„Lieber ein Mercedes in der Garage …“

 01.02.22

Es soll ein historischer Tag sein – ein Neustart. Die Daimler AG heißt ab heute „Mercedes-Benz Group“. Vor 136 Jahren reichte der deutsche Autoerfinder Carl Benz das erste Patent für einen Motorenwagen ein. Im selben Jahr erfand Gottlieb Daimler ein erstes Automobil. Aus den Firmen der beiden Technikpioniere entstand die Daimler AG, die seit Ende letzten Jahres in einen Pkw- und einen Lkw-Hersteller aufgeteilt ist. Die Trennung in sortenreine Hersteller von Luxusautos einerseits und Nutzfahrzeugen andererseits soll den Börsenwert steigern.

Das erinnert mich an eine der Schwächephasen der Aktie vor Jahrzehnten (es gab seither mehrere tiefe Tiefs), die Händler auf dem Parkett zum zynischen Ausspruch veranlasste „Lieber ein Mercedes in der Garage als eine Daimler im Depot“. Tatsächlich hat Daimler an der Börse nie das Image seiner Spitzenprodukte gewonnen. Ein Blick auf die langfristigen Charts zeigt deutlich: Daimlers Kursentwicklung seit 2000 gleicht einer alten Schiffschaukel im Vergnügungspark, weil es nie dauerhaft nach oben ging. Dabei blieb die Aktie meist unterdurchschnittlich gegenüber der Dax-Performance und in Baisse-Phasen sogar deutlich schwächer als der Leitindex.

Ziel ist laut Konzernchef Källenius, das Wertpotenzial des Unternehmens freizulegen. Der Börsenwert ist mit derzeit rund 77 Milliarden Euro viel niedriger als der vergleichbarer Tech- und Luxushersteller. Erreicht werden soll das mit einer konsequenten strategischen Umsetzung der Umstellung auf Elektroautos, digitale Dienste und autonomes Fahren sowie mit steigender Profitabilität. Das soll die Fantasie der Aktionäre anregen und zur Mercedes-Aktie greifen lassen.

Könnte klappen, wenn man sich die vorliegenden Analysen deutscher und internationaler Asset Manager anschaut: Fast ausnahmslos (!) findet man als Fazit Kaufempfehlungen („buy“). Und als Kursziele werden gut 80 bis 100 Euro genannt – momentan liegen Mercedes bei rund 70 Euro. Damit könnten Anleger gut fahren. Vielleicht ist es ja nur altersbedingt, dass ich zunächst einmal lieber einen modernen Mercedes in meiner Garage hätte …