Börsensprüche: Studie zu „Sell in May and go away"

01.05.17

Die Börsenweisheit „Sell in May and go away" ist wohl jedem Aktienanleger bekannt. Umstritten ist allerdings, ob sie auch zutrifft. Eine Studie hat nun untersucht, was wirklich dran ist (übernommen von finanzen.net, 07-02-2017).



Sollte man seine Aktien vor dem Sommer verkaufen und erst im Herbst wieder an den Aktienmarkt zurückkehren? Dieses Vorgehen legt eine altbekannte Börsenweisheit nahe. Auch der fast ebenso bekannte Halloween-Effekt besagt, dass die Aktienkurse im Winter besser laufen. Anleger, die sich beim Handeln an ihm orientieren, kehren jedoch statt im September erst im November – also am Tag nach Halloween – wieder an den Markt zurück. Dann halten jedoch auch sie die Wertpapiere bis Ende April und verkaufen sie im Mai wieder.

Wenn es so viele Strategien gibt, die besagen, dass Aktien im Sommer schlechter performen als im Winter, dann muss da doch etwas dran sein, oder nicht? Diese Frage haben sich Wissenschaftler der australischen Universität von Queensland und der amerikanischen UC Berkeley gestellt und den US-Index Dow Jones mit seiner Entwicklung im Sommer und Winter zwischen Januar 1927 und Dezember 2015 ganz genau unter die Lupe genommen. Konzentriert haben sie sich dabei auf den Halloween-Effekt, da dieser das Jahr in zwei gleich lange Zeiträume von je sechs Monaten einteilt und die Daten somit leichter vergleichbar macht – ganz nach dem Motto: „Sell in May and go away, but remember to come back in November."

In ihrer Studie, die Ende Januar veröffentlicht wurde, kamen die Wissenschaftler zu einem Ergebnis, das wohl viele Börsianer überraschen dürfte: Laut den Forschern gibt es in der überwiegenden Mehrzahl der Jahre nur einen so kleinen Unterschied zwischen der Entwicklung der Aktienmärkte in den sechs Monaten von November bis April und dem Zeitraum von Mai bis Oktober, dass dieser statistisch gesehen quasi gar nicht existiert. Speziell im Winter in den Aktienmarkt einzusteigen und im Sommer wieder auszusteigen ist somit nicht nötig. Die vermeintlichen Börsenindikatoren liegen also meist falsch – mit einer Ausnahme. Denn die Wissenschaftler konnten auch belegen, dass der Halloween-Effekt durchaus regelmäßig eintritt, und zwar immer in dem Jahr, bevor in den USA ein neuer Präsident gewählt wird.

Seit Beginn der Untersuchungsperiode im Jahr 1927 hatte der Aktienmarkt in den Wintermonaten vor einem Wahljahr im Vergleich zum darauffolgenden Zeitraum Mai bis Oktober immer eine deutliche Outperformance erzielt, so die Wissenschaftler. In jüngster Vergangenheit wäre dies der Zeitraum zwischen 1. November 2014 und 30. April 2015 gewesen, denn die Studienautoren haben eine etwas eigenwillige Zeitrechnung. Wie sie in ihrer Studie erklären, ging für sie das letzte Wahljahr von 1. November 2015 bis 31. Oktober 2016 und das Jahr vor der folgenschweren US-Wahl somit von 1. November 2014 bis 31. Oktober 2015. Hier hätte der Dow Jones auf annualisiert im Winter um 3,82 Prozent zugelegt, im darauffolgenden Sommer aber um 2,58 Prozent nachgegeben. Entscheidender als die Jahreszählung der Forscher ist allerdings die von ihnen nachgewiesen Regelmäßigkeit des Halloween-Effekts alle vier Jahre, also zum nächsten Mal wohl ab 1. November 2018.