Wie man aus Silber mehr Gold machen kann

02.08.20

Glänzende Gold- und Silberpreise – nur eine vorübergehende Tendenz als Folge von Corona und Rezession? Nein, denn nicht allein die allgemeine Krisenstimmung verändert das Anlageverhalten. Durch die historisch beispiellosen Giga-Hilfspakete von Notenbanken und Fiskus muss auch dem allerletzten klar geworden sein, dass eine Rückkehr von Level 0 auf das gewohnte Zinsniveau nicht abzusehen ist. Dass der Goldpreis einen neuen Höchststand in Angriff nehmen würde, hatten nicht wenige Propheten schon vor der Pandemie vorhergesagt. Dass Silber mit relativ kurzer Verzögerung gefolgt ist, vollzieht sich rückblickend immer wieder, hat jetzt aber manchen Edelmetallhändler überrascht. Nahezu unbekannt ist bei langfristigen Anlegern noch eine Methode, wie man die wechselnden Gold-Silber-Preisrelationen attraktiv nutzen kann.


Jüngste Statistiken zeigen, wie unterschiedlich sich die Motive der Nachfrage nach Gold entwickeln können. Neben dem klassischen Wunsch, eine dauerhafte Sicherheitskomponente im Portfolio zu haben („Gold ist das bessere Geld“) und Bargeld bei Krisen in edles Metall zu tauschen, spielen unter anderem die Wechselkurse sowie die Operationen der Notenbanken eine Rolle.

Die Covid-19-Pandemie hat sich in der ersten Jahreshälfte 2020 deutlich auf den Verbrauchermarkt für Gold ausgewirkt, wobei die Gesamtnachfrage im Vorjahresvergleich um 6 Prozent zurückging. Gleichzeitig verzeichneten goldgestützte ETFs massive Zuflüsse in Höhe von 734 Tonnen. Diese Rekordzuflüsse wurden durch die globale Reaktion der Zentralbanken und Regierungen auf die Pandemie weiter angeheizt. Laut Statistik des World Gold Council gingen im Gegensatz dazu die Investments in Goldbarren und Münzen im zweiten Quartal als Folge der Schwäche in Asien stark zurück, was zu einem Rückgang um 17 Prozent in der ersten Jahreshälfte führte. Aufgrund des Lockdowns der globalen Märkte und der Abschreckung vieler Verbraucher durch hohe Goldpreise sowie der Verringerung des verfügbaren Einkommens sank die Schmucknachfrage in der ersten Jahreshälfte um 46 Prozent und die Menge des in der Technologie verwendeten Goldes um 13 Prozent.

Zur Erinnerung: Der Goldpreis in US-Dollar stieg in der ersten Jahreshälfte um 17 Prozent, nach einem Anstieg von 10 Prozent im zweiten Quartal. Die starken Zuflüsse in goldgestützte ETFs trieben diesen Anstieg an. Der Goldpreis erreichte auch in zahlreichen anderen Währungen Rekordhochs.

Unabhängig davon, wie sich die Corona-Pandemie jetzt weiterentwickelt (eine zweite Welle?) und mit welchen Folgen für die Weltwirtschaft – auf kurze Sicht sind unterschiedliche Preistendenzen denkbar. Langfristig (und nur darum geht es hier) hat

sich nach Darstellung von Edelmetallexperten eine ideale Grundlage für Investitionen in Gold gebildet, zumal da historische Liquiditätsspritzen und rekordtiefe Zinssätze die Kosten für den Transport von Gold erheblich gesenkt haben. Die verbraucherorientierten Sektoren des Marktes werden in den kommenden Monaten wahrscheinlich gedämpft bleiben. Doch bedeuten die anhaltende Unsicherheit und die Gefahr weiterer Pandemiewellen, dass der Status von Gold als sicherer Hafen auf absehbare Zeit seine Attraktivität für Anleger behalten wird.

Ein alter Hase unter Deutschlands Edelmetallexperten, Günther Luitz, hält dementsprechend an seiner Empfehlung fest, zinsorientierte Anlagen und Bares in „echte Werte“ zu switchen. Der Mitgründer des Edelmetallhandelshauses Elementum Deutschland GmbH mit Sitz in Leimen (elementum.de) hat mittlerweile einen Silberblick durch sein Ratio-Strategie-Modell entwickelt. Das beantwortet die Frage, wann der Anleger besser Gold, wann Silber kaufen sollte. Denn beide Preise bewegen sich historisch betrachtet zwar in die gleiche Richtung, aber nicht genau gleichzeitig und nicht gleichstark. Dabei kommt es auf den Vergleich der Preisrelation Gold:Silber an. Und es kann auch für den Anleger, der bereits Gold gebunkert hat, sehr interessant sein.

Hier ein Beispiel von Luitz: Der Anleger hat vor 20 Jahren 1 Kilo Gold als Barren gekauft und seither im Tresor liegen. Es sind also auch heute noch 1 Kilo Gold, doch möchte er sein Edelmetall vermehren. Statt neue Ware zu erwerben kann er seinen Goldbarren erst einmal verkaufen und mit dem Erlös 80 Kilo Silber erwerben (= aktuelle Preis-Ratio von 1:80) – so hoch ist das Verhältnis selten. Es wird erwartet, dass in den nächsten drei bis vier Jahren die Ratio auf etwa 1:40 oder niedriger absinkt. Wenn man dann seine 80 Kilo Silber durch die neue Ratio (40) dividiert, erhält man die Zahl 2 (= 2 Kilo Gold). Jetzt hat sich der Goldbestand des Anlegers mengenmäßig verdoppelt, ohne dass er frisches Geld investieren musste. Die Grundregel: Je höher die Ratio, umso sinnvoller ist es, erst einmal Silber zu kaufen. Und bei niedriger Ratio erst einmal Gold. Luitz wirbt für sein noch junges Modell: „Wir waren im März schon mal bei 1:125 und jetzt noch bei gut 1:80 – eine Jahrhundertchance, nein, eine Jahrtausendchance für Anleger!“