Finanzmärkte: Ein Jahresauftakt, der noch keine Richtung anzeigt

Das Phänomen ist nicht neu, war gerade im hinter uns liegenden Jahr häufig zu beobachten: Die Märkte werden von den kursrelevanten Faktoren schlicht und einfach überfordert – an den Börsen ist das Bild diffus, sind die Perspektiven unklar. Die aktuellen Nachrichten und Vorhersagen erscheinen allzu wechselhaft. Und die Kursentwicklung des Dax seit Wochenbeginn bestätigt besonders eindrucksvoll die noch vorherrschende Richtungslosigkeit.

Betrachten Sie selbst, geschätzte Anleger, was die Börsen zu verarbeiten haben. Schon die in meinen Augen fast groteske Diskussion über die Ursachen und Folgen des dramatischen Preisrutschs beim Rohöl ist ein schwerwiegender Unsicherheitsfaktor. Eng damit zusammen hängen die Fragezeichen hinter den weltwirtschaftlichen, insbesondere den europäischen Perspektiven. Dazu passt die wieder aufgeflammte Debatte über die Zukunft Griechenlands und die Risiken eines „Grexits“ für die Währungsgemeinschaft. Die Frage, ob Russlands Volkswirtschaft vor dem totalen Kollaps steht, stellt sich im gleichen Zusammenhang. Und damit werden alle an die unverändert großen geopolitischen Risiken erinnert (Ost-West-Konflikt). Am klarsten erscheint da noch der zentrale Faktor Geldpolitik – hier wissen die Börsianer ja längst, woran sie sind.

Immerhin, von den vielen Prognosen zum Jahreswechsel hat sich eine schon in den ersten Handelstagen bestätigt: mehr Volatilität am Aktienmarkt. Dies schlägt sich auch in der ersten Stimmungserhebung unter den mittelfristig orientierten institutionellen Investoren durch die Sentiment-Analysten der Frankfurter Börse nieder. Es hat sich gezeigt, dass der Optimismus im Vergleich zur letzten Erhebung 2014 deutlich zurückgegangen ist. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index weist nach einer beeindruckenden Wanderung von knapp 12 Prozent aller Befragten dieser Investorengruppe vom Bullen- ins Bärenlager einen Wert von nur noch +5 auf. Dieser liegt damit sogar unter dem Mittelwert des Vorjahres von knapp +10. Diese deutliche Verschiebung dürfte zum einen auf (mancherorts durchaus profitable) Positionsglattstellungen in Form von Verkäufen zurückzuführen sein, denn der Dax hatte seit der vergangenen Erhebung immerhin noch einmal einen Ausflug jenseits der 9.900 Zähler gewagt. Zum anderen werden nach dem Jahresultimo die Händlerbücher neu aufgeschlagen, wobei der Dax bei diesem mentalen „Reset“ während der ersten Januartage sogleich einen deftigen Verlust hinnehmen musste.

Völlig anders gestaltet sich die Stimmungslage bei den Privatanlegern, wie die Frankfurter Analysten gestern berichteten. Hier ist der Optimismus der letzten Vorjahresumfrage eins zu eins auf die neue Erhebung kopiert worden: Der Börse Frankfurt Sentiment-Index für die Privaten verharrt bei +18. Dass sich die Einschätzung der Privatanleger so deutlich von der der institutionellen Marktteilnehmer unterscheidet, dürfte höchstwahrscheinlich dem Umstand geschuldet sein, dass sie zum Jahresende keine Bilanzierung vornehmen und daher auch keine Rechenschaft über etwaige Gewinne oder Misserfolge ablegen müssen.

Resümee: Die erste Stimmungserhebung im neuen Jahr drückt aus, dass die jüngste Aktienschwäche möglicherweise durch Abgaben heimischer institutioneller Anleger begünstigt wurde. Andererseits lässt die aktuelle neutrale Haltung bei einem Dax von immerhin 9.500 Punkten vermuten, dass das Börsenbarometer derzeit von keinen größeren Schieflagen belastet wird. Gleichwohl kann auch nur wenig stützende Nachfrage erwartet werden, geschweige denn von ausländischem Kapital. Wörtlich heißt es im Frankfurter Bericht: „Somit bleibt der Dax mit neutraler Tendenz weitgehend ein Spielball der Ereignisse, die noch im Januar bevorstehen.“

boerse.de-Aktienbrief: 2015 beschert neue Allzeit-Höchststände

In diesem holprigen Umfeld bleibt der von mir empfohlene „boerse.de-Aktienbrief“, dessen Neujahrs-Sonderausgabe soeben erschienen ist, unverdrossen auf seinem zuversichtlichen Kurs: „Im neuen Börsenjahr sind eine Vielzahl neuer All-Time-Highs und deutliche Kursgewinne wahrscheinlich.“ Dazu folgende Zahlen für die vom Aktienbrief laufend analysierten und kommentierten 100 Champions: Deren 2014er Kursgewinne erreichte im Mittel 11,3%, wobei 79% aller Champions ein neues All-Time-High erreichten. Dow Jones-Titel gewannen 9,1% (53% davon mit neuen Hochs), und Dax-Werte traten mit +0,7% (40%) auf der Stelle. Seinen Fahrplan für die Börsenentwicklung 2015 veröffentlicht Herausgeber Thomas Müller im Editorial der nächsten Ausgabe.

Machen Sie langfristig weiter mit – und machen Sie’s gut!