28.07.22
Die Deutschen gelten eher als (zu) ängstlich Typen. Ich halte nichts von derartigen Pauschalurteilen. Trotzdem lohnt es sich gerade in Zeiten mit besonders vielen und schwerwiegenden Gefahren wie jetzt, sich selbstkritisch zu prüfen, ob man „risikoavers“ oder „risikoaffin“ ist, wie es Investmentprofis gerne nennen. Für die Kapitalanlage ist die Risikoscheu eher hinderlich, dagegen die (bewusste, kontrollierte) Risikobereitschaft vorteilhaft. Dazu gibt es neue Untersuchungen: Zum ersten Mal seit Dezember letzten Jahres ist die Sorge der Bundesbürger vor dem Coronavirus wieder deutlich angestiegen. Nachdem die Corona-Angst der Menschen in den Monaten zuvor kontinuierlich schrumpfte, geben inzwischen wieder 27 Prozent der Bundesbürger Corona als einer ihrer drei größten Sorgen an. Das sind ganze 9 Prozentpunkte mehr als noch im Juni. Damit gehört Covid-19 erstmals seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs wieder zu den vier größten Sorgenthemen in Deutschland, so das Ergebnis der monatlich international durchgeführten Ipsos-Studie „What Worries the World“. Auf den ersten drei Plätzen in der Sorgenskala der Deutschen rangieren unverändert die Themen Inflation (42%), Armut und soziale Ungleichheit (33%) und militärische Konflikte (29%).
Für mich sind Aktien aber keine Risikopapiere. Denn betont langfristig (mindestens fünf bis zehn Jahre) in das Produktivkapital der Wirtschaft zu investieren, verspricht nicht nur eine attraktive Performance durch Kurse und Dividenden. Zur überdurchschnittlichen Wertsteigerung kommt auch eine hohe Sicherheit des eingesetzten Kapitals – was meist verkannt wird. Sie selbst, geschätzte Anleger, können deshalb maßgeblich den Erfolg ihres Investments mitbestimmen – wenn Sie geduldig und risikoaffin sind. Zu guter Letzt: Der Chef-Anlagestratege einer ganz großen deutschen Bank empfiehlt heute folgendes: Bei Anlagen in zyklische, konjunktursensible Aktien, wie sie insbesondere in Europa vorzufinden sind, rate ich aufgrund der bestehenden Risiken weiterhin zur Vorsicht. Risikoaffine Anleger könnten allerdings Schwächephasen nutzen, um Positionen aufzubauen, und damit von günstigeren Einstiegskursen profitieren.