Börsenstimmung: Optimismus für Aktien wird verlängert

20.01.18

Die Aktienmärkte sind weiter in einer guten Verfassung. Den zwischenzeitlichen Wechselkursirritationen – fester Euro angeblich ein Belastungsfaktor für unseren Export – sollte man keinen nachhaltigen Einfluss beimessen. Außerdem sind wieder stärkere Dollarphasen wahrscheinlich. Interessanter und in meinen Augen wichtiger ist die Beobachtung, dass internationale Anlagestrategen ihre Zuversicht für die Märkte verlängern – Weltwirtschaft und Börsen werden zunehmend auch für 2019, zumindest bis ins kommende Jahr hinein optimistisch beurteilt.

Das bestätigen auch jüngste Stimmungsberichte. In der aktuellen Erhebung des Citi-Investmentbarometers sehen die Umfrageteilnehmer Aktien auf kurze Sicht weiterhin positiv: Für die nächsten drei Monate rechnen 46 (3. Quartal 2017: 45) % der Befragten mit steigenden Aktienkursen und 43 % gehen von einer Seitwärtstendenz an den europäischen Aktienmärkten aus. Auch mittelfristig fallen die Einschätzungen der Befragten positiv aus: 59 % der Umfrageteilnehmer erwarten steigende Aktiennotierungen innerhalb der nächsten zwölf Monate.




Die Zuversicht der Befragten in Gold halbiert sich hingegen: Nur noch
31 (62) % der angesprochenen Anleger rechnen mit steigenden Goldpreisen in den nächsten drei Monaten. Der größte Teil der Umfrageteilnehmer (47 %) glaubt nur noch an eine Seitwärtsentwicklung von Gold.

Differenziert ist das Bild, das von den Frankfurter Sentiment-Beobachtern in ihrem jüngsten Marktbericht skizziert wird. Darin heißt es, internationale Investoren scheinen kein Ende der Aktienhausse zu sehen. Nein, die Aktienmärkte werden nicht, wie vor einem Monat noch befürchtet, im zweiten Quartal 2018 ihren Höhepunkt erreichen. Vielmehr ergab die jüngste Umfrage von BofA Merrill Lynch bei internationalen Fondsmanagern, dass es mit den Aktien noch bis zum Jahr 2019 oder sogar jenseits davon weiter nach oben gehen könnte. Netto sind 55 Prozent der Befragten in Aktien übergewichtet, was einem 2-Jahres-Hoch entspricht – die Kassehaltung fiel auf 4,4 Prozent, also auf ein Fünfjahrestief.


Diese positive Ansicht scheinen die wöchentlich befragten mittelfristig orientierten Investoren an der Börse Frankfurt jedoch nicht zu teilen. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 7 Punkte auf einen Stand von +5 Punkte gefallen, wobei sich der Großteil dieser noch übersichtlichen Verschiebung als direkte Wanderung früherer Optimisten ins Bärenlager darstellt. Nun mag es für diese Zurückhaltung verschiedene Gründe geben. Einer davon könnte darin bestehen, dass man sich nicht gerne in einer euphorischen Masse bewegt, die vor allen Dingen ihren Ursprung in den USA haben dürfte, begünstigt etwa durch die Ende vergangenen Jahres verabschiedete Steuerreform.


Mehr noch als das Bestreben, sich antizyklisch zu verhalten, liefert jedoch die veränderte Rhetorik der Europäischen Zentralbank ein Motiv für den geringen Optimismus hierzulande. Denn mit ihrem vor ein paar Tagen veröffentlichten Protokoll der letzten Sitzung des vergangenen Jahres schreckte die EZB den einen oder anderen Investor insofern auf, als man mit etwas Fantasie durchaus auf die Idee kommen könnte, die Zentralbank werde ihr Anleihekaufprogramm früher als ursprünglich gedacht zurückfahren. Diese Befürchtungen erhielten dann zu Wochenanfang noch mehr Bestätigung, als sich ein Mitglied des EZB-Rats sogar dahingehend äußerte, dass bei entsprechend guten ökonomischen Voraussetzungen das Kaufprogramm im September sogar auf einen Schlag beendet werden könnte. Auch wenn sich angeblich sogenannte „informierte Kreise" innerhalb der EZB bemühten, diese Aussage zu relativieren: Die Aussicht, das für den hiesigen Aktienmarkt so wichtige quantitative Lockerungsprogramm könne womöglich vorschnell und nicht schrittweise beendet werden, hinterließ deutliche Spuren. Ich halte diese Sorgen für übertrieben.


Dies gilt auch für die zuletzt wesentlich optimistischer eingestellten Privatanleger deren Börse Frankfurt Sentiment-Index sich gegenüber der Vorwoche glatt halbierte und nur noch einen Stand von +14 Punkte aufweist. Die für diesen Umschwung infrage kommenden früheren Optimisten haben sich übrigens fast allesamt um 180 Grad gedreht und sind ins Bärenlager gewechselt.

Rein psychologisch könnte zeitweise das Desaster im Bereich der kryptischen Währungen ausgestrahlt haben. Die Kursstürze von Bitcoin & Co. haben zwar mit den Aktienbörsen unmittelbar nichts zu tun. Doch lösten sie bei dem einen oder anderen Börsenexperten die Sorge aus, es könnte sich eine weitere internationale Finanzkrise entwickeln. Das hat sich seit der zweiten Wochenhälfte aber wieder gelegt. Und selbst ein anhaltend stabiler Euro hat den wieder aufwärts tendierenden Dax nicht bremsen können.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!