Konjunkturprognosen weiter mit Vorsicht genießen (2)

24.10.19

Wundern Sie sich nicht, geschätzte Anleger, aber ich muss aus aktuellen Anlässen eine kurze Fortsetzungsgeschichte zum Thema Konjunkturprognosen schreiben: Auch die heute veröffentlichten Indikatoren und Analysen zur konjunkturellen Entwicklung schaffen nämlich keine Klarheit, sondern eher das Gegenteil. Und die Medien tragen zur Irritation bei. Das Hauptproblem sind die unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten des Ist-Zustands. Daraus lässt sich ableiten, dass der Blick nach vorn noch ungenauer sein muss, sind die zugrunde liegenden Daten doch diskussionswürdig.



Bei einer der führenden Nachrichtenagenturen war heute früh folgendes zu lesen: Die Unternehmensstimmung in der Eurozone hat sich im Oktober geringfügig aufgehellt. Wie das Institut Markit am Donnerstag in London mitteilte, stieg der von ihm erhobene Einkaufsmanagerindex im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Punkte auf 50,2 Zähler. Die Stabilisierung erfolgt jedoch von niedrigem Niveau aus. Im September war das Konjunkturbarometer auf den tiefsten Stand seit etwa sechs Jahren gefallen. Analysten hatten für Oktober mit einem Anstieg auf 50,3 Punkte gerechnet. Ich frage mich: Ist das wirklich schon „aufgehellt“?

Bei einer anderen Agentur bzw. im Handelsblatt-online hieß es: Konjunktur in Euro-Zone stagniert – Schwachpunkt Industrie. Die Konjunktur in der Euro-Zone stagniert nahezu angesichts der Schwäche ihrer größten Volkswirtschaft Deutschland. Deutsche Industrie verharrt deutlich in Rezession, Dienstleister schwächeln. Im Oktober landet der Einkaufsmanagerindex nur knapp über der Wachstumsschwelle. Direkt danach die Meldung: Dax aktuell: Dax erreicht neues Jahreshoch. Die Bilanzsaison kommt in Fahrt und gibt dem Aktienmarkt neuen Schwung. Mit 12.914 Punkten erreichte der Dax ein Jahreshoch.

Vor allem all jene Anleger, die sich weder kontinuierlich noch intensiv mit diesen und ähnlichen Informationen beschäftigen können, werden diese achselzuckend zur Kenntnis nehmen. Niemand, auch kein erfahrener Profi, kann daraus eine auch nur einigermaßen zuverlässige, sichere Prognose für die Börse ableiten. Deshalb ist es für aktive Privatanleger in solchen Phasen eine von mehreren Alternativen, nur mit einem (kleinen) Teil des verfügbaren Kapitals an den Markt zu gehen (ich nenne das „Bisschen-Depot“), um dabei zu sein, aber nicht zu viel aufs Spiel zu setzen.