Wenn nur die Blätter fallen …

27.10.19

Draußen sieht’s trübe aus, es wird herbstlich-kühl, längst fallen die Blätter – gilt das auch für die Börse? Klares Nein, am Aktienmarkt herrscht eher Sonnenschein, klettern die Kurse auf neue Jahreshöchststände. Daran dürfte sich in den nächsten Wochen auch nichts ändern. Nur: Stimmung und Kurse sind besser als die Lage, wenn man das wirtschaftliche und politische Umfeld betrachtet. Das bereitet Volkswirten und Analysten einiges Kopfzerbrechen, wie man an den unterschiedlichen (und oft wachsweichen) Interpretationen der jüngsten Entwicklungen erkennen kann. Das gilt insbesondere für die neuen Konjunkturindikatoren, die man mit uneinheitlichen Ergebnissen zerpflücken kann. Das gefährliche R-Wort ist für die meisten Strategen erst einmal vom Tisch – abgesehen von der „technischen Rezession“ (zwei Quartale in Folge mit Rückgang des BIP), die keine Überraschung mehr wäre.



Auch wenn es langweilig klingt: Entscheidende Stütze für den Aktienmarkt war, ist und bleibt auf absehbare Zeit die Geld- und Zinspolitik der Notenbanken. Es ist weltweit viel Geld unterwegs (einschließlich extrem hoher Schulden!), das attraktive Anlagen sucht. Der Zinssektor fällt weitgehend aus, dafür stehen mobile Sachwerte wie Aktien, Private Equity und Gold sowie Immobilien im Mittelpunkt.

Auffallend ist schon seit geraumer Zeit das sensible Reagieren der Börse auf frische Unternehmensnachrichten. Börsentäglich gibt es deshalb weit überdurchschnittliche Einzelbewegungen in beide Richtungen – also eine spannende Phase für Trader und Stockpicker. Für langfristige Anleger, die keine Lust auf kurz- bis mittelfristiges Rein und Raus verspüren (was ich gut verstehen kann) bieten sich Aktien- bzw. Aktiensparpläne mit ihren positiven Effekten an. Dazu kommt die Wucht der Mehrrendite, die man bei Aktien auf längere Sicht erwarten darf. Nur: Nicht vorhersehbar sind schwerwiegende Überraschungen im Börsenumfeld und ihre Folgen. Neue Schulden- und Bankenkrisen beispielsweise könnten konjunkturell und dann auch am Aktienmarkt tiefe Einschnitte auslösen. Deshalb empfehle ich, vorsichtig und demütig zu bleiben.