Begrabt die Inflationsangst, Anleger!

 01.12.22

Trotz eines leichten Rückgangs im November hält sich die Inflationsrate in Deutschland in unerträglichen Höhen. Das trifft uns alle – Staat, Unternehmen, Bürger. Kein Wunder, dass Umfragen immer wieder die Angst der Menschen bestätigen, wenn es um ihr Geld geht. Klar, die Sorgen sind nachvollziehbar. Andererseits sollte sich längst herumgesprochen haben. was in einer uralten Börsenweisheit mahnend zum Ausdruck kommt: „Angst und Gier sind schlechte Ratgeber.“ Selbstkritische Anleger werden zustimmend nicken, denn sie haben genau diese (extremen) Erfahrungen im Laufe der Jahre gemacht und daraus gelernt.

Dass die Inflation weiter mit Abstand größte Sorge der Deutschen ist, hat nichjt zuletzt historische Gründe. Trotzdem wird es Zeit, die „German Angst“ zu beerdigen – obwohl das gerade jetzt besonders schwerfällt. Die Inflation bleibt den sechsten Monat in Folge die größte Sorge der Bundesbürger. Knapp die Hälfte aller Deutschen (47%) zählt die steigenden Preise momentan zu den drei größten persönlichen Sorgen. Das zeigt die aktuelle November-Welle der monatlich in 29 Ländern durchgeführten Studie „What Worries the World“ des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos. Im Vormonat hatten sogar 50 Prozent der Deutschen Inflation als eine ihrer größten Sorgen genannt. Auf den Plätzen zwei bis fünf im Sorgenranking folgen in Deutschland die Angst vor Armut und sozialer Ungleichheit (33% | -3), der Klimawandel (31% | -2), militärische Konflikte (29% | -1) und Einwanderung (24% | +6). Auch wenn die Angst vor den Folgen des Klimawandels hierzulande nur auf Platz drei im Sorgenranking liegt, ist sie trotzdem nirgendswo größer als in Deutschland. Ebenso wie in Australien und Frankreich geben 31 Prozent aller Bundesbürger an, dass sie der Klimawandel im Vergleich zu anderen Krisen derzeit mit am meisten besorgt. Im weltweiten Durchschnitt ist der Anteil der Befragten, die den Klimawandel als besonders besorgniserregend empfinden, nur in etwa halb so groß (16%). Vor allem in einigen lateinamerikanischen Ländern wie Brasilien (4%), Peru (3%) oder Argentinien (2%) werden andere Problemfelder für wichtiger erachtet.

Überraschung: Die weitverbreiteten Inflationssorgen haben in Deutschland bislang keine Auswirkungen auf die gefühlte Arbeitsplatzsicherheit. Nicht einmal jeder zehnte Deutsche (9%) führt Arbeitslosigkeit als eine der drei größten persönlichen Sorgen an. In keinem anderen Land zeigen sich die Menschen unbesorgter hinsichtlich der Arbeitslosigkeit. Auch das Thema Korruption und politische oder finanzielle Skandale spielen in Deutschland nur eine untergeordnete Rolle. Lediglich 9 Prozent der Befragten geben Korruption als eine ihrer größten Sorgen an – nur in Frankreich wird diese Sorge noch seltener genannt (8%).

Wie können die Bürger aber selbst hoher Inflation mit Gelassenheit begegnen? An erster Stelle sehe ich Vertrauen gegenüber dem geldpolitischen Kurs der Notenbank und (trotz vorübergehend extremer Ausweitung der Staatsfinanzen) und der Fiskalpolitik unserer Regierung. Zudem sollte jeder (wo immer möglich) ein eigenes „Stabilitätsbewusstsein“ entwickeln.