Frisches fundamentales Futter für die Börsen-Bullen

 15.09.20

Was ist von unserem Aktienmarkt bereits eingepreist? Man darf davon ausgehen, dass dies alle bisher bekannten Informationen (einschließlich der Prognosen) umfasst. Tun wir also einmal so, als würden die heutigen Kurse auch den heutigen Kenntnisstand widerspiegeln. Dann können wir neue Nachrichten, Analysen und Vorhersagen zur Beurteilung der weiteren Kursentwicklung heranziehen. Ergebnis: Heute gab es innerhalb wenigere Stunden viel Positives, das kurz- bis mittelfristig orientierten Anlegern Mut machen kann.

Zunächst kamen wieder einmal aus China (mein großer Favorit) neue Zahlen, die von Analysten als „überraschend gut“ interpretiert werden. Mehrere Indikatoren zeigen im Juli starke Werte, das Comeback der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie ist weiter in vollem Gange. Mit der Industrieproduktion und den Einzelhandelsumsätzen entwickelten sich im August gleich zwei wichtige Konjunkturindikatoren besser als erwartet. Auch hierzulande haben sich die Konjunkturindikatoren weiter verbessert: Die ZEW-Konjunkturerwartungen stiegen in der aktuellen September-Umfrage erneut an. Dabei hat sich die Einschätzung der konjunkturellen Lage für Deutschland ebenfalls verbessert. Frisches Futter für den Markt durch die Einschätzung der monatlich befragten Anlageexperten, denn mit der Zunahme sowohl der ZEW-Konjunkturerwartungen als auch der Lageeinschätzung hat sich damit der Ausblick gegenüber dem Vormonat deutlich verbessert.

Dazu passt die aktuelle Beurteilung des Statistischen Bundesamts, wonach sich die deutsche Wirtschaft nach dem Corona-bedingten Rekordeinbruch im Frühjahr wieder auf Wachstumskurs befindet. Das wissen wir bereits, doch signalisieren Frühindikatoren (Industrieaufträge, der Lkw-Maut-Fahrtleistungsindex und das Ifo-Geschäftsklima) eine Fortsetzung der Erholung. Davon haben allerdings die Arbeitnehmer noch nichts: Die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Industrie ist wegen der Corona-Krise so stark gesunken wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Ende Juli waren gut 5,5 Millionen Personen in den Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes tätig. Das waren 164.000 oder 2,9 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Dies ist der höchste prozentuale Rückgang der Beschäftigtenzahl zum Vorjahresmonat seit Mai 2010.

Nun mögen Skeptiker unter Hinweis auf die (hier nicht beschriebenen) belastenden Einflussfaktoren und die inzwischen erreichte Höhe des Kursniveaus argumentieren, solche Nachrichten seien nicht stark genug, um die Börse weiter anzuschieben. Mag sein, dass dem so ist. Ich möchte zumindest den Mutigen unter Ihnen, geschätzte Anleger, trotzdem noch mehr Mut machen, sich weiter zu engagieren – zumindest mit einem Teil des verfügbaren Kapitals. Passend dazu sehen internationale Strategen für europäische Aktien gegenüber der Wall Street noch Nachholdbedarf. Taktisch bietet sich der Kauf von Dax-ETFs an sowie ein paralleles Stockpicking. Der historische Höchststand ist erreichbar nah, anschließend kann es noch weiter gehen. Behalten Sie aber die Corona-Entwicklung bei uns und den europäischen Nachbarn im Auge!