Privatanleger sollten kurzfristig der Herde folgen

15.12.19

Eine Woche mit wichtigen Entscheidungen, auf die wir zum Teil schon seit Monaten gewartet haben, liegt hinter und. Und jetzt? Anlagestrategen sind sich weitgehend einig und posaunen jetzt gestärkten Optimismus für Wirtschaft und Börsen. Ich kann mich dem noch nicht in der gleichen Tonlage anschließen. Privatanleger sollten sich für eine weiter zunehmende Differenzierung der Kursentwicklung nach Regionen, Branchen und Unternehmen wappnen.



Spontan stimmten die Reaktionen auf die britischen Wahlen und die Teileinigung im amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt weitgehend überein. Typisch die Wertung aus dem Haus der Deutschen Bank: „Immerhin zeigen die Entwicklungen, dass sich die Dinge auch zum Besseren verändern können. Die nachlassende politische Unsicherheit sollte sich 2020 sowohl auf die Konjunktur als auch auf die Börsen positiv auswirken.“ Ähnlich äußert sich das Research der Helaba und empfiehlt, Gewinne laufen zu lassen. Auch wenn nicht alle Fragen geklärt sind, scheint zumindest der Weg für eine Jahresendrally frei zu sein. Das Wahlergebnis dürfte daher das Pfund und britische Aktien stärken.

Die Performance-Analyse kommt aktuell ohnedies zu bullischen Ergebnissen: Zwar hat sich die Aufwärtsdynamik an den Aktienmärkten seit Anfang Dezember deutlich abgeflacht. Dahinter verbirgt sich jedoch kein Schwächeanfall auf breiter Front, sondern lediglich ein jährlich immer wiederkehrendes Muster. Denn: Die erste Dezemberhälfte gehört aus dem Blickwinkel der Saisonalität zu den schwächeren Börsenphasen eines Jahres. Danach beginnt meist kurz vor Weihnachten die allseits bekannte Jahresend-Rally. Dieses Muster besaß 2018 Gültigkeit und könnte sich in diesem Jahr wiederholen. Könnte. Das hängt naturgemäß vom Verhalten der marktbestimmenden Großanleger aus dem In- und Ausland ab. Die sind gegenwärtig teils noch stark unterinvestiert. Andererseits klappen die Institutionellen mit dem nahenden Jahresultimo ihre Bücher allmählich zu.

Deshalb sollten Sie, geschätzte Anleger, in den kommenden Tagen so gut wie möglich beobachten, wie sich die Herde der Großanleger verhält. Damit sei der Rat verbunden, das eigene Verhalten nach Taktik und Strategie zu trennen (auch in den Depots). Kurz- bis mittelfristig, also für das kommende Jahr, bleiben eher selektive Aktienkäufe angesagt – für Stockpicker gibt es viel zu tun. 

Gegebenenfalls sollte man den Institutionellen folgend auch wieder rasch aussteigen und kurzfristige Gewinne realisieren. Die langfristige Strategie über viele Jahre hinweg erfordert dagegen kein flexibles Rein und Raus. Selbst eine mehr oder weniger ausgeprägte Schwächephase der Aktienkurse, die ich nicht ausschließe, muss man aushalten können – außerdem:
Sie haben ja Ihre Positionen gegen extreme Verluste abgesichert und besitzen physisches Gold für den Katastrophenfall.