Aktienhausse: Jahresschluss-Rally durch Draghi und Konjunkturhoffnung

Dax heute Vormittag spontan über 9.800 Punkte – wer hätte das vor wenigen Wochen für möglich gehalten?! Es ist zwar eine unmittelbare, positive Reaktion der Anleger auf den neuen, mit Spannung erwarteten Ifo-Index. Doch gab es ja eine wichtige Vorgeschichte. Deshalb darf nun auf eine Stabilisierung des Aufwärtstrends gehofft werden. Und selbst wenn es 2014 nicht mehr viel weiter aufwärts gehen sollte – von einer (frühen) Jahresschluss-Rally kann schon jetzt gesprochen werden.

Ein kurzer Rückblick auf die Wende in der vergangenen Woche. Die Hoffnung auf weitere Geldspritzen der EZB und eine Zinssenkung der chinesischen Zentralbank haben die internationalen Finanzmärkte am Freitag beflügelt. Dabei verabschiedete sich der Dax mit einem Plus von spektakulären 2,6 Prozent bei 9.732,55 Punkten in den Feierabend. Im Vergleich zur Vorwoche legte er sogar 5,2 Prozent zu. Das ist der größte Wochengewinn seit fast eineinhalb Jahren. Aus technischer Sicht wichtig: Der Gleitende-Durchschnitt-200 wurde nach oben klar durchstoßen.

EZB-Chef Mario Draghi hatte auf einem Bankenkongress in Frankfurt am Main gesagt, sein Haus werde mit allen Mitteln die schwache Inflation anheizen. „Wir werden tun, was wir tun müssen", betonte er. Die Europäische Zentralbank sei bereit, bei Bedarf noch stärker an den Finanzmärkten zu intervenieren und über Wertpapierkäufe – auch über den umstrittenen Kauf von Staatstiteln – mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen. Das waren zwar keine unbekannten Töne, doch wurden sie von Anlagestrategen als Signal dafür interpretiert, dass die Notenbank sich jetzt auch der Verantwortung für das Wachstum der realen Wirtschaft sieht. Ein weiteres Mal also ein „Draghi-Effekt“ für den Aktienmarkt. Dieser Impuls braucht allerdings möglichst bald eine Bestätigung durch positive Wirtschaftsdaten.

Wie gerufen überraschte mittags dann die People's Bank of China (PBoC) die Börsianer mit der Senkung des Schlüsselzinses von 6,0 auf 5,6 Prozent. „Bislang hat sie aus Angst vor einer Kreditblase vor Zinssenkungen zurückgescheut", erläuterten Experten. Der Schritt vom Freitag deutet darauf hin, dass der chinesischen Zentralbank die Konjunkturaussichten zunehmend Sorgen bereiten. Aktien waren heute als Reaktion auf die überraschende Zinssenkung der Notenbank gefragt. In Hongkong stieg der Hang-Seng-Index um 1,88 Prozent. Der CSI300 mit den größten Firmen in Shanghai und Shenzhen legte um 2,11 Prozent zu, der Shanghai Composite um 1,55 Prozent.

Gute Vorgaben für Europa also, wo man ja schon seit langem auch nach China blickt, wenn es um konjunkturelle Erwartungen geht. Aber dann vor allem die gute Nachricht vom Münchner Ifo-Institut: Hoffnungsschimmer für die schwächelnde deutsche Wirtschaft, denn nach sechs Rückgängen in Folge hat sich die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen im November überraschend aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklima-Index ist um 1,5 auf 104,7 Punkte geklettert. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten einen Rückgang auf 103,0 Zähler erwartet. „Der Abschwung ist zumindest unterbrochen", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Bemerkenswert auch: Die befragten Führungskräfte schätzen sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate besser ein als zuletzt. Im Groß- und Einzelhandel, im Bauhauptgewerbe und in der Industrie verbesserte sich das Klima. „Vom Exportgeschäft werden weitere Impulse erwartet", sagte Sinn.

Nur am Rande: Als ich im Oktober (!) auf ein paar Veranstaltungen den anwesenden Anlegern augenzwinkernd versprach, dass ich am Ende meines Vortrags mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde Bafin den Jahresschlussstand des Dax bekanntgeben würde, hatte ich mir 9.901,48 Punkte ausgedacht. War vielleicht gar nicht so falsch, vielleicht sogar zu vorsichtig.

boerse.de-Aktienbrief: Was sind „Champions“-Aktien?

Wenn ich den „boerse.de-Aktienbrief“ immer wieder empfehle, stellt man mir oft die Frage, was es mit den „Champions-Aktien“ auf sich hat. Deshalb hier eine kurze Erläuterung (alles ganz ausführlich in diesem 14-tägigen Brief selbst). In der boerse.de-Datenbank befinden sich etwa 20.000 Aktien. Nur 0,5 Prozent dieser Aktien verdienen durch ihre bisherige Kursentwicklung das Prädikat „Champion“. Doch auch innerhalb des Champions-Rankings gibt es Unterschiede in der Performance-Qualität. Diese verschiedenen Qualitäts-Stufen werden durch Sterne im 100er-Ranking abgebildet. Denn zunächst erhält jede Aktie einen Stern für den Sta- tus „Champions-Aktie“. Jeweils einen weiteren Stern gibt es für eine „geoPAK10“ über 15% p.a., eine Verlust-Ratio unter 2,10 sowie eine C-Rangziffer und ein Rendite-Risiko-Verhältnis unter den jeweils besten 25 Champions. Je mehr Sterne eine Champions-Aktie aufweist (maximal 5), umso höher ist die Performance-Qualität einzustufen. Laut Empfehlung der Redaktion können 5- und 4-Sterne-Champions ohne Bedenken ins Depot aufgenommen werden, bei Champions mit nur einem Stern sei Vorsicht geboten. Zwar ist auch ein solcher Champion noch immer besser als 99,9% aller sonstigen Aktien, doch diese Werte sollten im Depot unterdurchschnittlich gewichtet sein.

Machen Sie also langfristig weiter mit – und machen Sie’s gut!