Konjunktur- und Kurskorrekturen, aber keine Wende

 23.03.21

Das erste Quartal ist noch nicht vorüber, da kommen die Aussagen und Vorhersagen zu Wirtschaft und Börse schon wieder auf den Prüfstand. Analysten und Volkswirte im In- und Ausland Bank brüten besorgt über den jüngsten Vorzeichen, korrigieren teilweise Prognosen zu Konjunktur und Kursen. Das ist kein Grund für wieder verstärkte Unsicherheit oder gar Panik – unterm Strich herrscht nach wie vor weitreichende Gelassenheit. Allerdings gehen Ansichten zu wichtigen Punkten schon deutlich auseinander. Das gilt für die gesamtwirtschaftlichen Folgen der Pandemie ebenso wie für die Inflations- und Zinsentwicklung. Hier ein aktueller Ausschnitt aus dem Stimmungsbild.

Zu einem vorsichtigen Urteil kommen die Ökonomen der DZ Bank. Die Beschlüsse des Bund-Länder-Gipfels bedeuten für uns eine Verlängerung der bestehenden Einschränkungen bis zum Ende der Osterferien. Einige Erleichterungen der letzten Wochen werden aufgrund der ansteigenden Inzidenzen wieder zurückgenommen. Vor allem für die Bereiche der Wirtschaft, die schon seit Monaten unter strengen Auflagen leiden, ist das ein herber Rückschlag. Die jüngste Hoffnung von Gastronomie und stationärem Einzelhandel auf Licht am Ende des Tunnels wurde einmal mehr enttäuscht. Auch für die deutsche Wirtschaft insgesamt bedeuten die Beschlüsse eine weitere Belastung, die in vielen Prognosen so nicht enthalten sein dürfte. Die allgemein für das Frühjahr erwartete Erholung könnte sich nun zeitlich weiter nach hinten verschieben, was den Wachstumsausblick für 2021 weiter dämpfen würde.

Die Deutsche Bank beschreibt Gegenbewegungen zum langfristigen Trend. Die Weltwirtschaft arbeitet sich mittelfristig aus dem Corona-Tief heraus; 2021 und 2022 ist ein Wachstum von knapp 7 Prozent beziehungsweise gut 4 Prozent realistisch. Kurzfristig zeichnet sich jedoch eine Wachstumsdelle ab. In der Eurozone verzögern erhöhte Covid-19-Fallzahlen und verlängerte Lockdowns den Aufschwung; in den USA nimmt die Wachstumsdynamik nicht nur wetterbedingt etwas ab – auch die Flugbenzinnachfrage erholt sich nur schleppend. Schließlich spricht Chinas Premier Li Keqiang von der „großen Herausforderung“, Finanzmarktrisiken zu reduzieren. Als Ergebnis könnten sich die Kapitalmarktzinsen weltweit stabilisieren und auch die Aktienmärkte entlasten. In dieser Gegenbewegung dürften hoch bewertete Wachstumsaktien vorne liegen, beispielsweise aus dem Technologiesektor. Wird die Wachstumsdelle überwunden, erscheinen Finanztitel, Rohstoff- und Industrieunternehmen wieder interessanter.

Die Erwartungen für die wachstumsverwöhnte Wirtschaft Chinas gehen zurück, der Ausblick bleibt aber positiv. In der aktuellen Umfrage fällt der CEP-Indikator um 21,2 Punkte auf 42,8 Punkte. Trotz dieses markanten Rückgangs bleibt der Indikator auf einem sehr hohen Niveau. Der CEP-Indikator, der auf Basis des China Economic Panel (CEP) in Kooperation mit der Fudan Universität (Shanghai) erhoben wird, gibt die Konjunkturerwartungen internationaler Finanzmarktexperten für China auf Sicht von zwölf Monaten wieder. Die Bewertung der Konjunktursituation für China sinkt ebenfalls. Der Konjunkturausblick ist allerdings nach wie vor sehr positiv.

Axa Investment Managers gibt einen recht deutlichen Ausblick auf ein aktuell ebenfalls in Fachkreisen lebhaft diskutiertes Thema: Spannend ist am Aktienmarkt derzeit auch das Verhältnis zwischen Wert (Value) und Wachstum (Growth). Der Value-Markt schneidet in einem Umfeld steigender Zinsen generell besser ab als der Growth-Markt. Value-Unternehmen wie Finanzwerte, die eher zyklisch sind, profitieren von den steigenden Zinsen. Kurzfristig wird das Gewinnwachstum stark sein, was durch die immer noch niedrigen kurzfristigen Zinssätze abgezinst wird. Wachstumswerte mit Gewinnen in der Zukunft leiden darunter, dass die Gewinne durch höhere langfristige Zinsen diskontiert werden. Und diese Entwicklung dürfte sich weiter fortsetzen.