Nur minimale Entspannung bei der Inflation

 29.11.22

Die Inflationsrate in Deutschland hält sich in unerträglichen Höhen: Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts wird sie im November 2022 voraussichtlich +10,0 % betragen. Gemessen wird sie als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat. Damit ist die Teuerung gegenüber Oktober 2022 zwar leicht (von +10,4 %) zur4ückgegangen. Doch sind die spontanen Reaktionen von Wissenschaft und Wirtschaft einhellig gedämpft: Vielleicht ist jetzt der Gipfel überschritten – mehr zum Inflationstrend lässt sich zurzeit aber noch nicht sagen. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sind insbesondere die Preise für Energie und Nahrungsmittel merklich angestiegen und beeinflussen die Inflationsrate erheblich. Im November 2022 stiegen die Preise für Nahrungsmittel im Vergleich zum Vorjahresmonat mit +21,0 % überdurchschnittlich. Dagegen gibt es bei den Energiepreisen eine leichte Entspannung. Sie sind dennoch 38,4 % höher als im Vorjahresmonat.

Die Volkswirte der DZ Bank sprechen von einem ersten Lichtblick, denn der leichte Rückgang ist vor allem auf die leicht gesunkenen Energiepreise zurückzuführen. Mit der einmaligen Übernahme der Gasabschlagszahlungen im Dezember sowie der Strom- und Gaspreisbremse ab Januar stehen Entlastungen an, die die Energiekosten weiter drosseln sollten. Allerdings haben viele Versorger für 2023 bereits höhere Preise angekündigt. Die politischen Maßnahmen werden deshalb nicht alles abfedern können. Auch bei Lebensmitteln bleibt der Preisdruck weiter sehr hoch. Ein nachhaltiger Rückgang der Inflation ist deshalb noch nicht in Sicht. Ob der Höhepunkt bereits erreicht ist, erfahren wir vermutlich im Januar.

Ähnlich kommentiert ZEW-Professor Heinemann: Die Beruhigung der Energiepreise auf sehr hohem Niveau bremst die Inflation jetzt etwas ab. Für eine Entwarnung besteht dennoch nicht der geringste Anlass. Die Rückkehr zur Preisstabilität gemäß dem Zwei-Prozent-Inflationsziel der Europäischen Zentralbank ist weit und breit nicht in Sicht. Die Inflationsdynamik hat neben der Energie längst fast alle anderen Güter und Dienstleistungen im Warenkorb erfasst. Auch wenn die aktuellen Lohnabschlüsse keinen vollen Ausgleich für die sehr hohe Inflation bieten.