Die deutschen Aktionärszahlen sind eine Schande!

01.03.20

Eine erfreuliche Statistik: Die Tarifbeschäftigten in Deutschland haben 2019 im Schnitt mehr im Geldbeutel gehabt. Einschließlich Sonderzahlungen stiegen die Verdienste durchschnittlich um 3,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt jetzt mitteilte. Die Inflation legte dagegen nur um 1,4 Prozent zu. Unter dem Strich behalten die Beschäftigten somit mehr Geld im Portemonnaie. Das stärkt ihre Kaufkraft und kann den Konsum ankurbeln. Die unerfreuliche Bilanz liefert das Deutsche Aktieninstitut (DAI): Die Zahl der Aktienbesitzer ist im vergangenen Jahr überraschend von 10,3 Millionen auf 9,7 Millionen gesunken. Eine große Enttäuschung für alle Aktienförderer und Börsianer, die seit langem versuchen, den Bundesbürgern klar zu machen, dass die langfristige Aktienanlage alle populären Kontensparformen weit überragt – und das nicht nur, aber gerade im Zeitalter von Nahe-Null-Zinsen. Seit Jahrzehnten versuchen öffentliche und private Finanzmarktteilnehmer gebetsmühlenartig den Sparern klar zu machen, dass die langfristige Aktienanlage trotz aller Kursschwankungen und Schwächephasen eine weit überdurchschnittliche Rendite von 6 bis 9 Prozent p.a. abwirft – und dazu noch sicherer ist als Anleihen!



Und jetzt? Der Dax steigt um fast 26 Prozent, eine wirklich spektakuläre Jahresperformance, doch deutlich weniger Aktionäre als 2018 haben auch was davon: Ihre Zahl ist um 660.000 gesunken. Die Deutschen bleiben also Aktienmuffel. Ich bezeichne sie als „Falschsparer“. Und das DAI beklagt einen „Rückschlag für die deutsche Aktienkultur“ (die sowieso nicht hoch entwickelt ist).
Es gab und gibt immer noch viele Initiativen (insbesondere durch das DAI), um endlich mehr Interesse für die Börse zu wecken. Doch werden diese durch die Politik konterkariert. Statt die langfristige Aktienanlage sinnvoll in eine Rentenreform einzubeziehen, verstimmen undurchdachte, ja schädliche Steuerpläne die Öffentlichkeit. Ich befürchte, von Berlin dürfen wir in absehbarer Zukunft auch nichts Besseres erhoffen.

Deshalb möchte ich – mit oder ohne politische Unterstützung – eine Art konzertierte Aktion aller Aktienförderer anregen: Börsen, Banken und Sparkassen, Investmentgesellschaften und Vermögensverwalter, die Medien und andere Organisationen sollten gemeinsam mit dem DAI versuchen, der breiten Bevölkerung die Vorteile der langfristigen Aktienanlage zu verdeutlichen. Dabei müsste dem längst lebhaft diskutierten Thema der Altersvorsorge eine besondere Rolle zukommen. Kern einer solchen Initiative könnten bundesweite Veranstaltungen (Roadshows) sein. 

Wichtig: Solche Informationstermine sollten nicht nur in Großstädten stattfinden, denn
die dort beliebten Börsentage und Anlegermessen sprechen vor allem die schon engagierten Privatanleger an und bieten eine weit über die Aktie hinausgehende bunte Themen- und Produktvielfalt. Und Sie, geschätzte Leser, sollten meinen Appell nicht vergessen: Betätigen Sie sich doch als „Botschafter der Aktie“ bei passender Gelegenheit im Kreis von Verwandten, Freunden und Bekannten!