Aktienmärkte: Internationale Streuung ist angesagt

Obwohl nicht völlig unerwartet, ist es selbst für alte Hasen doch erstaunlich, wie rasch die Stimmung heutzutage – nicht selten innerhalb eines Tages – umschlagen kann und welche Eigendynamik die Börsen dabei entfalten können. Montag und Dienstag lieferten dazu neues Anschauungsmaterial. Welche Faktoren bestimmen jetzt die Tendenz – Zahlen zur US-Konjunktur, zu Chinas und Europas Wirtschaft, oder geldpolitische Äußerungen (Fed und EZB) und geopolitische Spannungen? Dann tritt plötzlich Japans Rezessionsnachricht ins internationale Rampenlicht – zumindest für ein paar Stunden. Unerfahrene Privatanleger sollten gar nicht erst versuchen, die schnellen Pirouetten der Börsen mitzumachen, sondern lieber dem langfristigen Charakter der Aktien Rechnung zu tragen.

Aber welche Märkte sind in diesen gewiss nicht einfachen Zeiten noch attraktiv? Die Strategen setzen inzwischen unterschiedliche Schwerpunkte, kein Wunder. In einem Punkt herrscht aber weitgehende Einigkeit: Der Investor sollte unbedingt global diversifizieren. Die Wall Street ist schon weit davongelaufen, trotzdem werden US-Aktien von fast allen massiv empfohlen. Japanische Werte tauchen fast überall auf den Empfehlungslisten auf, ungeachtet des „Rezessionsschocks“. Im Falle Chinas ist das noch die Ausnahme. Gemischt sind die Meinungen auch zu Europa.

Schweizer Fondsmanager halten die globalen Aktienmärkte zum Großteil für „wieder fair“ bewertet. Und in einer nicht unbedingt typischen Analyse heißt es weiter: Der US-Aktienmarkt ist nicht mehr günstig, da das zyklisch geglättete Kurs-Gewinn-Verhältnis (Shiller-P/E) deutlich über dem historischen Durchschnitt liegt. Anders sieht es in Europa aus. Hier liegt dieser Wert deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen 34 Jahre. In Europa besteht weiteres Aufholpotenzial. Empfehlung von Swisscanto: „Die europäischen Aktienmärkte sind unverändert attraktiv bewertet und sollten entsprechend im Anlegerfokus stehen.“

Interessant ist in meinen Augen folgende Meldung, weil ich auf dieses Thema seit Monaten hinweise: Die US-Märkte haben im September soviel Kapital ins Land gelockt wie seit viereinhalb Jahren nicht mehr. Ausländische Investoren kauften unter dem Strich für 164,3 Milliarden Dollar langfristige Anleihen und Aktien, wie das Finanzministerium in Washington mitteilte. Das ist der größte Kapitalzufluss seit März 2010.

Und wie ist jetzt die Stimmungslage der von Goldberg & Goldberg allwöchentlich im Auftrag der Frankfurter Börse befragten Investoren? Die mittelfristig orientierten Anleger haben nun mehrheitlich jeden Zweifel nach hinten gestellt und zeigten sich bei der gestrigen Erhebung so optimistisch wie zuletzt am 19. März dieses Jahres. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index zog auf +19 (Vorwoche: +9) deutlich an. Dabei haben nicht nur Skeptiker, die einem neuerlichen Dax-Anstieg oder gar einer

Jahresendrally nichts abgewinnen konnten, das Handtuch geworfen. Da per Saldo 5 Prozent der Befragten sogar direkt vom Bären- ins Bullenlager wechselten, kann davon ausgegangen werden, dass der Anstieg des Dax von 1,4 Prozentpunkten im Wochenvergleich überwiegend auf das Konto dieser Investoren geht.

Bei den Privatanlegern scheint der Optimismus ungebremst. Dabei hat die Gruppe der Aktienbullen die dritte Woche in Folge Zuwachs erhalten, so dass der Börse Frankfurt Sentiment-Index für Privatanleger mit einem Wert von +47 (Vorwoche: +40) jetzt den höchsten Stand seit Beginn unserer Aufzeichnungen Anfang 2013 aufweist! Auffällig, aber dennoch im Rahmen der Erwartungen, bleibt hier nach wie vor, dass die privaten Investoren keine Kursgewinne festschreiben möchten – vermutlich, weil viele dieser Engagements erst im Bereich von 9.600 Dax-Zählern und darüber ihre früheren Einstandspreise erreichen dürften.

Goldberg weiter: Der Dax bzw. der europäische Aktienmarkt wird vor allem von heimischen Investoren vorangetrieben. Dies belegt auch die genannte Umfrage, bei der dieses Mal besonders irritiert, dass die globalen Vermögensverwalter Europa in den kommenden zwölf Monaten eher untergewichten möchten. Obgleich Aktien, generell gesehen, derzeit bei diesen Investoren besonders beliebt sind. Fazit: „Insgesamt nährt das die Hoffnung, dass angesichts der jüngsten Allzeithochs am US-Aktienmarkt für den Dax im internationalen Vergleich noch ein Nachholbedarf gesehen wird, so dass eine Fortführung der bisherigen Rally zurzeit nicht unrealistisch scheint“.

boerse.de-Aktienbrief: Champions in Rekordlaune

Mein Plädoyer für eine internationale Streuung wird nicht zuletzt durch einen Bericht meines Kollegen Jochen Appeltauer, Chefredakteur des boerse.de-Aktienbrief, unterstützt: „Unsere Champions aus dem boerse.de-Aktienbrief präsentieren sich gerade wieder einmal mit einer beeindruckenden Stärke. So gingen z.B. allein gestern 20 dieser Top-Aktien auf dem höchsten Stand aller Zeiten aus dem Handel. Und seit Ende Oktober haben daneben 18 weitere unserer Qualitätswerte neue historische Höchststände erklommen. Das bedeutet: Im November errechnet sich bei unseren Champions eine All-Time-High-Quote von 38%. Das ist bereits ein höherer Wert als beim Dax im gesamten laufenden Jahr, der 2014 bislang nur auf eine All-Time-High-Quote von 37% kommt! Dabei handelt es sich übrigens bei fünf der elf Dax-Werte, die 2014 ihre historischen Bestmarken aufwärts schieben konnten, um Champions.“

Machen Sie also langfristig weiter mit – und machen Sie’s gut!