Aktienanlage: Es bleibt viel Politik in den Börsen

29.03.17

Verlieren die politischen Einflüsse an Gewicht für die Börsen? Vorläufig bleibt die Antwort ein klares Nein – egal, was Donald J. Trump für Amerikas Wirtschaft anrichtet oder nicht. Europa steht naturgemäß im Schatten von Washington D.C. und der Wall Street, hat aber zugleich jede Menge eigene Sorgen. Die sind auch durch den für die Rechtspopulisten enttäuschenden Wahlausgang in den Niederlanden kaum geringer geworden.



Die Titelseite des Handelsblatts von gestern macht es deutlich: Der Aufmacher „Berlin fürchtet Brexit-Beben“ berichtet von den Sorgen des Bundesfinanzministers, dass es zu „Verwerfungen“ an den Finanzmärkten durch den Ausstieg der Briten kommen könnte. Darunter ist die Story „Wirtschaft warnt Martin Schulz“ zu lesen. Heute geht es weiter, denn „Das Drama nimmt seinen Lauf“, so die Formulierung von Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank. Nach 44 Jahren in der Gemeinschaft beantragt Großbritannien heute offiziell den EU-Austritt. Nordirland hat keine Regierung, zudem stimmte das Parlament in Edinburgh gestern für ein neues Referendum, damit Schottland das Vereinigte Königreich verlassen kann – was London aber nicht billigen dürfte. „Die Politik auf der Insel hält uns weiter in Atem“, schreibt Stephan zu recht. Aber nicht nur die, denn Europa selbst ist zum Risikofaktor geworden.


Die Börsen bleiben aktuell bemerkenswert gelassen, was mindestens zwei Hintergründe hat: Einerseits überwiegt trotz aller Kritik und Zweifel immer noch die Hoffnung, dass Trump der US-Wirtschaft (und damit auch der Weltwirtschaft) die angekündigten Impulse verleihen wird. Zum anderen denken zumindest die Optimisten, dass alles Politische nicht so schlimm kommen wird wie man es sich ausmalen könnte.


Darauf deuten auch die Stimmungsindikatoren hin. Bei den Sentiment-Forschern von sentix heißt es jetzt: „Situation in Euroland entspannt sich wieder, zumindest oberflächlich.“ Der sentix Euro Break-up Index, der die Wahrscheinlichkeit des Ausscheidens eines Mitglieds der Eurozone misst, fällt Ende März auf 18,7% zurück und rangiert damit wieder unterhalb der 20-Prozent-Marke. Das unerwartet schwache Abschneiden der Rechtspopulisten in der niederländischen Parlamentswahl beruhigt offensichtlich die Gemüter der Anleger. Aber nicht nur der Teilindex für die Niederlande, der im Zuge des Wahlausganges wieder gegen 0% tendiert, trägt zur Minimierung des Gesamtrisikos bei. Besonders deutlich reduziert sich die Risikowahrnehmung der noch im vergangenen Monat von sentix betitelten „gefährlichen Drei“ – Griechenland, Italien und Frankreich. Die sentix GmbH ist ein
Beratungsunternehmen, welches darauf spezialisiert ist, in Echtzeit Auskunft zum Anlegerverhalten und zur Anlegerpsychologie zu liefern.


Ein ganz anderes politisches Signal – dabei geht es nicht um die Kurse – setzt im Inland das Deutsche Aktieninstitut (DAI). In seinem Positionspapier zur Bundestagswahl setzt sich das DAI dafür ein, dass die Parteien die Förderung der Aktie und die Entbürokratisierung von Börsengängen in ihre Wahlprogramme aufnehmen. Das kann man nur unterstützen. Leider lehrt die Erfahrung, dass Aktie und Börse in Berlin wenig Aufmerksamkeit finden und deshalb auch die Zusammenhänge von langfristiger Aktienanlage und Altersvorsorge nicht gewürdigt werden. Umso mehr sollte der neue DAI-Vorstoß begrüßt werden.


Das Deutsche Aktieninstitut legt das Positionspapier „Aktien in Deutschland fördern – Anregungen des Deutschen Aktieninstituts zur Bundestagswahl 2017“ vor, um seinen Beitrag zur Diskussion und Lösungsfindung der großen Herausforderungen zu leisten. „Aktien“, betont DAI-Chefin Dr. Christine Bortenlänger, „können in vielen drängenden wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Fragen der Schlüssel zur Lösung sein. Aktien als Finanzierungs- und Anlageinstrument müssen deshalb in Deutschland stärker gefördert werden. Egal ob es darum geht, mit Kapitalerhöhungen die Digitalisierung deutscher Unternehmen zu finanzieren, durch Börsengänge Kapital für Fintechs und Startups einzuwerben oder die Altersvorsorge zukunftsfähig zu machen, Aktien sind das Mittel der Wahl“, so Bortenlänger.


In seinem neun Punkte umfassenden Positionspapier fordert das Deutsche Aktieninstitut beispielsweise, Aktien stärker in die private und betriebliche Altersvorsorge zu integrieren. Dafür bedarf es eines Förderkonzepts Altersvorsorge, das ein klares Zeichen des Gesetzgebers pro Aktie setzt. Auch die Rahmenbedingungen für die Aktienanlage müssen verbessert werden. Die steuerliche Diskriminierung der Aktie gilt es zu beenden, die Anlageberatung zu Aktien zu entbürokratisieren und die ökonomische Bildung der Bürger zu verbessern. Nur wenn die Rahmenbedingungen stimmen, werden die Bürger Vertrauen in die Aktie fassen und sie zu ihrem eigenen Vorteil für ihren Vermögensaufbau und die Altersvorsorge nutzen.


Um die Unternehmensfinanzierung mittels Aktien zu erleichtern, fordert das Deutsche Aktieninstitut, die Regulierung von Börsengängen und Börsennotierung zu entbürokratisieren. Der Rückgang der Anzahl der börsennotierten Unternehmen seit 2008 um ein Drittel spricht insoweit eine deutliche Sprache.


Hoffen wir, dass unsere Politiker die Zeichen der Zeit erkennen! Vielleicht würde es helfen, wenn Thomas Müller und sein Börsenverlag aus neutraler Position heraus den Abgeordneten einmal die Qualität der Aktie präsentieren könnten – und konkret dabei natürlich den BCDI und seine Instrumente!


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!