Aktienanlage: Jetzt über alternative Instrumente nachdenken

06.09.17

Im Westen nichts Neues. Die bekannten Chancen und Risiken gelten weitgehend unverändert. Dabei hat die Gefahr eines Kriegs mit Nordkorea die Börsen bisher noch nicht tief beeindruckt – noch nicht. Naturgemäß bemühen sich Fondsmanager und Finanzvertriebler unverdrossen, die Anleger von bestimmten Anlageklassen oder Einzelanlagen zu überzeugen. Dazu werden zwei strategische Argumente herangezogen: Jetzt muss man aktiv sein Portfolio managen, jetzt kommt es noch mehr auf Diversifizierung an. Ich bleibe jedoch dabei: Es drängt sich derzeit keine Anlageform auf – weder Aktien oder Anleihen, noch Gold oder andere Rohstoffe.




Deshalb bleibt bis auf weiteres Zurückhaltung mit neuen Engagements eine sinnvolle Option für Sie, geschätzte Anleger. Das gilt natürlich nicht fürs Trading und sollte andererseits auch keineswegs langfristige Aktiensparpläne tangieren. Außerdem bieten sich rührigen Investoren, die frisches Kapital einsetzen möchten, alternative Anlageinstrumente an. Neben speziellen Fondstypen und Termingeschäften habe ich die Zertifikate im Auge, mit denen sich alle denkbaren Möglichkeiten von Trends der Märkte, Branchen und Einzelwerte abbilden lassen. Empfehlung an Zertifikate-Neulinge: Nutzen Sie die vielfältigen Informationsmöglichkeiten, die u.a. von den Emittenten selbst geboten werden!


Bei allen – derzeit begrenzten – Unterschieden nach Regionen ist die Weltwirtschaft alles in allem weiter im Lot. So signalisiert der jüngste Sentix-Konjunkturindex: Die Breite des Aufschwungs stimmt. Auch im September präsentiert sich die Euroland-Konjunktur weiter in guter Verfassung, heißt es im Einzelnen. Lage und Erwartungen haben sich dabei kaum verändert. Auch in den USA verbessert sich der Sentix Konjunkturindex leicht, aber Entwarnung ist damit noch nicht gegeben. Stark präsentieren sich dagegen die anderen Regionen. Vor allem Japan befindet sich in der besten Lage seit Sommer 2007. Die Erholungen in Osteuropa und Lateinamerika kommen langsam voran.

Mario Draghi dürfte es freuen, denn die Euroland-Konjunktur hat ihren ersten leichten Test bestanden. Die August-Verunsicherung, hervorgerufen durch die Auto-Krise in Deutschland und schwache US-Werte, hat die Euroland-Konjunktur nicht beeinträchtigt. Aus konjunktureller Sicht besteht damit nicht mehr die Notwendigkeit für die EZB, durch geldpolitische Maßnahmen die Wirtschaftserholung abzusichern. Doch der Glaube an einen selbsttragenden Aufschwung ist bislang aus den Worten der EZB noch nicht herauszuhören gewesen.


Wären Rohstoffe nicht eine ideale Anlageklasse in Zeiten konjunkturellen Aufschwungs? Nur mit Einschränkung, weil einerseits Wechselkurse eine Rolle spielen und zum anderen spekulative Einflüsse berücksichtigt werden müssen, deren Nachhaltigkeit kaum zu beurteilen ist. Ein interessantes Beispiel dazu liefern heute die Strategen der Deutschen Bank: Die Kupferpreisentwicklung gilt normalerweise als Frühindikator für das globale Wirtschaftswachstum. Aber was taugt diese Korrelation, wenn die Tonne Kupfer seit Mai 26 Prozent teurer wurde? So stark kann die Nachfrage aus China trotz überraschend guter Konjunkturdaten in 2017 gar nicht sein. Es ist wohl eher so, dass Chinas Wachstum Kupferspekulanten anzulocken scheint wie das Licht die Motten. Jedenfalls hat sich die Anzahl der Kontrakte, mit der an den Terminbörsen auf steigende Kurse gesetzt wird, seit Mitte 2016 verdreifacht! Auch wenn die Nachfrage nach Kupfer zurzeit stabil wächst, seinen Preis haben diese Positionierungen wahrscheinlich zu weit nach oben getrieben. Dann wäre eine Korrektur möglich.


Auf welche deutschen Werte sollte man jetzt achten? Orientierungshilfen kommen von der großen Prüfungs- und Beratungsorganisationen EY (Ernst & Young), die Umsatz- und Beschäftigungsstruktur der Konzerne unter die Lupe genommen hat. Ergebnis: Boomendes Auslandsgeschäft stärkt Beschäftigung der Dax-Konzerne in Deutschland. Das sind in meinen Augen auch Qualitätsmerkmale für Aktienanleger.

Nur vier der 28 Dax-Konzerne (ohne die Banken) erwirtschafteten im Jahr 2016 mehr Umsatz in Deutschland als im Ausland: Das ausschließlich in Deutschland tätige Wohnungsunternehmen Vonovia, die Fernsehgruppe ProSiebenSat1 sowie die beiden Energieversorger RWE und Eon. Am stärksten internationalisiert sind die Unternehmen Fresenius Medical Care, adidas, Linde und HeidelbergCement, die alle auf einen Umsatzanteil im Ausland von jeweils mehr als 90 Prozent kamen. Die gleichen Unternehmen (mit Ausnahme von adidas, für das keine entsprechenden Angaben vorliegen) sind es auch, die den größten Mitarbeiteranteil im Ausland aufweisen. Fresenius Medical Care beschäftigte im Jahr 2016 95 Prozent seiner Belegschaft im Ausland, HeidelbergCement 93 Prozent und Linde 87 Prozent. Schon unter diesem Blickwinkel beachtenswerte Aktien.


Machen Sie also weiter mit, bleiben Sie aber vorsichtig – und machen Sie’s gut!