12.05.22
Die Kursschwankungen am Aktienmarkt sind nach wir vor extrem. In dieser Woche erleben wir erneut, dass die Börse sogar innerhalb eines Tages Achterbahn fährt. Das ist bei (den meisten) privaten Anlegern höchst unbeliebt, schreckt ähnlich ab wie Schwächephasen. Es entsteht dringender Klärungsbedarf, was sich an den Märkten genau abspielt – welche Ursachen sind dafür verantwortlich? Eine Aufgabe für die Finanzmedien. Nur – wie hilfreich sind diese Informationen unterm Strich? Thomas Grüner, Gründer und Vice Chairman von Grüner Fisher Investments, nimmt den jüngsten Zinsanstieg durch die Fed als Beispiel, die Kurzsichtigkeit der Börse kritisch zu betrachten.
Ich teile zum wiederholten Mal die kritische Beurteilung von kurzfristigen Erklärversuchen. Denn das grundsätzliche Problem besteht eben darin, dass die tagtäglichen Bewegungen an den Aktienmärkten gar nicht erklärbar sind – besser: oft nicht oder nur teilweise erklärbar. „Das Verhalten von Millionen Anlegern zu analysieren, die jeden Tag aufs Neue ihre Kauf- und Verkaufsaufträge platzieren, ist viel zu komplex, als dass es mit einer simplen Meinungsäußerung getan wäre“, meint Grüner. Um einen klaren Kopf zu behalten, sollte also eine längerfristige Perspektive eingenommen werden.
Mein Standpunkt: Das gilt natürlich nicht (oder nur am Rande) für extrem kurzfristige Trader und Spekulanten, die gerade von der hohen Volatilität profitieren wollen. Außerdem: Stellen Sie sich vor, geschätzte Anleger, die täglichen Erklärversuche für die Aktientendenz würden „verboten“ – Sie könnten nirgendwo die Beobachtungen von Analysten und Journalisten nachvollziehen. Das wäre Unsinn, natürlich. Es geht vielmehr um eine bewusst kritische Verarbeitung der kurzfristigen Informationen. Und wem es dann gelingt, diese in einen langfristigen Rahmen zu stellen, verbessert seine Anlagechancen entscheidend. Weitsicht und Geduld bei der Aktienanlage sorgen für überdurchschnittliche Wertentwicklungen – nicht die kurzfristigen Kursbewegungen von heute auf morgen.