Sparen und Anlegen: Es wird wieder mehr falsch gespart - leider

26.04.17

Wenn Donald J. Trump jetzt nicht in die Börsensuppe spuckt, sondern sie weiter würzt, werden die Bullen weiter das Feld beherrschen. Die Frankreich-Wahl hat viele Zweifler aufgerüttelt. Und Europa ist wieder angesagt. Nicht nur die Aktienkurse selbst stehen auf grün – ich empfehle stets einen Blick auf unser „Angstbarometer“: Der VDax-New, vergangene Woche bis über 21 Punkte geklettert (= langfristig durchaus noch normal), stürzte am Hausse-Montag um spektakuläre gut 30 Prozent ab, danach noch ein Stück weiter und lag heute Vormittag bei 13,5!




Aktien sind also wieder angesagt – nur nicht bei den Bundesbürgern. Die sind weiter in Sparlaune: Das zeigt jedenfalls der aktuelle Spar- und Anlageindex von comdirect, der mit 104,8 Punkten um 8,5 Punkte angestiegen ist. Im Schnitt legte jeder Bundesbürger im März 112 Euro beiseite – das sind 4 Euro mehr als noch im Vormonat. Meist bleibt das Ersparte dabei auf dem Girokonto: 55 Prozent der deutschen Sparer gaben an, das Girokonto zu präferieren. Noch schlimmer: Beliebte Anlageprodukte sind darüber hinaus das Sparbuch (52 Prozent) oder das Tagesgeldkonto (35 Prozent).


Wertpapiere kaufen die Deutschen hingegen weiterhin nur zögerlich. Sie setzen ungeachtet der anhaltenden Niedrigzinsphase unverändert auf die klassischen Sparprodukte. „Die Menschen wollen flexibel bleiben und kurzfristig über ihr Geld verfügen können. Dieses Verhalten ist nachvollziehbar und bis zu einem gewissen Maß auch sinnvoll“, sagt Kirsten Albers, Leiterin Banking bei comdirect. Recht hat sie, doch zeigt das zugleich, dass die Mehrheit der Deutschen nach wie vor nicht umdenkt angesichts drohender Kaufkraftverluste – vor allem nicht anders handelt. Deshalb halte ich es für sinnvoll, wenn Sie sich, geschätzte Aktienanleger, als „Aktien-Missionare“ engagieren und im Kreis von Verwandten, Freunden und Bekannten Ihre positiven Erfahrungen mit der langfristigen Anlage weitergeben. Zur Unterstützung hält der TM Börsenverlag ja jede Menge Info-Material bereit.


Der Preis für diese schnelle Verfügbarkeit ist hoch, wie die jüngste comdirect-Studie zum Realzinsverlust zeigt. Demnach verliert jeder deutsche Haushalt im Schnitt 872 Euro im Jahr durch Spareinlagen, deren Verzinsung unterhalb der Inflationsrate liegt. „Gerade für den langfristigen Vermögensaufbau sollten die Deutschen daher auch auf Wertpapiere setzen“, so Albers.

Top Ten Geldanlage: So legten die Deutschen im März ihre Ersparnisse an:


1. Girokonto (55 %)
2. Sparbuch (52 %)
3. Tagesgeld (35 %)
4. Bausparvertrag (33 %)
5. Bargeld (30 %)
6. Altersvorsorge (27 %)
7. Lebensversicherung (26 %)
8. Festgeld (18 %)
9. Fonds (17 %)
10. Aktien (13 %)


Erst kürzlich wurden dazu Gesamtzahlen auch veröffentlicht, die belegen, dass in kaum einem anderen Land die Menschen so eifrig sparen wie bei uns. Und trotzdem büßen sie Jahr für Jahr viele Milliarden Euro ein. Angesichts der durchschnittlichen Inflationsrate von 1,9 Prozent im 1. Quartal 2017 verlieren die Bundesbürger jährlich rund 34,2 Milliarden Euro. „Die Zahlen zeigen: Deutschland spart sich arm. Noch nie war der Wertverlust niedrig verzinster Geldanlagen höher als aktuell“, sagt Arno Walter, Vorstandsvorsitzender der comdirect bank AG.


Kein Wunder, dass Privatanleger weiter keine Rolle am heimischen Aktienmarkt spielen. Wie die soeben vorgelegte Erhebung von EY (Ernst & Young) bestätigt, ist der Großteil der Dax-Aktien ist nach wie vor im Besitz institutioneller Anleger, dazu zählen etwa Pensions- und Investmentfonds, Versicherungen oder Kreditinstitute. Sie halten im Schnitt mehr als sechs von zehn Aktien (64 Prozent) und spielen bei der Deutschen Börse (94 Prozent), Infineon (90 Prozent) und Bayer (88 Prozent) eine besonders große Rolle. Private Investoren sind hingegen im Durchschnitt nur mit 12 Prozent vertreten – die größte Bedeutung haben sie bei der Lufthansa (46 Prozent) und BASF (29 Prozent). Strategische Investoren wie Familien oder Unternehmen halten ebenfalls durchschnittlich 12 Prozent der Aktien und sind vor allem bei Continental (46 Prozent), BMW (43 Prozent) und Henkel (36 Prozent) stark vertreten. Das Engagement des Bundes, der KfW-Bankengruppe sowie eigene Aktien spielen insgesamt hingegen kaum eine Rolle (3 Prozent).


Die Dax-Konzerne befinden sich mehrheitlich im Streubesitz: Acht von zehn Aktien (83 Prozent) der deutschen Dax-Unternehmen stehen dem freien Handel an der Börse zur Verfügung, lediglich 17 Prozent der Wertpapiere sind als Festbesitz Großanlegern zuzuordnen – im Vergleich zum Vorjahr hat sich keine nennenswerte Änderung ergeben. Sechs Unternehmen befanden sich Ende vergangenen Jahres vollständig im Streubesitz. Unternehmen mit einem verhältnismäßig niedrigen Streubesitz sind Beiersdorf (39 Prozent) und die Automobilunternehmen Volkswagen (43 Prozent), Continental (54 Prozent) und BMW (57 Prozent).


Machen Sie weiter mit – und machen Sie’s gut!