Was Sie jetzt mit Aktien machen können

 13.09.20

Die Meinungen der Anlageprofis gehen weit auseinander – kein Wunder angesichts der zunehmenden Unsicherheit über die Perspektiven für Wirtschaft und Börsen. Zumindest kurz- bis mittelfristig, also im Zeithorizont bis etwa Ende 2001/2002, ist alles möglich. Privatanleger sollten ihre Taktik individuell entscheiden – abhängig von der eigenen Anlagephilosophie und Risikobereitschaft. Da es in jedem Fall eine Fülle von Möglichkeiten gibt, halte ich nichts von vermeintlich sicheren Rezepten. Deshalb habe ich im Folgenden eine Auswahl für unterschiedliche Anlegertypen zusammengestellt, um die Bandbreite zu konkretisieren.

Der ängstliche Anleger. Er hat längst registriert, dass trotz (oder wegen) des Höhenflugs der Aktienmärkte inzwischen auch wieder Crash-Szenarien beschrieben werden. Nach den Erfahrungen von Februar/März möchte er nicht schon wieder einen Kurssturz erleben. Außerdem ist dem „bärischen“ Privatanleger die kraftvolle Erholung der führenden Indizes sowieso suspekt. Er misstraut dem Markt, zumal sich auch die Nachrichtenlage über die Enzwicklung der Pandemie täglich verschlechtert. Wer so tickt, sollte seine kürzerfristigen Aktienanlagen (keinesfalls die langfristigen Sparpläne!) auflösen und vorläufig zuschauen. Es bietet sich an, die somit erhöhte Liquidität in physisches Edelmetall umzuwandeln, also einen größeren Teil der Mittel in Gold und Silber zu investieren.

Der unsichere Anleger. Er hat nicht wirklich Angst, ist aber durch die uneinheitlichen Experteneinschätzungen des weiteren Corona-Verlaufs und anderer Einflüsse (näher rückende US-Wahl, Brexit-Ärger) verunsichert worden. Damit gibt es wieder Fragezeichen hinter der Entwicklung der Weltwirtschaft – lässt die Erholung der Sommermonate jetzt nach? Diesem Privatanleger kann man raten, zwar weiter dabei zu bleiben, aber in den kommenden Wochen vorsichtiger als bisher vorzugehen. Auf seiner taktischen Agenda können deshalb Gewinnmitnahmen bei Aktien ebenso wie eine Überprüfung und Anpassung seiner Stop-Loss-Maßnahmen stehen. Kommt es dadurch zu einer deutlichen Erhöhung des verfügbaren Kapitals, kann dies – neben physischem Gold (Feingold in Form kleiner Münzen und Barren) – durch gezieltes Stockpicking teilweise re-investiert werden. Dafür bieten sich – vorsichtshalber – führende Value-Werte an (Nestlé, Unilever) sowie das Thema Gesundheitswesen (Novo Nordisk) an.

Der zuversichtliche Anleger. Er bleibt trotz aller Unsicherheiten gelassen und befürchtet weder neue Lockdowns durch das Wiederaufflammen von Corona, noch ein Ende der konjunkturellen Erholung. Der Brexit-Streit ist für ihn eher ein Randereignis. Dagegen setzt er auf einen Sieg des amtierenden US-Präsidenten am 3. November mit einem anschließend wirtschaftsfreundlichen Trump-Kurs. Außerdem hält er nichts vonden inzwischen verbreiteten Warnungen einiger Experten, am Horizont drohe ein deutlicher Anstieg der Inflationsraten. Deshalb behält der „bullische“ Investor seine Strategie bei und investiert weiter international in Aktien. Er favorisiert Wachstumswerte und sucht diese an der Wall Street, in China und Deutschland. Dem Dax wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt, denn der hat noch Nachholbedarf. Wer über größere Mittel verfügt, sollte dabei auch unterschiedlichen Instrumente spielen – neben der Direktanlage insbesondere ETFs und spezialisierte Nachhaltigkeitsfonds sowie Zertifikate.