaktien, EDFs, Zertifikate usw.) kann dann nämlich die Funktionen als Sicherheitsspeicher einerseits und Performancebringer andererseits kombinieren.