Wie ticken die starken Akteure
an den internationalen Finanzmärkten, also die großen institutionellen
Investoren? Eine klare Antwort gibt es nicht. Deshalb sage ich schon seit
Jahren: Versuchen Sie, geschätzte Privatanleger, gar nicht erst, die täglichen
Kursbewegungen zu verstehen! Vor allem glauben Sie nicht dem Geschwätz der
Marktbeobachter in den Medien! Der bisherige Jahresverlauf ist in mehrfacher
Hinsicht irritierend, ja mitunter grotesk und ein Beweis für die
Kurzfristigkeit des Handelns. Auch erfahrene, selbstbewusste Profis agieren
inzwischen ungern antizyklisch, sondern üben sich vorsichtshalber in
kurzfristigem Rein und Raus. Herdentrieb eben.
Dass neue Langfrist-Prognosen
von prominenten Vordenkern wie McKinsey alles andere als ermutigend klingen,
nehme ich zwar zur Kenntnis, zweifle aber am Sinn eines ganz weiten Blicks nach
vorn – zu viel ändert sich zu schnell in dieser Welt. In jedem Fall kommt die
Aktie als Anlageklasse aber am besten dabei weg.
Sympathisch finde ich den aktuellen
Vergleich von Börse und Wetter vom Asienexperten der Allianz Global Investors.
Unter dem Titel „Überwiegend wolkig mit sonnigen Abschnitte“ zieht Charles Ma
in seiner „Friday Mail“ eine Parallele zwischen dem typischen Frühlingswetter
in Hongkong und der gegenwärtigen Lage an den globalen Finanzmärkten: „Der
Frühling hier kann herrlich warme Tage bei strahlend blauem Himmel oder aber
wolkenbruchartige Regenfälle im Gepäck haben. Manchmal ist das Wetter so
unberechenbar, dass der Blick aus dem Fenster die beste Wettervorhersage
liefert.“ Er bezieht sich dabei auf die wechselhaften Veröffentlichungen der
volkswirtschaftlichen Daten in den verschiedenen Regionen der Welt.
Sein Resümee: „Das globale
Wirtschaftswachstum ist zwar weiterhin schwach und der Ausblick eingetrübt, wir
rechnen jedoch nicht mit einer globalen Rezession, insbesondere angesichts des
weltweit anhaltend hohen geldpolitischen Lockerungsgrads.“ Und dann Zuversicht
für den späteren Jahresverlauf: Nach dem eher launischen Wetter im Frühjahr und
Sommer werde das Wettergeschehen im Herbst deutlich berechenbarer: Die Temperaturen
in Hongkong sind dann in der Regel milder und die Sonnentage häufiger. Wörtlich
sagt er: „Wollen wir hoffen, dass sich an den Märkten bis dahin die dunklen
Wolken – von enttäuschenden Unternehmensgewinnen bis hin zu schwachen
makroökonomischen Daten – größtenteils verzogen haben.“
Wenn ein Spitzenvertreter von
Blackrock, dem weltgrößten Vermögensverwalter, in einem Interview
grundsätzliche Skepsis an den Tag legt, dann sollte man diese ernst nehmen.
Hier ein paar Formulierungen des Chef-Anlagestrategen Martin Lück: Die Lage ist
für Anleger extrem unübersichtlich. Nachrichten werden an einem Tag positiv, am
nächsten negativ ausgelegt. Die in den vergangenen Wochen gesehene risikofreundlichere
Stimmung an den Aktienmärkten steht meiner Ansicht nach auf tönernen Füßen.
Viele Firmen überzeugen nicht mit ihren Zahlen. Wird der Wind wieder rauer,
dürften auch die politischen Risiken stärker sichtbar werden. Krisen, die zu
besonderen Verwerfungen führen, machen Anleger ratlos. Die Zeiten heute
scheinen so komplex wie vielleicht zuletzt vor der großen Depression Ende der
zwanziger Jahre.
Auch von den
Stimmungsanalysten in Frankfurt kommt wenig Ermutigendes. Entgegen eigener
Erwartung habe sich per Saldo also nur ein kleinerer Teil der wöchentlich befragten
Anleger vom Rücksetzer des Dax zu einem Wiedereinstieg verlocken lassen. Denn
gemessen an früheren Kursentwicklungen wären neue Engagements angesichts einer
Aktienmarktkorrektur von rund 600 Dax-Zählern innerhalb von knapp zwei Wochen
durchaus reizvoll gewesen. Möglicherweise stünden aber auch die negativen
Erfahrungen aus dem Kurssturz des Index während der ersten Wochen dieses Jahres
einem Neueinstieg entgegen. Die Angst vor dem Griff ins fallende Messer werde nämlich
immer dann wachgerüttelt, wenn Anleger hierzulande von schlechten
Konjunkturnachrichten aus China ereilt werden. Schließlich ergibt sich aus der laufenden
Beobachtung des Anlegerverhaltens doch noch vorsichtiger Optimismus: „Die
derzeitige Stimmungslage sowohl der institutionellen als auch der privaten
Investoren vermittelt jedenfalls den Eindruck, dass noch genug Potenzial
vorhanden ist, um den Dax im Falle weiterer Kursrückgänge stützend zur Seite
springen zu können.“
Ich meine, zunächst einmal
sollten Sie, liebe Leser, Ihre Erwartungen nicht zu hoch schrauben – zwar den
Mut zur Aktie nicht verlieren, aber weiter vorsichtig und demütig bleiben!
Konkret halte ich an meinem Ratschlag fest, einen größeren Teil seines Pulvers
trocken zu halten (wie viel, sollten Sie individuell bestimmen), bis sich
wieder ein klarer Aufwärtstrend einstellt.
Champions-Aktien auch in Turbulenzen stark!
Good news liefert mir Kollege Jochen Appeltauer, Chefredakteur des
„boerse.de-Aktienbrief“, wenn er zur aktuellen Lage schreibt: So mancher
Anleger wird sich derzeit von den Börsen wohl an den Rande des Wahnsinns
getrieben sehen. Gerade in solch schwierigen Börsenphasen zeigt sich immer
wieder, was unsere Aktienbrief-Champions von der breiten Masse abhebt. Während
der Berg-und-Tal-Fahrt des deutschen Leitindex der vergangenen Wochen und
Monate konnte beispielsweise mit Adidas lediglich einer der 30 im Dax notierten
Werte neue historische Höchststände erklimmen. Im Dow Jones markierten seit
Jahresanfang immerhin schon sieben der 30 US-Blue-Chips neue All-Time-Highs.
Zum Vergleich:
Während 2016 bislang gerade einmal 3% aller Dax-Werte und 23% der im Dow
Jones notierten Aktien auf Rekordmarken kletterten, konnten schon 29 der 100
Aktienbrief-Champions, also 29%, neue Allzeithochs in ihre Kurshistorien
eintragen.