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 11.05.21

Total überraschend kommen die Ergebnisse der heute vorgelegten ZEW-Umfrage nicht mehr. Denn schon die gestrige Sentix-Stimmungserhebung zeigte, wie rasch und weit sich die Stimmung in der Wirtschaft gedreht hat. Zusammen mit dem Mai-Bericht der Mannheimer Forscher gibt es jetzt weitere Grün-Signale von anderer Seite, die geeignet sind, eine neue Börsen-Rally zu starten. Dass Dax & Co. von den sich verstärkenden Inflationssorgen gebremst werden, halte ich für nachvollziehbar, dennoch für stark überzeichnet.

Die vom ZEW befragten Finanzmarktexperten sind noch optimistischer geworden. So erreichte der Indikator der Konjunkturerwartungen jetzt den höchsten Stand seit mehr als 20 Jahren! Die Einschätzung der Wirtschaftslage verbessert sich ebenfalls spürbar. Die Experten rechnen mit einem deutlichen Wirtschaftsaufschwung in den nächsten sechs Monaten. Auch der Konjunkturausblick für das Eurogebiet und für die Vereinigten Staaten verbessert sich erheblich.

Parallel dazu erreicht mich der Jubel amerikanischer Börsenstrategen über die jüngste Entwicklung in den USA: Margen zurück auf Rekordniveau. Die Berichtssaison befindet sich den letzten Zügen, doch steht bereits fest, dass die Unternehmensgewinne die Erwartungen der Analysten deutlich übertreffen werden. Gegenüber dem Vorjahr konnten die Konzerne des S&P 500 ihre Gewinne im Schnitt um 50 Prozent steigern, die Umsätze stiegen um 11 Prozent.

Und wo bleibt Europa aus Anlegersicht? Es ist noch nicht lange her, als internationale Investoren (die unsere Märkte brauchen) signalisierten, europäische Aktien in ihren Portfolios weiter untergewichten zu wollen. Zuletzt gab es jedoch Anzeichen dafür, dass das Interesse gestiegen ist. Betrachtet man die Futures auf den Euro Stoxx50 in den letzten Wochen, so zeigt sich, dass die Kurse während der Handelszeiten in New York und Tokio stark zulegten, während sie im Londoner Handel eher zurückgingen. Die gute Kursentwicklung, günstige Bewertung und zyklische Ausrichtung europäischer Titel scheint immer mehr Investoren davon zu überzeugen, dass ihre Underperformance nach über zehn Jahren (!) beendet ist. Entsprechend könnten die Mittelzuflüsse aus dem außereuropäischen Ausland in den kommenden Wochen zulegen, glauben die Strategen der Deutschen Bank. Das deckt sich außerdem mit den Einschätzungen der Sentiment-Beobachter an der Börse Frankfurt und sollte die Kurse hierzulande stützen.

Ja, eine derart boomende Weltwirtschaft könnte die Inflation unangenehm anheizen. Die Inflation in Deutschland könnte nach Einschätzung von Notenbankerin Isabel Schnabel auf über 3 Prozent steigen. Man muss das Interview des EZB-Direktoriumsmitglied aber zu Ende lesen, um gelassen zu bleiben, denn Schnabel sagte weiter, dass dies mit der Strategie der Notenbank vereinbar sei und keine Änderung der aktuell extrem lockeren Geldpolitik notwendig mache: „Was wir sehen,

ist, dass es aufgrund der Pandemie zu sehr ausgeprägten Schwankungen der Inflation gekommen ist.", sagte Schnabel. Man sehe, dass die Inflation im vergangenen Jahr massiv eingebrochen sei bis in den negativen Bereich. Und in diesem Jahr habe man dann gesehen, dass es zu einem kräftigen Anstieg der Inflation gekommen ist. Und das gehe sogar noch weiter.

Ein Anstieg über die 3-Prozent-Marke ist erfahrungsgemäß noch kein großes Risiko für den Aktienmarkt – im Gegenteil. Das mögen viele Börsianer leicht vergessen, zumal die Nachrichten über den Höhenflug der Rohstoffpreise (von Kupfer bis Holz) inflationär interpretiert werden können. Corona-Infektionszahlen kontinuierlich runter, Wirtschaftsdaten steil rauf – Aktienfans sollten wissen, was jetzt an schwachen Börsentagen zu tun ist.