Konjunkturoptimismus bestätigt den Dax

 19.01.21

Würden sich die Aktienkurse weiter abseilen, dann könnten Analysten und Börsenbeobachter dies plausibel begründen – zumindest mit einer „Konsolidierungsphase“ nach dem Erreichen des historischen Höchststands. Doch präsentiert sich der Dax nach wie vor in einer bemerkenswert soliden Verfassung. Und dafür sind anhaltend günstige Konjunkturmeldungen verantwortlich – die Corona-Sorgen (trotz der Hoffnungen durch den Impfbeginn) wirken zwar als Bremse, nicht aber als Stimmungs-Killer. Das belegen die Ergebnisse des ersten ZEW-Finanzmarkttests im neuen Jahr, an dem sich 198 Analysten und institutionelle Anleger beteiligt haben.

Obwohl sie die Vergangenheit betreffen, sind auch die jüngsten statistischen Wirtschaftsdaten erfreulich. Denn die deutsche Industrie verfügt wieder über einen stattlichen Auftragsbestand. Im November wurde der zwischenzeitliche Einbruch in der Corona-Krise weiter aufgeholt, wie aus heute veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamts hervorgeht. Der preisbereinigte Wert der Bestellungen beim Verarbeitenden Gewerbe lag 0,8 Prozent über dem Vormonat und sogar 3,2 Prozent über dem Vorkrisen-Niveau aus dem Februar 2020.

Wichtigstes Ergebnis der ebenfalls heute vorgelegten ZEW-Umfrage unter den Börsenprofis sind die Konjunkturerwartungen für Deutschland: Sie sind um 6,8 Punkte auf 61,8 Punkte gestiegen. Damit hat sich Einschätzung der Aussichten verbessert. Der Index hat fast wieder das hohe Niveau vom Spätsommer 2020 erreicht. Ähnliches, wenn auch nur ganz leicht, gilt für die Einschätzung der aktuellen konjunkturellen Lage für Deutschland.

Die Ergebnisse der ZEW-Januarumfrage zeigen zudem, dass auch die Erwartungen der Finanzmarktexperten an die Konjunkturentwicklung in der Eurozone steigen. In Europa werden diese Woche insgesamt 495 Firmen des Stoxx 600 ihre Ergebnisse für das vierte Quartal und für das Gesamtjahr 2020 vorlegen, darunter auch zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen, die nur einmal im Jahr berichten. Die Analystengemeinde prognostiziert für die Unternehmen, die ihr Zahlenwerk vierteljährlich veröffentlichen, einen Gewinnrückgang in Höhe von rund 25 Prozent zum Vorjahr, berichtet die Deutsche Bank. Nach minus 16 Prozent im dritten Quartal wäre dies eine Verschlechterung. Hauptverantwortlich für diese düstere Prognose sind die Sektoren Energie mit minus 65 Prozent, Finanzen mit minus 47 Prozent und Industrie mit minus 24 Prozent. Da sich die Wirtschaft im vierten Quartal jedoch weiter erholt hat, dürften sich diese Prognosen wahrscheinlich als zu pessimistisch erweisen, glauben optimistische Akteure. Für die Marktreaktion sollte ohnehin entscheidender sein, wie sich die Unternehmen zu den verschärften Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen, zu den steigenden Rohstoffpreisen sowie zu der seit dem 6. Januar stärkeren Entwicklung des US-Dollars äußern. Dazu noch eine Prise Zuversicht aus dem Bullen-Lager, die selbst im ungünstigen Fall den Aktienfans Mut

machen kann: „Dämpfen die Unternehmen die Euphorie, könnten sich mit Kurskorrekturen Einstiegsmöglichkeiten bieten.“