Altersvorsorge: Deutsche Sparer bauen zunehmend auf Fonds

21.09.18

Investmentfonds sorgen häufiger als früher für Schlagzeilen mit positiven Vorzeichen. Das betrifft nicht nur Absatz- und Performancezahlen – die nicht unumstrittenen Mischfonds werden von vielen Deutschen favorisiert. Der schärfere Wettbewerb ist zum Vorteil für die Bürger, denn die Kosten für den Sparer stehen unter Druck. Und die Fondsstrategen werden immer kreativer – immer neue Modelle kommen auf den Markt. Darüber hinaus sorgt die Diskussionen über eine Reform der Altersvorsorge selbst auf der politischen Ebene für eine stärkere Beachtung von Investmentfonds als attraktive Alternative.




Wie sich die Fondsanlage aktuell aufteilt, kommt in der jüngsten Halbjahresstatistik gut zum Ausdruck. Investmentfonds sammelten von Anfang Januar bis Ende Juli 2018 netto 56,3 Milliarden Euro ein. Offene Spezialfonds steuerten 43,8 Milliarden Euro bei, offene Publikumsfonds 12,2 Milliarden Euro und geschlossene Fonds 0,3 Milliarden Euro. Allein im Juli erzielten Fonds Zuflüsse von rund 6 Milliarden Euro. Aus freien Mandaten zogen Anleger seit Jahresbeginn 11,4 Milliarden Euro ab. Die Branche verwaltet ein Gesamtvermögen von 3,1 Billionen Euro. Mischfonds führen mit 14,9 Milliarden Euro die Absatzliste der offenen Publikumsfonds an. Davon entfallen 10,2 Milliarden Euro auf Produkte, die zu gleichen Teilen weltweit in Aktien und Anleihen investieren. Immobilienfonds flossen 3,1 Milliarden Euro zu. Aktienfonds erzielten Zuflüsse von 1,7 Milliarden Euro. Rentenfonds verzeichneten Abflüsse von netto 3,6 Milliarden Euro. Hierzu haben insbesondere Produkte mit Schwerpunkt auf Unternehmensanleihen und Euro-Kurzläufer mit insgesamt
3 Milliarden Euro beigetragen.


Und wie ticken die Sparer? Eine neue Umfrage bestätigt eine alte Erkenntnis: Viele Deutsche glauben fälschlicherweise immer noch, dass sich die Riester-Rente nicht lohnt. Gut ein Viertel der Befragten fürchtet, im Alter nicht genügend Geld zur Verfügung zu haben. Neun von zehn Riester-Sparern möchten an der Kapital- und Zulagengarantie festhalten. Das sind die Ergebnisse des aktuellen Anlegerbarometers von Union Investment, einer repräsentativen Befragung deutscher Finanzentscheider in privaten Haushalten. Das hat Folgen.


Aber: Immer mehr Anleger in Deutschland erkennen die Renditevorteile von Investmentfonds für ihre eigene Altersvorsorge. Knapp zwei Drittel der Befragten (61 Prozent) gehen davon aus, dass sie bei gleichem finanziellen Einsatz mit Investmentfonds mehr Geld im Alter ausgezahlt bekommen als mit privaten Versicherungen (28 Prozent). Vor fünf Jahren (4. Quartal 2013) waren nur 41
Prozent der Sparer davon überzeugt, mit Investmentfonds ein höheres Endkapital zu erzielen (private Versicherungen 38 Prozent). Dabei scheint die Riester-Rente häufig nicht in Verbindung mit Fondslösungen gebracht zu werden, denn ein Großteil der Deutschen ist der Ansicht, dass sich die Riester-Rente nicht lohnt. Bedenken äußern die Befragten auch gegenüber der gesetzlichen Rente. Von ihr erwartet jeder Zweite, dass sie im Alter nicht ausreicht.


Gute Nachrichten für die Aktienförderer und die Befürworter von langfristigen Aktien- bzw. Aktienfonds-Sparplänen (ich gehöre bekanntlich dazu): Aufgrund der aktuell niedrigen Zinsen zeigen sich die Sparer zunehmend offen gegenüber chancenorientierten Anlageformen, da ihnen bewusst wird, welchen Beitrag sie zu ihrer privaten Altersvorsorge leisten. Endlich, möchte man ausrufen, denn diese Erkenntnis hätte sich schon vor Jahren ausbreiten müssen. 44 Prozent der Befragten halten es derzeit für attraktiv, Aktien beziehungsweise Aktienfonds zu kaufen. Das sind 9 Prozentpunkte mehr als im ersten Quartal 2017. 42 Prozent haben sogar schon einmal in Erwägung gezogen, monatlich einen festen Betrag in Investmentfonds anzulegen. Im ersten Quartal 2017 waren es 39 Prozent.

Obwohl die Anleger von den langfristigen Ertragsaussichten von Investmentfonds für die Altersvorsorge überzeugt sind, überträgt sich das nicht auf die Riester-Rente. Offensichtlich ist vielen Befragten nicht klar, dass die Riester-Rente auch als Fondslösung angeboten wird. Denn die Sparer begründen ihre Zurückhaltung bei der staatlich geförderten Altersvorsorge am häufigsten damit, dass sich diese nicht lohnt (34 Prozent). Mangelndes Vertrauen ist für knapp ein Viertel der Anleger (19 Prozent) der Grund, keinen Riester-Sparplan abzuschließen. Nur 16 Prozent hingegen sehen keine Notwendigkeit darin. Riester-Rente ist nicht gleich Riester-Rente, betonen Fondsexperten, denn neben der Riester-Versicherung gibt es Riester-Banksparpläne, Wohnriester und Riester-Fonds. Anleger sollten sich nicht für irgendeine Riester-Lösung entscheiden, sondern für die, die zu ihrer aktuellen Lebenssituation passt und für sie attraktiv ist.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!