Anlegerverhalten: Viele trauen Aufwärtstrend noch immer nicht

05.03.15

Ein seltsam diffuses Stimmungsbild. Dazu gab es gestern erstmals seit Tagen ein Kurs-Jo-Jo. Auf dem Gipfel wird zurzeit weder laut gejubelt, noch nervös nach unten geblickt. Viele Akteure zweifeln aber an einer flotten Fortsetzung des Höhenflugs von Dax & Co. Das aktuelle Verhalten der marktbestimmenden Großanleger lässt sich am besten mit „stark uneinheitlich“ beschreiben. Man vermisst neue, starke Faktoren, die richtungsweisend wären. Keine Euphorie, keine Angst. Und der viel zitierte Rücksetzer bleibt bisher aus.

Vom Ausland kommen allerdings eindeutig positive Signale für unseren Aktienmarkt. Gerade in den vergangenen Tagen melden sich internationale Analysten zu Wort, die europäische Aktien in einer Favoritenrolle sehen. Beispiel aus England: Die Experten des britischen Vermögensverwalters LGIM sehen Europas Konzerne als Hauptprofiteure des niedrigen Ölpreises und des schwachen Euro. Obwohl die konjunkturellen Aussichten für viele Länder der Eurozone weiterhin verhalten sind, bieten europäische Aktien in den kommenden Monaten vergleichsweise bessere Anlagechancen als US-Titel, heißt es im aktuellen Ausblick von Legal & General Investment Management. Begründung: Es gibt derzeit eine Reihe temporärer und zyklischer Faktoren, deren Zusammenspiel sich vor allem für Europa günstig auswirkt.


Wie eine Bestätigung liest sich die aktuelle Auswertung des UBS Investor Sentiment Index: Die Anleger sind wieder mutiger geworden. Dieser monatliche Indikator misst die Risikobereitschaft der Käufer von UBS Discount-Zertifikaten auf den Dax. Im Februar lag der durchschnittliche Cap der gewählten Papiere um 7,53 Prozent unter dem jeweils aktuellen Niveau des deutschen Leitindex. Im Vergleich zum Vormonat hat sich die Anlegerstimmung damit deutlich verbessert. Kommentar der Schweizer: „Während die Investoren zu Jahresbeginn der Hausse offenbar noch nicht so recht trauten, sind sie anschließend von Tag zu Tag zuversichtlicher geworden. Die gute Stimmung an der Börse, die selbst durch geopolitische Risiken und den Schuldenstreit mit Griechenland nicht getrübt wurde, scheint sich auf viele Anleger übertragen zu haben.“

Gewiss, aber hat sich die Einschätzung gerade in den vergangenen Tagen doch wieder verändert? Der wöchentliche Sentiment-Bericht von der Frankfurter Börse, der mittwochs herausgegeben wird, ist ein Beleg für die wacklige Einstellung der Marktteilnehmer. Auch wenn der Dax während der vergangenen Wochen ohnehin niemanden in echte Euphorie versetzen konnte – acht neue Allzeithochs in Folge waren am Dienstag dann selbst eingefleischten Optimisten offenbar zu viel des Guten. Und so wundert es auch nicht, dass eine Korrektur von gerade einmal 1,5 Prozent von vielen als ausgesprochen „heftig“ wahrgenommen wurde. Das lag zum einen daran, dass sich der Dax-Trend in den beiden vorangegangenen Wochen zwar stetig, aber eben nur Stück für Stück nach oben geschraubt hatte, so dass selbst eine Gegenbewegung durchschnittlicher Größenordnung in diesem Kontext als relativ deutlicher Weckruf verstanden wurde.

Zum anderen hat sich auch das Sentiment der institutionellen Marktteilnehmer dramatisch verändert. Konnte bei der vorherigen Stimmungserhebung noch ein leichter Optimismus festgestellt werden, hat sich unter diesen mittelfristig orientierten Marktteilnehmern plötzlich Pessimismus breitgemacht, der sich gestern in einem Börse Frankfurt Sentiment-Index von -18 niedergeschlagen hat. Dies entspricht einem Minus von 30 Punkten und einer Verringerung des „Bullenlagers“ von fast einem Fünftel aller Befragten auf gerade einmal 26 Prozent, von denen sich per Saldo mehr als die Hälfte nicht nur mit Gewinnmitnahmen zufrieden geben wollte, sondern sich auch noch auf die Seite der „Bären“ schlugen. Man muss schon sehr weit zurückgehen, um einen derartigen Exodus von Optimisten zu finden – bis zum 2. Juni 2010.

Während sich der Optimismus der institutionellen Akteure danach auf dem niedrigsten Stand seit Ende 2012 befindet, hat sich die Stimmung der Privatanleger gegenüber der Vorwoche nur unwesentlich verändert. Offenbar sehen diese Investoren die Welt völlig anders als ihre institutionellen Pendants, denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index befindet sich hier mit 0 nach +2 Punkten in der Vorwoche auf der neutralen Linie.

Letztlich dürfte die Kursentwicklung bei uns auch in nächster Zeit maßgeblich vom Verhalten der ausländischen Investoren abhängen, die seit Monaten die wichtigste Stütze des Aufschwungs sind. Und diejenigen inländischen Großanleger, die sich zuletzt von Aktien getrennt haben, hoffen darauf, zu niedrigeren Kursen und damit wieder günstiger einsteigen zu können. Ich sehe somit keinen Grund für Sie, geschätzte Leser, hastig zu Gewinnmitnahmen zu eilen. Und als ich diesen Beitrag gestern Abend verfasste, hat sich der Dax im nachbörslichen Handel schon wieder über die Marke von 11.400 Punkten geschwungen.

boerse.de-Aktienbrief: Neuer Champion vorgestellt

Die neue Ausgabe des „boerse.de-Aktienbrief“ liegt vor. Interessant und informativ wie immer. Diesmal wird u.a. die Aktie des jüngsten Champions-Aufsteigers ausführlich vorgestellt. Dieses Unternehmen scheint ganz nach dem Geschmack von Bill Gates zu sein, der seine Beteiligung zuletzt weiter ausgebaut hat. Bei dieser Aktie winken hier im langjährigen Mittel rund 13% Kursrendite pro Jahr! Schreibt Aktienbrief-Chefredakteur Jochen Appeltauer: „Der Blick auf die Verlust-Ratio zeigt, dass sich der Titel gut als Defensiv-Baustein für jedes Portfolio eignet, da die Risikokennziffer mit 1,59 deutlich unterdurchschnittlich ausfällt.“ Meine Empfehlung: Lesen Sie mehr dazu und zum BCDI-Zertifikat im vierzehntägig erscheinenden „boerse.de-Aktienbrief“ (kostenloses Probe-Abo)!

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