Daxdown durch Lockdown

 13.12.20

Corona ist außer Kontrolle geraten, ein neuer harter Lockdown ist die Konsequenz. Durch die heutigen Beschlüsse wissen wir, was auf uns alle zukommt. Allerdings bleibt zunächst ungewiss, mit welchen Folgen für Wirtschaft und Börsen gerechnet werden muss. Das öffentliche Leben in Deutschland wird angesichts der sich ausbreitenden Pandemie schon ab Mittwoch drastisch heruntergefahren. Der Einzelhandel mit Ausnahme der Geschäfte für den täglichen Bedarf muss schließen.

Eine Einigung von Bund und Ländern kommt nach dem beschleunigten Wiederansteigen der Infektionszahlen nicht überraschend. Eine Reihe von Spitzenpolitikern und Wissenschaftlern hat schon in der vergangenen Woche verschärfte Maßnehmen gefordert, gleichzeitig aber auch schwerwiegende Folgen angekündigt. So rechnet der Wirtschaftsweise Lars Feld bei härteren Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Krise mit einem erneuten Konjunktureinbruch. „Bei einem bundesweiten harten Lockdown droht eine zweite Rezession”, sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrats in einem Zeitungsinterview. Das hätte natürlich auch Konsequenzen für die weitere Entwicklung im Jahr 2021. Er sei aber nicht prinzipiell gegen eine solche Maßnahme: „Vielleicht ist ein harter Lockdown wirklich notwendig, wir müssen ja die Infektionsdynamik stoppen.“

Die deutsche Wirtschaft wird sich nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank 2021 allmählich von den Folgen der Corona-Krise erholen. In ihrer jüngsten Prognose geht die Bundesbank davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Anschluss an einen erneuten Dämpfer im Winterhalbjahr 2020/2021 infolge der Einschränkungen des öffentlichen Lebens „wieder kräftig zulegen wird", wie Bundesbank-Präsident Jens Weidmann betonte. Allerdings rechnen die Ökonomen der Notenbank nun mit 3 Prozent Wirtschaftswachstum. Im Juni hatten sie noch 3,2 Prozent erwartet. Für 2022 ist die Bundesbank dagegen optimistischer und rechnet jetzt mit 4,5 (Juni-Prognose: 3,8) Prozent Wachstum. Die Bundesbank wies jedoch darauf hin, dass die Unsicherheiten für die wirtschaftlichen Aussichten aufgrund der Pandemie hoch seien. In einem ungünstigeren Szenario werde das Bruttoinlandsprodukt der größten Volkswirtschaft Europas erst Ende 2023 das Vorkrisenniveau erreichen.

Die Konjunkturerwartungen der Anlagestrategen auf Sicht von sechs Monaten hatten in jüngster Zeit spürbar zugelegt. Die Hoffnung in Verbindung mit den Impfstoffen und eine Unterstützung durch die Witterung weckte Zuversicht für den Konjunkturverlauf. Nach Einschätzung der Dekabank-Experten ist deshalb ein Anstieg des Ifo-Geschäftsklima-Index im Dezember zu erwarten, der am kommenden Freitag veröffentlicht wird. Ich will nicht ausschließen, dass der Dax unter dem harten Lockdown empfindlich leiden wird. Aber das bleibt erst einmal Spekulation. Es ist ja

auch denkbar, dass die Investoren die Überzeugung gewinnen, die Pandemie werde schon in nächster Zeit an Schrecken verlieren, weil die neuen Maßnahmen zusammen mit dem Beginn der Impfungswelle nachhaltig Wirkung zeigen sollten – das wäre gut für den Aktienmarkt. Trotzdem sagt mir zumindest mein Bauchgefühl, es könne doch nicht schaden, ein paar Tage abzuwarten. Kurz- bis mittelfristig engagierte Anleger müssen ja nicht gleich morgen oder übermorgen aktiv werden.