13.08.16
Viele Akteure sind
überrascht worden. Inzwischen hat sich mit den Kursen auch die
Stimmung am Aktienmarkt spürbar verbessert – ob dauerhaft, bleibt
fraglich. Hauptargument ist die Aussicht auf eine langfristige
Unterstützung durch die extrem lockere Geldpolitik der wichtigen
internationalen Notenbanken. Inzwischen wächst zudem die
Bereitschaft der Asset Manager, auch auf bessere fundamentale
Wirtschaftsdaten zu setzen. Das mag den Beobachter ebenfalls
verwundern, sind doch die meisten Vorhersagen für das
weltwirtschaftliche Wachstum alles andere als ermutigend.
Beim Rückblick auf
den jüngsten Höhenflug, der den Dax auf ein neues Jahreshoch
brachte, stellen die Sentiment-Analysten der Frankfurter Börse fest,
dass es vor allem institutionelle Anleger waren, die im Vergleich zur
Vorwoche erneut das Ruder herumreißen mussten. Rund 11 Prozent aller
Befragten wechselten per Saldo komplett vom Bären- ins Bullenlager.
Aber auch bei den Privatanlegern ergab sich ein ähnlicher
Stimmungsumschwung, wenn auch nicht in gleichem Ausmaß. Am Ende hat
sich der Dax temporär um gut 600 Punkte befestigt – ein Impuls,
der für einige Akteure zu kräftig ausgefallen sein muss, um noch
länger auf günstigere Kaufgelegenheiten in Form von Rücksetzern
warten zu können. Vor allem der plötzliche Kursanstieg des Dax am
Dienstag um 2,5 Prozent sah wie eine kleine Kaufpanik aus.
Auch wenn sich der
Optimismus der institutionellen Investoren auf dem höchsten Stand
seit dem 6. Juli befindet, kann man derzeit immer noch nicht von
Anzeichen für eine Euphorie sprechen. So schreiben die Frankfurter
Stimmungsforscher: „Der Verlauf der Aufwärtsbewegung des Dax
spricht eher für einen erzwungenen Optimismus, der, gemessen an der
Stimmung der vergangenen sechs Monate, eher als ‚leicht positiv‘
denn als ‚ausgeprägt‘ bezeichnet werden kann – zumal noch
nicht einmal die Hälfte der befragten Investoren bullisch
eingestellt ist. Damit bleiben die Vorzeichen für den Dax günstig,
da größere Rücksetzer des Börsenbarometers zu weiteren Käufen
führen dürften.“ So gesehen sieht es also weiter gut aus.
Fraglich bleibt
dennoch in meinen Augen, ob der Kursaufschwung nachhaltig sein kann,
wenn sich globale Konjunktur und Unternehmensgewinne nicht
verbessern. Zweifel kommen u.a. nach dem neuen Ifo World Economic
Survey (WES) auf, der am Donnerstag vorgelegt worden ist. Seine
Headline: Weltwirtschaftsklima erfährt Rückschlag. Der ifo Index
sank im dritten Quartal um 4,5 Indexpunkte auf 86,0. Damit liegt er
auf dem niedrigsten Wert seit über drei Jahren und 10 Indexpunkte
unter seinem langfristigen Durchschnitt. Im Vorquartal war noch eine
Verbesserung registriert worden. Die Beurteilungen der Experten zur
aktuellen Wirtschaftslage bleiben unverändert ungünstig. Ihre
Erwartungen sind deutlich negativer als im Vorquartal.
Demnach ist die
Stimmung in der Weltwirtschaft gedämpft. Nach Ansicht der
WES-Experten kam in nahezu allen Regionen die kurze Aufwärtsbewegung
vom
Vorquartal zum
Erliegen. Vor allem in Europa – vor dem Hintergrund des
Brexit-Votums – trübte sich das Wirtschaftsklima ein. Eine
Ausnahme bildeten hier lediglich die osteuropäischen EU-Länder, wo
sich das Klima aufhellte. In Asien fiel der Klimaindikator auf seinen
niedrigsten Wert seit sieben Jahren. In Nordamerika liegt der Index
nur noch knapp über dem langfristigen Mittelwert. Eine Verbesserung
des
Wirtschaftsklimas,
wenngleich ausgehend von einem niedrigen Niveau, ist in Lateinamerika
und den GUS-Staaten.
Ergebnisse des neuen boerse.de-Anleger-Barometers
Wie gesagt, mich
stimmen solche und ähnliche Analysen noch vorsichtig. Und wie ticken
unsere Anleger? Jetzt liegen die Ergebnisse des
„boerse.de-Anleger-Barometers“ vor. Sie bestätigen den
gewachsene Zuversicht der Aktienanleger. Fazit des TM Börsenverlags:
Die kurzfristige Optimismus der deutschen Privatanleger ist weiter
gestiegen. Obwohl nun statistisch gesehen mit dem August und dem
September zwei eher börsenschwache Monate anstehen, erreichen die
kurz- und mittelfristigen Einschätzungen neue Stimmungshochs. Also
erwarten viele Privatanleger eine Sommerrally und Kurssteigerungen
bis zum Jahresende. Doch großer Optimismus gilt als
stimmungstechnisches Warnsignal. Daher besteht die Möglichkeit, dass
es bis Ende September zu einer Korrektur kommt.
Auf langfristige
Sicht sind die Umfrage-Teilnehmer weit von einer Übertreibung
entfernt, denn die Anleger-Erwartung liegt deutlich unter den
bisherigen Hochphasen. Also: Für die kommenden sechs Wochen ist
zunächst noch Vorsicht angesagt, auf lange Sicht bestehen beste
Chancen auf eine neue Hausse mit neuen Allzeithochs.
Machen Sie also
weiter mit – und machen Sie’s gut!