02.02.19
Die Börsenstimmung bleibt diffus, die Kursentwicklung uneinheitlich – aber Signale für eine Baisse sind derzeit nicht mehr zu erkennen. Im Gegenteil, im Bullenlager baut man jetzt auch auf ein „positives Überraschungspotential“, denn die wichtigsten Problemfaktoren für die Aktienmärkte gelten als eingepreist. Auffallend sind ferner die unterschiedlichen Vorgehensweisen von professionellen und privaten Anlegern sowie das zunehmende Interesse am Gold.
Kein Wunder, dass der World Gold Council nach der positiven Entwicklung des vergangenen Jahres guten Mutes ist: „Wir erwarten, dass das Zusammenspiel zwischen Marktrisiko und Wirtschaftswachstum 2019 die Goldnachfrage antreiben wird.“ Drei wichtige Trends dürften die Preisentwicklung beeinflussen: Instabilität der Finanzmärkte, Geldpolitik und US-Dollar und strukturelle Wirtschaftsreformen. „Vor diesem Hintergrund glauben wir, dass Gold eine immer wichtigere Rolle in den Portfolios der Anleger spielt“, verkündete jetzt die Marketingorganisation.
Die staatlichen Goldkäufe spielen für die Angebots/Nachfrage-Relation eine immer größere Rolle.
Insgesamt haben die Notenbanken 2018 ihre Goldbestände netto um mehr als 651 Tonnen aufgestockt. Das ist der höchste Wert seit dem Ende der Goldpreisbindung des Dollars im Jahr 1971. Allein die russische Notenbank hat im vergangenen Jahr 274 Tonnen Gold angekauft. Das Land stockt nun schon seit 13 Jahren seine Gold-Reserven kontinuierlich auf. In den vergangenen vier Jahren hat das Russland jedes Jahr mehr als 200 Tonnen Gold erworben.
Einige Anlagestrategen haben Gold als Krisenalternative wiederentdeckt und setzen ebenfalls auf weitere Preissteigerungen im laufenden Jahr, zumal inzwischen die Marke von 1.300 Dollar überschritten wurde. Wie Sie wissen, geschätzte Anleger, empfehle ich neben Minenwerten vor allem physische Goldkäufe (kleine Münzen und Barren höchster Reinheit) als Sicherheitselement im Portfolio – unabhängig von den Weltmarktpreisen.
Und wie ist das Sentiment an der Börse Frankfurt? Es ist ja nicht so, als wären alle großen Ereignisrisiken für die Finanzmarktteilnehmer plötzlich verschwunden. Doch reagieren die Anleger in der zurückliegenden Woche bemerkenswert unterschiedlich. So ergab die jüngste Stimmungserhebung unter den mittelfristig orientierten institutionellen Investoren, dass sich der Börse Frankfurt Sentiment-Index nicht nur um 15 Punkte verringert, sondern sich darüber hinaus noch in negatives Territorium begeben hat. Dazu der mit den wöchentlichen Erhebungen beauftragte Verhaltensökonom Joachim Goldberg: „Wir notieren aktuell einen Indexstand von -12. Dabei fällt auf, dass es angesichts des weiter gestiegenen Börsenbarometers nicht nur Gewinnmitnahmen gegeben hat. Auch vormals neutral eingestellte Investoren haben nun das Bärenlager gesäumt und so ihrer Skepsis Nachdruck verliehen“. Völlig anders sieht das Stimmungsbild bei den privaten Anlegern aus, deren Börse Frankfurt Sentiment-Index gegenüber der Vorwoche sogar um 6 Punkte auf einen Stand von +10 gestiegen ist. Bemerkenswert hierbei ist, dass einige vormals pessimistisch eingestellte Anleger das Handtuch geworfen und sich zu den Bullen gesellt haben.
Die Erhebung zeigt, dass sich die beiden Panels trotz beinahe gleicher Ausgangslage in der Vorwoche offenbar in zwei verschiedenen Wirklichkeiten befinden. Dies mag zum einen an den Marktrisiken liegen, die man in ihrer Gesamtheit durchaus unterschiedlich bewerten kann. Ob dabei die institutionellen Investoren gegenüber den privaten einen Informationsvorsprung haben? Tatsächlich ist doch der Dax trotz der Abgaben der Institutionellen gegenüber der Vorwoche sogar gestiegen, was für möglicherweise langfristige Kapitalzuflüsse sprechen könnte. Ob diese aus dem Ausland kommen, sei einmal dahingestellt. Denn man muss sich nur einmal in die Situation eines heimischen langfristig orientierten privaten Börsianers versetzen, der sich möglicherweise bereits vor einigen Quartalen aus dem Aktienmarkt zurückgezogen hat, weil Aktien bis zu ihrer massiven Korrektur im vergangenen Jahr mehrheitlich als überbewertet galten. Gut möglich, dass sich angesichts einer nunmehr als gesund eingeschätzten Börse der eine oder andere langfristig orientierte Anleger zurückgemeldet hat – zumal eine Zinswende in der Eurozone in diesem Jahr immer unwahrscheinlicher wird.
Letztlich ist der Dax an der Unterseite auf niedrigerem Niveau durch mögliche Rückkäufe der aktuell noch bärischen institutionellen Investoren gut unterstützt. Viel interessanter ist laut Goldberg jedoch die Oberseite einzuschätzen, wenn der Dax weiter steigen sollte und die Pessimisten von heute etwa ab 11.600 Zählern in Bedrängnis bringen würde.
Machen sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!