Was auch passiert – bei Aktien & Gold bleiben

 09.01.22

Klare Signale für die Anleger zum Jahresbeginn? Kurz sah es danach aus. Rasch tauchten dann aber wieder die Fragezeichen auf. Und es sieht so aus, als sollte die Kursentwicklung nicht nur am Aktienmarkt wacklig bleiben. Viele Strategen hatten ohnedies eine unsichere, volatile Phase vorhergesagt. Zumindest für das erste Quartal. Es mangelt aber auch jetzt nicht an zuversichtlichen Stimmen für den weiteren Jahresverlauf – selbst wenn die Belastungen durch hohe Inflation und eine Zinswende der Notenbanken nicht (ganz) schwinden sollten.

Eindeutige Worte finden die Strategen von M.M. Warburg & Co.: Ihnen sind die Schätzungen von Unternehmensanalysten, dass die Dax-Firmen ihre Gewinne nur um etwa 4 Prozent steigern dürften, angesichts der zu erwartenden wirtschaftlichen Dynamik als zu gering. Aufgrund negativer Realzinsen gibt es weiterhin kaum Alternativen zu Aktien. Deshalb die mutige Prognose: „Für den Dax erwarten wir bis zum Jahresende 2022 einen Kursanstieg auf etwa 18.000 Punkte.“ Aufgrund der hohen Zyklizität deutscher Unternehmen sollten diese besonders vom hohen globalen Wirtschaftswachstum profitieren. Zudem ist der Dax mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von rund 14 auf Basis der in einem Jahr erwarteten Gewinne niedriger bewertet als viele andere Börsenindizes.

Mit einer ähnlich positiven Wertentwicklung wie für den Dax rechnet Warburg auch für den Euro Stoxx 50, der in den nächsten zwölf Monaten bis auf 4.750 Punkte zulegen sollte. Auch wenn sich US-Aktien bereits in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich gut entwickelt haben, wird der S&P 500 nach einem freundlichen Markt Ende 2022 bei etwa 5.150 Punkten gesehen.

Die US-Geldpolitik, die als der größte Risikofaktor für die Aktienmärkte gilt, dürfte im Jahresverlauf für Gegenwind an den Börsen sorgen. Anleger werden deswegen immer wieder einmal Gewinne mitnehmen. Unter der Voraussetzung, dass sich der Preisdruck im Laufe der kommenden Monate abschwächt, sollte die Federal Reserve aber nicht gezwungen sein, die Zinsen stärker zu erhöhen, als es im Moment erwartet wird. In diesem Fall dürfte das „TINA“-Argument („There Is No Alternative“) die Aktienmärkte erneut stützen. Sollten die Inflationsraten aber nicht nachgeben, könnte die Geldpolitik zum Spielverderber werden.

Auffallend ist auch, dass es neue Vorschauen gibt, die neben Aktien auch Gold wieder im Fokus haben. Der Verlauf 2021 zeigt, dass Kryptowährungen wie Bitcoin schon als das neue „Gold“ des 21. Jahrhunderts angesehen werden. Metzler Asset Management hat daher versucht, den Einfluss der Kryptowährungen auf den Goldpreis in ihrem Modell zu berücksichtigen. Sollte das neue Modell die Wirklichkeit besser abbilden, bliebe nach Schätzungen der Ausblick für den Goldpreis für 2022 mit jahresdurchschnittlich etwa 1.880 Dollar pro Unze und für 2023 mit etwa 2.000 Dollar pro Unze gedämpft. Wenn jedoch Kryptowährungen als Alternative zu Gold an Glanz einbüßen, wäre laut Metzler ein Goldpreisanstieg auf bis zu 2.900 Dollar pro Unze möglich.

Aktien mit Gold kombiniert bleiben für mich unverändert ein sinnvolles Kern-Investment – ungeachtet (und das ist das Besondere) der Entwicklungen im Umfeld der Finanzmärkte. Denn als Performance-Lieferant gibt es keine Konkurrenz für Aktien als Beteiligung am Produktivkapital der Wirtschaft. Und Gold als Wertspeicher und Versicherungselement sollte auf jeden Fall zum Portfolio gehören, unabhängig vom aktuellen Preistrend. Ob Zuspitzung von Krisen und Katastrophen oder Entspannung der Problemthemen – physisches Gold bzw. goldgedeckte Börseninstrumente sollten auf den Einkaufszetteln bleiben