Aktien verbilligen ist auch nach Kursrutsch gefährlich

15.08.19

Konkrete Prognosen werden jetzt von den meisten Häusern erst einmal in die Schublade gelegt – kein Wunder nach der jüngsten Börsenentwicklung und den zunehmenden Rezessionssorgen. Schon dass der Dax die 200-Tage-Linie nach unten durchstoßen hat, sorgt bei Analysten für Bauchschmerzen. Wall Street hat vor allem auf den starken Anstieg der US-Staatsanleihen reagiert, denn die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen rentierte zuletzt unterhalb der 2-jährigen Bonds. Kurze Zinsen höher als lange, das ist pervers – am Kapitalmarkt nennt man das invers. Eine inverse Zinsstruktur gilt als guter Indikator für eine kommende Rezession (Beispiel 2007). Trösten uns alte Hasen: Nicht auf jede Inversion folgte auch eine Rezession. Außerdem lag bei den letzten neun US-Rezessionen zwischen dem Zeitpunkt der ersten Inversion und dem Beginn der Rezession durchschnittlich ein Abstand von 21 Monaten. Das spricht gegen panikartiges Verhalten der Aktienanleger. Außerdem: Seit 1980 stieg er S&P 500 zwischen Inversion und Rezession um durchschnittlich 13 Prozent!



Aber nicht nur deshalb wird sich mach mutiger Investor fragen, ob er seine Bestände nicht verbilligen sollte – also die deutlichen Kursrückgänge zu Käufen nutzen? Gewiss. das kann gutgehen, es kann. Das ist auf den ersten Blick auch plausibel, erfahrungsgemäß aber gefährlich. Denn mehrheitlich wird das Verbilligen teuer, weil die Kurse anschließend weiter fallen, so dass die Buchverluste noch größer werden. Meine Beobachtungen zeigen auch, dass langfristige Anlagen durch das Verbilligen oft zu kurzfristigen Spekulationen werden (was man ja nicht will). Deshalb unterscheide ich grundsätzlich zwischen dem Nein zum Verbilligen und dem Ja zum Nachkaufen bei steigenden Kursen, wenn also die ursprüngliche Entscheidung durch den Börsenverlauf als richtig bestätigt wird.