Erfolgsrezepte für Aktienanleger in Krisenzeiten

 21.04.22

Drei aktuelle Marktanalysen, drei unterschiedliche Vermögensverwalter, drei Empfehlungen für Anleger. Ich habe die Ergebnisse auszugsweise zusammengestellt, weil sie trotz des brisanten Börsenumfelds auf weite Sicht Mut machen sollen und sich ergänzen. Auffallend: Hier (wie auch an anderer Stelle) nimmt der Optimismus für Aktien inzwischen wieder zu.

Steigende Inflationsraten, steigende Zinsen und anhaltende geopolitische Spannungen zwingen Anleger zum Umdenken, schreibt ein bekannter Fondsmanager. In der Bewertung von Aktien findet ein Paradigmenwechsel statt: Faktoren wie Profitabilität und Marktposition werden wichtiger als Umsatzwachstum. Das spielt Dividendenwerten in die Karten. Historisch gesehen ist der April ein guter Monat sowohl für Aktien als auch für Anleihen. Kurzfristige Prognosen bleiben aber schwierig. Dennoch blicken wir konstruktiv auf die kommenden Wochen und bleiben vor allem mittel- und längerfristig positiv gestimmt für Aktien. Bei den aktuellen, sehr tiefen Realzinsen (z.B. Deutschland ca. minus 7 Prozent) und den anhaltend hohen Inflationsraten bleiben Sachwerte wie Aktien die beste Anlagealternative. Unser Fokus liegt dabei auf Unternehmen mit hoher Preissetzungsmacht und damit stabilen oder im Idealfall steigenden Margen. Im laufenden Jahr haben sich Mischfonds mit hohen Aktienquoten meist besser geschlagen als solche mit hohen Anleihequoten. Aus unserer Sicht ist es auch weiterhin angebracht, stärker auf Aktien zu setzen. Eines der Kernargumente für Investitionen in Aktien bleibt das sehr tiefe Realzinsniveau Wir halten einen Fokus auf defensive Aktien für sinnvoll.

Die Zinswende schien bis Mitte Februar unabwendbar. Dann begann der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die Karten wurden neu gemischt. Die ersten Kriegstage konnten den zu diesem Zeitpunkt vorherrschenden Abwärtstrend bei Aktien nicht signifikant verstärken, vielmehr setzte eine Gegenbewegung ein und viele Werte notieren heute über dem Niveau von vor dem Krieg. Und dennoch ist Vorsicht geboten, da der faktische Ausfall wichtiger Güter nicht nur verknappend und damit stark inflationär, sondern über den Wertschöpfungsfaktor gleichzeitig extrem bremsend auf die Weltwirtschaft wirken. So moralisch richtig und erforderlich die Sanktionen sind, so steigt doch die Gefahr, die Weltwirtschaft über die Klippe in die Rezession zu stürzen. Ruhe bewahren, auf Qualität und globale Trends zu setzen, wird grundsätzlich empfohlen. Und: „Stockpicking ist der Schlüssel für den Anlageerfolg bei Aktien. Dabei verlangen aktuell unsichere Szenarien eine klare Ausrichtung der Aktienselektion nach Qualität.“

Wann und wie wird Russlands schreckliche Invasion in ukrainisches Territorium enden? Wie hoch werden die Öl- und Gaspreise klettern? Steigen als Nächstes die Lebensmittelpreise oder kommt es sogar zu einer Lebensmittelknappheit? Wird Chinas erneuter Lockdown die ohnehin schon anfälligen Lieferketten weiter belasten? Was passiert mit der Zinsstrukturkurve, wenn die Zinsen aufgrund der strafferen Geldpolitik der Fed steigen? Viele dieser auch börsenrelevanter

Fragestellungen werden im Laufe der Zeit deutlich klarer und der Nebel der Unsicherheit wird sich weiter legen, heißt es bei einem anderen namhaften Vermögensmanager. Die Erholung an den globalen Aktienmärkten seit März spiegelt möglicherweise bereits die abnehmende Unsicherheit wider. Kurzfristige Rücksetzer und erhöhte Volatilität könnten jedoch bleiben. Lassen Sie sich davon aber nicht beirren. Sobald Gewissheit oder auch schon nur mehr Klarheit herrscht, liegen die Aktienmärkte regelmäßig höher als zu Zeiten, in denen viele Fragezeichen für Ungewissheit sorgen. Halten Sie sich nicht damit auf, was gerade passiert ist oder morgen passieren könnte. Schauen Sie sich an, was die Märkte in den nächsten drei bis 30 Monaten tun, und stellen Sie sich auf eine schwindende Unsicherheit ein, so die abschließende Empfehlung.

Sie suchen sichere Aktientipps, geschätzte Anleger? Die waren (bei aller Zuversicht) nicht darunter. Amerikanische Wall-Street-Stars hätten sie Ihnen vielleicht verkauft (Achtung! Joke). Ich habe einen solchen Supermann vor vielen Jahren kennengelernt, als er als Schlussredner eines Profi-Kongresses die 2.000 Teilnehmer wie folgt begrüßte: „Hey, Freunde, ich habe einen Umschlag mitgebracht, in dem sich 100 Zettel mit den Namen billiger Aktien befinden. Ich versteigere den Umschlag, Wer bietet wieviel?" Fast atemlose Stille im Saal. Jeder war gierig zu erfahren, was der Referent wirklich vorhatte. Der fuhr fort und rief: „Okay, ich habe hier noch einen Umschlag mit 100 Zetteln von anderen Aktien, und zwar Aktien, die steigen werden. Wer bietet für diesen Umschlag?“ Kurz darauf tobender Applaus. Die Message war klar: Billig oder teuer ist nicht unbedingt das Kaufmotiv – wenn man bloß wüsste, dass die Aktie steigen wird. Trendfolge-Fans werden nicken.