Krisenrisiko: Wann es den nächsten Börsenkrach geben kann

26.09.18

Eine Crash-Vorhersage? Nein. Auch keine Beruhigungspillen. Aktienanlage erfordert aber immer wieder die Gegenüberstellung von Chancen und Risiken. Fondsstrategen und andere Vermögensverwalter müssen dabei Stellung beziehen, um Anlageentscheidungen treffen bzw. Empfehlungen geben zu können. Die Bank der Banken, also die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, kann die Märkte und ihr Umfeld von einer anderen Ebene aus betrachten. Deswegen möchte ich ihre soeben veröffentlichte Studie zum Thema Risiko aufgreifen.

Märkte divergieren jetzt stärker, zeigt die Analyse im aktuellen BIZ-Quartalsbericht. Die aufstrebenden Volkswirtschaften gerieten in den vergangenen Monaten unter Druck, wodurch sich die Anleiherenditen erhöhten und die jeweiligen Währungen abwerteten. Der starke US-Dollar, die angespannten Handelsbeziehungen und Anzeichen einer Wachstumsabschwächung in China belasteten die Vermögenspreise in den aufstrebenden Volkswirtschaften. Die Auswirkungen waren je nach Land unterschiedlich, und in einigen Ländern kam es zu einer Krise. Doch die Ansteckungseffekte waren begrenzt.




Auch in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften divergierten die Märkte. Grund dafür waren Unterschiede beim Tempo der geldpolitischen Normalisierung und bei der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Europa und den USA. Die expansive Fiskalpolitik in den USA verstärkte die Erwartungen eines kurzfristig höheren Wirtschaftswachstums, aber zweifellos auch höherer Anleiherenditen.


Laut Claudio Borio, Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung der BIZ, sind früher oder später weitere Turbulenzen wahrscheinlich, weil die Märkte in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften überbewertet, die Finanzierungsbedingungen zu locker und die globalen Schuldenstände zu hoch sind. „Da die Zinssätze immer noch außergewöhnlich niedrig und die Zentralbankbilanzen aufgeblähter sind denn je, gibt es kaum noch Mittel im Medizinschrank, um dem Patienten wieder auf die Beine zu helfen oder ihn bei einem Rückfall zu versorgen", sagt Claudio Borio.

Der BIZ-Experte wird für seine Analyse in Fachkreisen kaum Widerspruch ernten. Dennoch enthält auch sie natürlich Einschätzungen und Meinungen. Und offen bleiben für den Anleger ganz entscheidende Fragen: Wie können die Turbulenzen aussehen? Was heißt früher oder später? Wie sollten sich die Marktteilnehmer im Vorfeld sinnvollerweise verhalten?


In der Fachwelt werden deshalb immer Vergleiche zur Vergangenheit gezogen. Erkenntnisse aus früheren Krisenphasen sind naturgemäß nützlich. Denn die Vergangenheit wiederholt sich – ich möchte ergänzen: …aber anders. Die BIZ zeigt Veränderungen auf, die wir berücksichtigen sollten.

So haben internationale Schuldtitel die Bankkredite als wichtigstes Element der internationalen Kreditvergabe an Unternehmen, private Haushalte und Staaten abgelöst. Der Anteil der internationalen Mittelaufnahme in US-Dollar hat sich seit der Finanzkrise weiter vergrößert, insbesondere in den aufstrebenden Volkswirtschaften. Dies erhöht die Gefahr von sogenannten Spillover-Effekten (Übertragungseffekten), wenn sich die geldpolitischen Bedingungen in den USA verändern. Zu den Ursachen des rasanten Anstiegs der Bankkreditvergabe an hochverschuldete Kreditnehmer bzw. Schuldner ohne Anlagequalität zählen die hohe Nachfrage nach Anlagemöglichkeiten, der vermehrte Einsatz der Verbriefung und die veränderte regulatorische Grundhaltung in den USA. Dieser rasante Anstieg kann jedoch zu neuen Anfälligkeiten führen.

Mein Versuch einer Konkretisierung kommt zu dem Ergebnis: Ob China, andere Schwellenländer oder handelspolitische Krisen der Auslöser für die nächste internationale Finanzkrise sein werden – die USA mit ihrer Notenbank stehen im Zentrum. Das spricht für eine weiterhin – obwohl kritisierte – vorsichtige Fed-Politik. Privatanleger sollten wachsam bleiben, aber nicht ängstlich werden. Die Wahrscheinlichkeit eines Börsenkrachs mit einer zeitlichen Perspektive lässt sich seriös sowieso nicht vorhersagen.


Welche strategischen und taktischen Alternativen sich jetzt anbieten, geschätzte Leser, analysieren meine Kollegen vom Börsenverlag kontinuierlich in den verschiedenen Veröffentlichungen. Ganz persönlich können Sie mit uns am 14. Oktober auf dem 11. Rosenheimer Börsentag sprechen, zu dem Sie sich hoffentlich schon angemeldet haben!



Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!