KUTZERS CORNER

Strategisch investieren mit langfristigen Sparplänen 

18.08.24

Ein altes Thema findet neue Beachtung: Die meisten Bundesbürger sparen zu viel und investieren zu wenig.

Verkaufen, halten, oder vorsichtshalber verkaufen? Die zurückliegenden Monate haben gezeigt, dass auch bei vielen Privatanlegern das taktische, kurzfristige Verhalten an den Börsen im Vordergrund steht. Stärkere Volatilität bei Dax & Co. begünstigen dies ebenso wie die unterschiedlichen Kursentwicklungen der einzelnen Teilmärkte. Dabei wird gerade das Angebot an langfristigen Anlageinstrumenten seit Jahren immer umfangreicher. Und auf die kommt es an, wie Banken und Organisationen in zahlreichen Untersuchungen bekräftigen. Die Haushaltsprobleme unserer Regierung mit dem Rentenzoff dämpfen die Hoffnungen auf eine baldige staatliche Förderung der Altersvorsorge.

Vorbilder aus dem Ausland

Die Studie „Altersvorsorgedepots – erfolgreiche Modelle der Alterssicherung im internationalen Vergleich“ liefert Ansätze. So leiten deutsche Aktienförderer auf Basis eines internationalen Ländervergleichs mehrere zentrale Handlungsempfehlungen für ein staatlich gefördertes Altersvorsorgedepot in Deutschland ab. Das kann breiten Bevölkerungsschichten eine rentable Altersvorsorge ermöglichten. Neben steuerlichen Anreizen und einem Verzicht auf Beitrags- oder Zinsgarantien sind leicht verständliche Anlageprodukte und hohe Aktienquoten in den untersuchten Ländern wesentliche Erfolgsfaktoren.

Wie wichtig es gerade heute ist, zielgerichtet zu sparen und anzulegen., erkennen die Banken aus vielen Kundengesprächen. Hintergrund sind die geopolitischen Krisen und wirtschaftlichen Herausforderungen, die zu wachsender Unsicherheit bei der Geldanlage führen. Hier gilt es, durch mehr Finanzbildung Abhilfe zu schaffen (eine alte Forderung diverser Institutionen) und Einstiegshürden zu senken – damit immer mehr Menschen in Deutschland ihre finanziellen Möglichkeiten nutzen und von Sparern zu kompetenten Anlegern werden.

Chancen bleiben ungenutzt

Folgende Punkte liefern die Untersuchungen: Nur ein Viertel der Befragten verfolgt eine konkrete Anlagestrategie. Sicherheit gilt als das wichtigste Anlagekriterium, aber Chancen bleiben ungenutzt. Tagesgeld- und Festgeldkonto oder Sparbuch sind nach wie vor die beliebteste Sparformen – die Anlage in Wertpapieren folgt mit weitem Abstand. In Deutschland sparen 70 Prozent der Menschen, aber lediglich ein Viertel verfolgt dabei eine konkrete Anlagestrategie. Zugleich favorisiert die Mehrheit immer noch das konservative Sparen auf Tagesgeldkonto, Festgeldkonto oder dem klassischen Sparbuch. Demgegenüber spielen renditestärkere Anlageformen, etwa Wertpapiere, nach wie vor für viele Menschen hierzulande eine nachgelagerte Rolle. Wichtigste Gründe für dieses Anlageverhalten sind eine weiterhin mangelnde Finanzbildung und die seltene Inanspruchnahme einer qualifizierten Anlageberatung.

Junge Menschen geben allerdings mehrheitlich an, dass sie ihre Sparbeiträge perspektivisch erhöhen wollen. Die Jüngeren haben also verstanden, dass gegen Altersarmut auch hilft, frühzeitig mit zielgerichtetem Sparen und Anlegen zu beginnen. Hilfreich kann es dabei sein, wenn sie vermehrt auf renditestärkere Anlageformen zurückgreifen. Dass die gesetzliche Rentenversicherung nicht reicht, um den eigenen Lebensstandard zu halten, ist kein Geheimnis. Daher sollte man schon frühzeitig in die private Altersvorsorge investieren.

Frühzeitig mit Sparplänen beginnen

Hierfür bietet sich ein monatlicher Sparplan an. „Bei der Einrichtung des Sparplans stellt sich häufig die Frage, zu welchen Zeitpunkt im Monatsablauf der Sparplan ausgeführt werden soll", so Simon Landt vom Private Asset Management bei M.M. Warburg & CO. Ob der Zeitpunkt im Hinblick auf die Rendite einen Unterschied macht, klärt das Institut in seinem jüngsten Kapitalmarktkompass.

Wie wichtig der Vermögensaufbau ist, wird beispielsweise beim Blick auf die eigene Altersvorsorge deutlich, denn die gesetzliche Rente reicht in den meisten Fällen (wie gesagt) nicht aus, um den eigenen Lebensstandard zu halten. Man ist also gut damit beraten, möglichst früh in die private Altersvorsorge zu investieren. Allerdings stellt sich bei der Einrichtung eines Sparplans die Frage, zu welchem Zeitpunkt investiert werden soll. Häufig bieten Broker die Möglichkeit an, den Sparplan zu Beginn, in der Mitte oder zum Ende des Monats auszuführen. Wie sollte man sich entscheiden und spielt das Timing überhaupt eine Rolle?

Das Timing ist nicht entscheidend

So lautet das Fazit von Warburg: Grundsätzlich sollte man nicht versuchen, den perfekten Einstiegszeitpunkt zu finden. Das gilt sowohl für eine Einmalanlage als auch für einen Sparplan. Die Gefahr, zu lange zu warten und damit Renditepotential zu verschenken, ist einfach zu groß. Zwar lassen sich im Monatsverlauf unterschiedliche Phasen beobachten, jedoch ist daraus unter Berücksichtigung von Transaktionskosten und Steuern nur schwer eine gewinnbringende Handelsstrategie abzuleiten.

Langfristig orientierte Anleger sollten sich also bei der Terminierung ihres Sparplans nicht allzu viele Gedanken machen, da die langfristigen Renditeunterschiede vernachlässigbar sind. Viel wichtiger ist es, überhaupt zu investieren und nicht zu lange vom Spielfeldrand aus zuzuschauen.

Zwischen Taktik und Strategie unterscheiden

Ergänzend sei meine frühere Betonung wiederholt, dass Privatanleger unbedingt zwischen kurzfristigem Taktieren und langfristiger Strategie unterscheiden sollten. Deshalb plädiere ich auch immer wieder dafür, entsprechende Depots zu differenzieren: Kurzfristiges Stockpicking und Spekulieren würde ich strikt vom langfristigen Vorsorgeinvestment trennen.