21.12.16
Egal, was in den
verbleibenden Tagen des alten Jahres noch geschieht – die Auffahrt
der Aktienkurse auf historische Rekorde (Wall Street) bzw. ein neues
Jahreshoch (Dax) sind schon die Rally gewesen, auf die so viele
Anleger hofften. Und es herrscht verbreitet Zuversicht, dass sich der
Trend im neuen Jahr fortsetzen wird, zumindest in den ersten Wochen
und Monaten.
Dass ich – anders
als die starken Bullen – noch vorsichtig bleibe, hängt einzig mit
Donald J. Trump zusammen, dem ich nach wie vor nicht traue. Wer
ähnlich vorsichtig ist, sollte sich mit weiteren Aktienkäufen
zumindest bis zur nächsten Konsolidierungsphase, die ja bald kommen
muss, oder bis Februar/März zurückhalten. Dann wird sich nämlich
an den ersten konkreten Maßnahmen des neuen Präsidenten zeigen, ob
er tatsächlich die hoch gesteckten Erwartungen von US-Wirtschaft und
Börse erfüllen kann.
Die meisten
Expertenprognosen hierzulande liegen mittlerweile vor. Heute ein
Blick auf die jährliche Vermögensverwalter-Umfrage von
Universal-Investment, bei der interessanterweise auch ein
Investment-Wort des Jahres 2017 gekürt wurde: „Zinswende“. Hier
die Kernaussagen:
- Moderate Steigerungen für Dax, EuroStoxx 50 und S&P 500 erwartet.
- Zinswende im Euro-Raum fällt aus, soll sich aber in den USA fortsetzen.
Führende
unabhängige Vermögensverwalter in Deutschland erwarten für das
kommende Jahr einen mäßigen Kursanstieg der wichtigsten
Aktienindizes, einen Fortgang der Nullzins-Politik im Euro-Raum,
Preissteigerungen für Edelmetalle und Öl sowie ein robustes
Wirtschaftswachstum in Deutschland. Für Privatanleger empfehlen die
Anlageexperten, das Gros ihrer Anlagen in Aktien aus den
Industrienationen zu investieren. Besonderes Augenmerk sollen
Investoren auf Wertpapiere aus Deutschland und den USA legen. Für
drei der wichtigsten Aktienindizes prognostizieren die
Vermögensverwalter steigende Kurse in 2017. Für den deutschen
Leitindex Dax erwarten die Experten im kommenden Jahr einen Anstieg
um 5 Prozent (Basis: Schlussstand vom 12.12.2016) auf einen
durchschnittlichen Stand von 11.761 Punkten. Den europäischen
Leitindex EuroStoxx 50 sehen die Vermögensmanager bis Ende 2017 bei
3.321 Punkten, ein Plus von knapp 4 Prozent. Für den
US-amerikanischen Unternehmensindex S&P 500 wird ein Zuwachs von
durchschnittlich nur noch 1,5 Prozent auf 2.290 Punkte
prognostiziert.
Das Gros der
befragten Experten erwartet auch im nächsten Jahr keine
signifikanten Veränderungen des Leitzinses im Euro-Raum. Erst auf
Dreijahressicht ist für viele ein leicht höheres Zinsniveau
vorstellbar. Die Geldpolitik der EZB findet nun auch etwas mehr
Akzeptanz unter den Profis. Bewerteten bei der Vorjahresumfrage noch
zwei Drittel der Teilnehmer die ultralockere EZB-Geldpolitik als
Grundstein für die nächste Finanzkrise, bewertet nun die Mehrheit
die Geldpolitik mit den Ankaufprogrammen als einzige Möglichkeit zur
Stabilisierung der Finanzmärkte – wenn auch nicht kritiklos.
Die Mehrheit der
unabhängigen Vermögensverwalter hat sich bei der Wahl nach dem
Investment-Wort des Jahres für ,Zinswende‘ entschieden –
angesichts des Niedrigzinsumfeldes und den Auswirkungen für die
Kapitalanlage eine nachvollziehbare Entscheidung.
Beim Blick auf die
Rohstoffe sind die Investmentspezialisten ebenfalls optimistisch: Sie
erwarten für 2017 einen Anstieg des Goldpreises um 6 Prozent
gegenüber dem aktuellen Kurs auf dann durchschnittlich 1.229
US-Dollar pro Unze. Für Silber gehen die Vermögensverwalter von
einem Anstieg um etwas über 11 Prozent auf 19 US-Dollar pro Unze
aus. Auch der Anstieg des Ölpreises dürfte sich demnach fortsetzen,
das Barrel WTI-Rohöl sollte zum Jahresende um 7 Prozent teurer
werden und dann 57 US-Dollar kosten. Der erwartete Anstieg der
Rohstoffpreise dürfte auch ein Grund dafür sein, dass knapp 60
Prozent ein Inflationsszenario für den Euro-Raum erwarten.
Damit erwarten die
Vermögensverwalter eine alles in allem moderate Entwicklung auf den
wichtigsten Märkten – ähnlich den Prognosen einiger Banken. Sie
bleiben also weit hinter den kürzlich vorgelegten Prognosen von
sentix Management. Die international beachteten Verhaltensforscher
gehen ja von deutlich mehr als 20 % Dax-Anstieg auf mindestens 14.000
in der ersten Hälfte 2017 aus, befürchten anschließend aber eine
„kalte Dusche“.
Ich empfehle Ihnen,
geschätzte Anleger, mit Demut ins neue Jahr zu gehen. Viel wird von
Trump abhängen und den europäischen Wahlen. Parallel dazu gilt es
zu beobachten, wie sich die Wende bei den Inflationsraten und Zinsen
auf die Aktienmärkte auswirken wird. Dazu kommt die Währungsseite,
denn die Euro-Dollar-Parität ist schon greifbar nahe, was nicht nur
Freude auslöst. Schon deshalb bleiben die internationalen
Kapitalströme, die ich kontinuierlich zu beobachten versuche, gerade
für Dax & Co. von besonderer Bedeutung.
Ach ja, eines steht
fest: Aktien werden Anleihen auch 2017 schlagen !
Machen Sie also
weiter mit – und machen Sie’s gut!