Krisenängste – was tun, wenn Schlimmes droht?

 05.12.21

Dass der Dax noch keine Krisenstimmung ausstrahlt, war kürzlich mein Thema. Dem möchte ich heute die aktuelle Börsenlage aus einem anderen Blickwinkel anknüpfen. Denn aktuelle Spannungen führen dazu, dass internationale Investoren auch den „worst case“ in die Waagschale legen. Insbesondere die vierte Corona-Welle und die umstrittenen politischen Gegenmaßnahmen haben auch in Kreisen der Privatanleger große Unsicherheit geweckt. Deshalb heute Beispiele mit Vorschlägen für besonders Ängstliche. Vorweg sei betont, dass ich selbst zwar zunehmend besorgt bin, aber in keinem Fall schon die „große Krise“ befürchte (was sich über Nacht ändern kann).

Alles wird überschattet vom unerwarteten Aufbäumen der Pandemie. Die Meldungen über das Auftreten der neuen Omikron-Variante ließen die Märkte ab Ende vergangener Woche ins Trudeln geraten. Weil befürchtet wurde, dass eine impfstoffresistente Variante zu einem erheblichen Rückschlag der wirtschaftlichen Erholung führen würde, setzte zeitweise eine panische Flucht in Qualitätsaktien ein. Derweil zogen die Renditen von Staatsanleihen an, während die Spreads von Unternehmens- und Staatsanleihen unter Druck gerieten. Sollte auf die vierte Welle bald eine fünfte folgen, werden die Sorgen grenzenlos. Eine Weltwirtschaftskrise wird dann nicht mehr ausgeschlossen. Vertraut man aber Wissenschaft und Wirtschaft, sollten Aktienanleger im Markt bleiben – allerdings mit einem betont langfristigen Fokus. Weitsichtige Strategen empfehlen dabei das übergeordnete Thema Nachhaltigkeit unter Hinweis auf die Weichenstellungen des kürzlichen UN-Klimagipfels. Anleger sollten sich an den starken Wachstumstrends der Digitalisierung und Elektrifizierung im nächsten Jahrzehnt beteiligen, weil die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft an Fahrt gewinnt.

Es brodelt aber auch in den außenpolitischen Beziehungen: Wie entwickeln sich die Ost-West-Spannungen weiter? Die Bilder von der ukrainischen Grenze zu Russland stimmen sorgenvoll, auch wenn sie noch kein Börsenfaktor geworden sind. Zweifellos positiv ist die Tatsache, dass die beiden Großmächte auf höchster Ebene miteinander reden. Eine weitere Zuspitzung zwischen den USA und Russland könnte aber global fatale Folgen haben. Wer als Anleger derartige Krisen- oder gar Kriegsangst spürt, kann sein Wertpapiervermögen weitgehend auf physisches Gold umschichten. Ich empfehle (wegen der leichten Eintauschbarkeit) ausschließlich kleine Münzen und Barren, die man möglichst selbst (und nicht bei Banken) speichern sollte.

Grenzüberschreitender Krisenangst baut sich bereits im Zusammenwirken von Geldpolitik, Währungen und Konjunktur auf – droht eine globale Wirtschafts- und Finanzkrise? Selbst das Desaster der Türkei wird als Risikofaktor mit internationaler Ausstrahlung genannt. In der Türkei ist die Inflationsrate über die Marke von 20 Prozent geklettert. Mit dem vierten Anstieg in Folge erreichte die Teuerung im November 21,3 Prozent! Analysten wurden von der Stärke der Teuerung überrascht. Die Erzeugerpreise legten im November sogar um 54,6 Prozent zu. Beim Blick über den Globus zeigt sich immer deutlicher, dass die Entwicklungstrends von Land zu Land auseinanderdriften. Das gilt unter anderem für Wirtschaftswachstum und den geldpolitischen Kurs der Notenbanken. Die weltweit kontroverse Diskussion über die voraussichtliche Dauer steigender Inflationsraten (und deren Folgen) gehört den Pandemie-Auswirkungen zu den nächstliegenden Krisensignalen. Hier bieten sich dem ängstlichen Privatanleger die ohnedies sinnvollen Elemente auf der Palette von Tun und Nichtstun an: Empfehlenswert ist in meinen Augen eine internationale Diversifikation des Aktiendepots mit den drei Schwerpunkten Deutschland, USA und Asien und gegebenenfalls eine Vergrößerung des Liquiditätsanteils in Form von physischem Gold. Auf Anleihen sollte verzichtet werden.