KUTZERS ZWISCHENRUF

Gold bleibt für die Anleger wertvoll

26.02.23

Kurzfristige Trader und Spekulanten sind ab und an enttäuscht, wenn der internationale Goldpreis (in US-Dollar) auf Haussefaktoren nicht wie erwartet reagiert. „Gold verliert seinen Glanz“, oder so ähnlich heißt es dann in den Medien. Anders das Bild, wenn man das Edelmetall durch die langfristige Brille des Anlegers betrachtet – und dazu die Währungsentwicklung berücksichtigt. Jüngere Analysen bestätigen meine wiederholt geäußerte Auffassung, dass Gold als stabilisierendes Sicherheitselement in jedes gemischte Portfolio gehört. Auch ungeachtet seiner Performance. Kurzfristige Preisbewegungen können also vernachlässigt werden, weil Gold seinen Wert aus der langfristigen Qualität ableitet.

Deswegen spricht beispielsweise der Degussa-Goldhandel aktuell von einer „Verschnaufpause“ und kommt zu folgender Beurteilung: Nachdem Gold in Euro noch Ende Januar bei rund 1.780 Euro pro Feinunze gehandelt wurde, ist der Preis in den letzten Wochen schrittweise auf rund 1.720 Euro zurückgegangen. Ähnlich sieht es in US-Dollar aus, hier hat Gold bislang nicht nachhaltig über das alte Allzeithoch von 1.921 Dollar ausbrechen können. Diese Marke war bisher eine Nummer zu groß für Gold, so dass der Preis seit Monatsanfang in Richtung 1.825 Dollar zurückgefallen ist. Auch wenn Gold damit seine zwischenzeitlichen Jahresgewinne fast komplett abgegeben hat, gibt es keinen Grund zur Sorge. Der Goldpreis hat im letzten Jahr stark performt und in kürzester Zeit rund 300 Dollar an Wert gewonnen. Diese Dynamik musste erst einmal verdaut werden.

Gold befindet sich aktuell in einer Konsolidierungsphase und legt derzeit die Grundlage für den nächsten Rally-Schub. Dass dieser kommen wird und den Goldpreis im Jahresverlauf zu einem neuen Allzeithoch katapultieren wird, davon gehen die meisten Analysten aus. Schon bald werden aller Voraussicht nach neue Inflationszahlen zeigen, dass der jüngste Rückgang der Teuerungsrate nicht nachhaltig war. Die Inflation wird uns noch lange Zeit begleiten und die Notenbanken werden die hohe Inflation nicht durch ein ähnliches Zinsniveau ausgleichen können. Dementsprechend wird die negative Realverzinsung und damit eine schleichende Enteignung von Millionen Menschen in Deutschland weitergehen. Es ist also auch künftig ein starker Inflationsschutz nötig. Und diese Funktion hat Gold in der Vergangenheit in vorzüglicher Weise erfüllt - auf lange Sicht der vergangenen 5.000 Jahre und ganz besonders im vergangenen Jahr 2022, als die Teuerungsrate die 10-Prozent-Marke gesprengt hatte.

„Die jüngste Goldumfrage des World Gold Council zeigt die Hauptgründe dafür, weshalb die Zentralbanken Gold einlagern: seine Wertentwicklung in Krisenzeiten, seine Rolle als langfristiger Wertspeicher und seine hohe Liquidität“, sagt Joe Foster, Portfoliomanager und Goldstratege bei VanEck, in seinem jüngsten Kommentar. In einem Forschungspapier des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird das Argument bekräftigt, dass der jüngste Impuls der Zentralbanken, Gold zu kaufen, auf die Attraktivität von Gold als sicherer Hafen in Zeiten wirtschaftlicher, finanzieller und geopolitischer Unbeständigkeit zurückzuführen ist, ebenso wie auf die Funktion von Gold als Inflationsschutz und zur Portfoliodiversifizierung sowie die Tatsache, dass es von Gewohnheiten und Tradition begünstigt wird. Die Untersuchungen des IWF zeigen auch, dass die Verhängung von Finanzsanktionen (wie gegen Russland nach dessen Einmarsch in der Ukraine) durch die wichtigsten Reserven-ausgebenden Volkswirtschaften ebenfalls mit dem Anstieg des Anteils der in Gold gehaltenen Zentralbankreserven korreliert ist. Nach Fosters Meinung werden die Zentralbanken auch im Jahr 2023 und darüber hinaus Netto-Goldkäufer bleiben.