Dax hat noch keine Angst vor den Risiken

 02.12.21

Volatilität statt Trend? Mit einem leicht ironischen Unterton könnte man treffender formulieren „Volatilität ist der Trend“. Die aktuellen Preisschwankungen am Aktienmarkt lassen sich nicht immer (und nicht immer zuverlässig) mit potenziell kursrelevanten Nachrichten begründen. In unsicheren Phasen neigen viele Anleger vorsichtshalber zum schnellen Rein und Raus. Verstärkt wird diese kurzfristige Taktik durch wechselnde bis widersprüchliche Meldungen, die eine Einschätzung der Börseneinflüsse über mehrere Monate hinweg erschweren.

Unter Strich kommt dann bei den laufenden Stimmungserhebungen wenig Konkretes heraus. Das zeigt auch die wöchentliche Analyse von Goldberg & Goldberg an der Börse Frankfurt. Fazit: Die herrschenden Marktrisiken haben scheinbar keine große Bedeutung. Und dann gehen auch die beiden Anlagergruppen unterschiedliche Wege: Professionelle Anleger nehmen Gewinne aus den Short-Positionen mit und private wirken ratlos. Ist dies weiterhin nur eine Korrektur?

Das sind die wichtigsten Resultate der jüngsten Sentiment-Analyse: Mit 10 Prozent sind nicht wenige institutionelle Investoren aus den Short-Engagement raus und nahezu genauso viele direkt long gegangen. Mit mehr oder weniger hohen Gewinnen, vermutet Joachim Goldberg. Der Sentiment-Index dieser Gruppe steht bei +19 Punkten wieder im bullischen Bereich. Von den privaten Anlegern sind dagegen 9 Prozent auf die Short-Seite gegangen und kaum jemand hat Aktien verkauft, was den Verhaltensökonom erstaunt. Er erklärt sich diese Passivität mit gefühlten Verlusten in Form von nicht realisierten Buchgewinnen der Vorwochen.

Mit der Befragung vom Mittwoch ist die große Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren deutlich geschrumpft. Unter dem Strich bleibt allerdings ein „recht ordentlicher“ Optimismus bestehen, der sich aus drei Quellen speist. Zum einen aus einer gewissen Ratlosigkeit aufgrund (möglicherweise nur mentaler) Schieflagen. Zum anderen, und dies gilt vor allen Dingen für die institutionellen Investoren, vielfach aus der Zuversicht heraus, dass es hoffentlich mit der neuen Covid-19-Variante nicht so schlimm kommen wird. Und zum dritten vertraut man insbesondere auf die Erfahrung vorangegangener Dax-Korrekturen in diesem Jahr, die sich am Ende immer wieder als temporäres Phänomen erwiesen haben.

Fazit der Frankfurter Stimmungsbeobachter: Trotz hoher Volatilität erleben wir momentan keinen Baisse-Trend, sondern immer noch nur von eine (wenn auch veritable) Korrektur des Dax. Was können Sie tun, geschätzte Anleger? Mitmischen oder zugucken – oder sich mit „Zeitmut“ umstellen und das Aktiendepot nicht mehr als kurz- bis mittelfristiges Investment, sondern als langfristiges Engagement betrachten (siehe meine letzte Kolumne).