Neue Umfragen: Zuversicht für Aktien im weiteren Jahresverlauf

16.01.19

Stehen wir am Rande einer Rezession, kommt es andererseits zu einer Entspannung der Handelskonflikte? Beantworten Sie sich die Fragen selbst, geschätzte Anleger, denn die Fachwelt kann Ihnen momentan keine auch nur einigermaßen gesicherte Orientierung liefern. Aus den aktuellen Analysen und Prognosen habe ich mir heute einen Beitrag herausgegriffen, der mir besonders ausgewogen und realistisch erscheint.



Zunächst sei aber mein Appell wiederholt, im Kreis von Verwandten, Freunden und Bekannten bei passender Gelegenheit für die Aktienanlage zu werben und die Vorteile der Unternehmensbeteiligung aus Ihrer Erfahrung zu schildern. Als „Aktien-Missionare“ können wir einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Anlegerkultur in Deutschland leisten – Motto: Richtig investieren, statt falsch sparen. Neuen Umfragen geben gibt mir Anlass, den „Kümmerer“ zu fordern, also den aktiven Privatanleger, der die extrem niedrigen Zinsen (dabei dürfte es auf absehbare Zeit bleiben!) nicht achselzuckend hinnimmt, sondern sich aktiv um Vermögenserhalt und Vermögensvermehrung bemüht.

67 Prozent der Deutschen geben an, häufig oder sehr häufig an Geld und persönliche Finanzen zu denken. Somit steht das Thema auf Platz drei in den Köpfen der Befragten. Im Vergleich wird nur an die Themen Familie (73 Prozent) und Gesundheit (68 Prozent) häufiger gedacht. Nur haben schon frühere Untersuchungen gezeigt, dass es meist beim „Denken“ bleibt und konsequente Maßnahmen ausbleiben. Die Folge: Deutsche Sparer haben in 2018 insgesamt 38,9 Milliarden Euro durch niedrig verzinste Geldeinlagen verloren – das sind 470 Euro pro Bundesbürger. Allein im vierten Quartal betrug der Wertverlust 11,2 Milliarden Euro.

Es bleibt dabei: Keine einfachen Zeiten für die Kapitalanlage. 43 Prozent der Privatanleger in Deutschland gehen davon aus, dass es in der ersten Jahreshälfte 2019 erheblich schwieriger wird, die selbstgesteckten Renditeerwartungen zu erfüllen. Für 28 Prozent der Teilnehmer gestaltet sich die Erzielung der antizipierten Rendite etwas schwieriger. Somit denken 71 Prozent, dass sich die Umsetzung der eigenen Renditevorstellung komplizierter und problematischer gestalten wird. 18 Prozent geben an, dass es im kommenden Halbjahr eher leichter werden könnte, die eigenen Erwartungen zu erfüllen. Für lediglich 11 Prozent werde es künftig leichter, die gewünschte Rendite zu realisieren. Das sind die Kernaussagen der Trend-Umfrage des Deutschen Derivate Verbands (DDV) im Januar. An dieser Online-Umfrage, die gemeinsam mit mehreren großen Finanzportalen durchgeführt wurde, beteiligten sich 4.152 Personen. Dabei handelt es sich in der Regel um gut informierte Anleger, die als Selbstentscheider ohne Berater investieren.

Zum Jahresbeginn 2019 sind weiterhin die altbekannten Fragen offen, schreiben die Volkswirte der DekaBank in ihrer neuen Analyse, die mir plausibel erscheint. Im Folgenden daraus die wesentlichen Ergebnisse. Dabei lautet die Frage aller Fragen: Können Konjunktur und Kapitalmärkte den vielfältigen Widrigkeiten schlussendlich trotzen oder gleitet die Welt doch in eine Rezession ab? Unsere Antwort lautet nach wie vor: Das moderate Wachstumsumfeld bleibt erhalten. Freilich liegen in fast allen Ländern die Wachstumsraten in diesem und im kommenden Jahr unter den Zuwächsen des Jahres 2018.

Die solide Basis dieser konstruktiven Perspektive bilden in diesem Jahr ordentliche binnenwirtschaftliche Auftriebskräfte. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit setzt sich fort, in Europa unter anderem auch dank finanzpolitischer Impulse. Mithin steigen die Einkommen der privaten Haushalte und letztendlich deren Konsumausgaben. Zweifellos gibt es mit Blick auf die Unternehmensinvestitionen weiterhin beträchtliche Konjunkturrisiken. Dazu zählen vor allem die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China, der nahende Brexit und die erstarkenden populistischen Kräfte mit Blick auf die Europawahlen und die Landtagswahlen in Deutschland. Da wäre es schon eine gute Nachricht, wenn die Liste der Risikofaktoren nicht länger wird und keine neuen Unsicherheiten hinzukommen.

Aktuell sind die Stimmungsindikatoren noch rückläufig und Konjunkturprognosen wie auch Gewinnerwartungen für Unternehmen werden nach unten revidiert. Wir gehen davon aus, dass diese Korrekturen von zwischenzeitlich zu optimistischen Einschätzungen bald ihr Ende finden und die konjunkturelle Expansion sich fortsetzen wird. Indes wird noch etwas Zeit vergehen, bis diese Bestätigung kommt und sie von Notenbanken und Märkten als Grundlage für die weitere Entwicklung im Jahr 2019 verwendet wird. So lange, vermutlich mindestens bis ins Frühjahr hinein, wird es an den Finanzmärkten ungewöhnlich hohe Kursschwankungen geben. Bezüglich unseres Konjunkturausblicks wie auch der Inflations- und Zinsprognosen sind wir etwas moderater geworden: Für die US-Notenbank Fed erwarten wir nur noch zwei Zinsschritte in diesem Jahr, und zwar im Juni und im Dezember. Bei der EZB rechnen wir für das Frühjahr 2020 mit ersten Zinserhöhungen beim Einlagensatz und für den Herbst 2020 beim Hauptrefinanzierungssatz. Die Straffung der Geldpolitik setzt sich damit zwar fort, aber zeitlich gestreckter und weniger ausgeprägt.

Fazit der DekaBank-Strategen: „Ein leichtes Anlagejahr wird 2019 dadurch nicht. Doch sollten sich vor allem im weiteren Jahresverlauf die Perspektiven insbesondere an den Aktienmärkten wieder aufhellen.“

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!