Bereiten Sie sich auf die „grauen Schwäne“ vor!
28.02.23
Börsianer benutzen eine besondere Sprache – verwenden dabei bildhafte Begriffe, die auch der Privatanleger kennen sollte. Von den „schwarzen Schwänen“ haben die meisten von Ihnen schon gehört, liebe Leser. Aber auch von den „grauen Schwänen“? Deren Bedeutung kennt vermutlich nur eine Minderheit. In einer Zeit verbreiteter Unsicherheit, wenn wie jetzt Analysen und Prognosen immer wieder revidiert werden müssen, sollten Anleger gesteigertes Risikobewusstsein entwickeln – auch wenn sie (wie ich) Optimisten sind, also zum Lager der langfristigen „Börsen-Bullen“ gehören. Ist es dann sinnvoll, sich auf Ereignisse vorzubereiten, die zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich sind? Ja, sagt Christopher Teschmacher, Fondsmanager bei Legal & General Investment Management (LGIM), zumindest wenn sie gravierende Auswirkungen auf Märkte und Portfolios haben können.
Sollten sich die grauen Schwäne auch im laufenden Jahr häufen, kann man sich leicht vorstellen, dass die Auswirkungen auf die Finanz- und Realwirtschaft übergreifen. Der Anlagestratege verweist (ähnlich wie ich) unter anderem auf die geopolitische Bühne: „Im Ukrainekrieg scheint leider vieles denkbar. Auch eine Beteiligung der Nato am Ukraine-Russland-Krieges kann – zumindest theoretisch – nicht ausgeschlossen werden.“ Die Spannungen zwischen China und Taiwan könnten ebenfalls zunehmen und in einen offenen Konflikt münden. Anleger sollten die potenziellen Auswirkungen derartiger Ereignisse auf ihr Portfolio analysieren und Strategien zur Risikominderung prüfen. Weitere graue Schwäne, die LGIM für 2023 ins Auge fasst:
• Stagflation in den USA in mindestens einem Quartal: Sowohl der Verbraucherpreisindex als auch die Arbeitslosigkeit stehen bei mehr als fünf Prozent
• Rohöl der Sorte Brent kostet 200 US-Dollar pro Barrel
• Die Immobilienpreise in Großbritannien fallen um mehr als 15 Prozent von ihrem Höchst- auf den Tiefststand
• Mehr als 500 Börsengänge bringen den US-Primärmarkt zurück auf Höchstwerte
• Nordkorea tritt in einen bewaffneten Konflikt mit Südkorea/Japan ein
• Eines oder mehrere Länder stoßen einen EU-Austritts-Prozess an
• In mindestens einem europäischen Land setzt die Regierung eine Lebensmittelrationierung durch