Mit „Wumms“ aus der Krise – klingt gut, ist aber nicht sicher

07.07.20

Unser oberster Kassenwart muss es wissen: Das große Konjunkturprogramm der Bundesregierung soll Deutschland nach den Worten von Bundesfinanzminister Scholz mit "Wumms" aus der Corona-bedingten Wirtschaftskrise führen. Nun will der SPD-Politiker diesen Schwung schon bemerkt haben: Der Tiefpunkt ist überwunden. Und jeder merkt inzwischen, dass sich die wirtschaftlichen Zahlen langsam wieder verbessern. Scholz wörtlich: „Der Wumms ist schon spürbar." Börsianer werden derartige Meldungen kaum noch registrieren, waren sie solchem Optimismus doch weit vorausgeeilt.
Es sieht ja hoffnungsvoll aus – allerdings nicht überall (Arbeitsmarkt?). Unsere Industrie hat sich im Mai etwas von dem scharfen Einbruch in der Corona-Krise schon etwas erholt. Wie schwer die Krise wirkt, zeigt sich aber im Jahresvergleich: Die Produktion lag im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat (nicht Vormonat) um fast 20 Prozent niedriger! Immerhin erwartet die deutsche Industrie in den kommenden drei Monaten eine weitere Zunahme ihrer Produktion. Laut Ifo hat sich die Stimmung im Juni das zweite Mal in Folge verbessert.

Spannend wird es schon in den kommenden Tagen, wenn die Berichtssaison fürs zweite Quartal beginnt. Es wird ein wichtiger Test für die Kurse von Dow und Dax. Die Wall Street rechnet im Mittel mit einem Gewinneinbruch von mehr als 40 Prozent zum Vorjahr. Allerdings liegen die Prognosen wegen der hohen Zahl an Unternehmen ohne eigenen Geschäftsausblick weit auseinander. Zuversicht signalisiert schon mal Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank: „Angesichts einer bisher unerwartet zügigen Erholung der US-Konjunktur, sinkender Arbeitslosenzahlen, einer Rückkehr der Konsumlaune, gestiegener Ölpreise und der Abwertung des US-Dollars halte ich es jedoch für möglich, dass die Gewinne die Erwartungen übertreffen werden.“ Dies deuten auch die Quartalsergebnisse sogenannter „Early Reporter“ an – Unternehmen, deren zweites Geschäftsquartal schon im Mai endet: Von 16 Unternehmen konnten 13 die Analysten-Erwartungen übertreffen. Werden die positiven Erwartungen der Börsianer durch die Unternehmenszahlen (und dazu möglichst durch verbale Ausblicke) bestätigt, sollte dies eine Fortsetzung der Hausse an der Wall Street bedeuten.

Aber nicht verdrängen, geschätzte Anleger: Wir (und vor allem Nord- und Südamerika) leben immer noch in der Corona-Pandemie. Die USA erleben dazu auch noch Donald Trump. Und soeben flattert folgende Meldung aus Brüssel herein: Die Rezession wegen der Corona-Pandemie wird nach der neuesten Prognose der EU-Kommission in diesem Jahr noch stärker ausfallen als bisher angenommen.