Aktienanlage: Nach Amerika jetzt verstärkt auf Asien setzen

25.10.17

Wer sich als privater Aktienanleger an den Profis orientieren möchte, sollte über Europa hinausblicken und möglichst international diversifizieren. Dabei hat sich meine frühere Beobachtung mittlerweile voll bestätigt, dass Schwellenländer wieder zu den bevorzugten Anlagezielen gehören – Asien steht eindeutig im Vordergrund. Dafür spielen wirtschaftsfreundliche innenpolitische Entwicklungen eine wichtige Rolle (China, Indien). Gleiches gilt für Japan. Damit ist Asien interessanter als Amerika geworden.




Nicht zuletzt Bewertungsargumente sorgen aber dafür, dass auch Europa als attraktive Ländergruppe auf den Einkaufszetteln bleibt. Die vorläufigen Stimmungsindikatoren für Oktober bestätigten die robuste Erholung der Eurozone. In Frankreich stehen sie mit 57,5 Punkten so hoch wie zuletzt 2011 – beste Bedingungen für Zykliker am Aktienmarkt. Die im CAC-40 mit je gut 17 Prozent stark gewichteten Sektoren zyklischer Konsum und Industrie legten seit Jahresbeginn um rund 23 Prozent (!) zu, während der Leitindex „nur“ 14 Prozent gewann. Meint die Deutsche Bank: Damit steht Frankreich beispielhaft für den Trend in Euroland, wo sich die Konjunktur besser entwickelt als erwartet. Das dürfte die höheren Aktienkurse rechtfertigen.


Doch sind die Rahmenbedingungen weltweit überwiegend positiv. Die diesjährige positive globale Wirtschaftsentwicklung beschränkt sich nicht auf einzelnen Regionen oder auf bestimmte Wachstumstreiber. Und einiges spricht dafür, dass der Trend anhält. „Die Konjunktur ist nicht heiß gelaufen, ernsthafte Inflationssorgen sind nicht in Sicht und das finanzielle Ungleichgewicht innerhalb der Länder ist überschaubar“, betont Steven Bell, Chefvolkswirt bei BMO Global Asset Management. Auch wenn die historische Performance keine Garantien für die künftige Entwicklung bietet: Die Analyse ähnlicher Szenarien aus den vergangenen 50 Jahren deutet darauf hin, dass die aktuell positive Wirtschaftslage das Investitionsumfeld auch künftig beflügelt.


China ist das beste Beispiel, wie ein Belastungsfaktor für die Weltbörsen (Anfang 2016) wenig später die Märkte anregen kann. Der 19. Parteikongress ist zu Ende gegangen und Staatschef Xi Jinping konnte dabei seine interne Machtposition nochmals deutlich stärken. Michael Lai, Fondsmanager bei GAM, glaubt, dass sich das Reich der Mitte wie auch in den vergangenen Jahren auf Reformen in den Bereichen Unternehmen, Umwelt und Investmentmarkt fokussieren wird. Die Aussichten für das Wirtschaftswachstum hält er daher trotz des Schuldenrisikos nach wie vor für positiv. Eines der Hauptthemen auf dem Parteitag war die Reform der staatseigenen Unternehmen. Die Regierung unter Präsident Xi fördere den Ausbau gemischtwirtschaftlicher Besitzstrukturen bei staatlichen Unternehmen. Dadurch soll die Effizienz der Unternehmen langfristig verbessert werden, Talente gefördert sowie Interessen von Aktionären und der Unternehmensführung aufeinander abgestimmt werden. Die Reformen der Regierung gingen aber noch weiter.


Dazu passt der soeben vorgelegte China Economic Panel (CEP) von ZEW und Fudan Universität (Shanghai) mit dem Ergebnis: Die Konjunkturerwartungen für China verbessern sich erneut deutlich. In der Umfrage vom Oktober steigen die Konjunkturerwartungen um 9,0 Punkte zu und liegen nun bei 17,3 Punkten (September: 8,3 Punkte). Der CEP-Indikator, der die Konjunkturerwartungen internationaler Finanzmarktexperten/-innen für China auf Sicht von zwölf Monaten wiedergibt, liegt damit erneut oberhalb des langfristigen Durchschnitts von 5,3 Punkten. Die Einschätzung der konjunkturellen Lage hat sich ebenfalls weiter verbessert.


Auf der Ebene der Sektoren haben Informationstechnologie und Telekommunikation (65 Punkte), Versicherungen (57,5 Punkte), Dienstleistungen (55 Punkte) und Elektronik (54,8 Punkte) die höchsten Werte. Auf den letzten Plätzen liegen hingegen die Sektoren Automobil (33,3 Punkte), Energie (32,5 Punkte) sowie Bauwirtschaft (23,8 Punkte). Das sollten auch Privatanleger berücksichtigen.


Einer meiner Favoriten bleibt das Gesundheitswesen einschließlich Pharma und Medizintechnik. Auch internationale Bankstrategen sehen Langfristpotenzial für den Healthcare-Sektor speziell in China. Noch liegen dort die privaten Ausgaben für Gesundheit bei rund 6 Prozent des BIP – bis 2020 könnte der Wert auf etwa 8 Prozent steigen. Denn auch in China altert die Gesellschaft. Zudem ändert die Regierung die Vorgaben: Konzentrierte sich Peking bisher vorrangig auf eine flächendeckende Versorgung, wird der Schwerpunkt künftig auf Qualität und Effizienz liegen. Hierzu sollen Privatunternehmen mehr Marktzugang bekommen. Übrigens: Healthcare ist für ganz Asien ein Anlagethema – es gibt dazu einschlägige Investmentfonds.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!