Die Deutschen haben zu viel Angst

 06.09.22

Während unsere Parlamentarier über Zahlen debattieren, wächst in der Bevölkerung die Angst – Angst vor fast allen Krisenerscheinungen, die inzwischen furchterregende Ausmaße annehmen. Zwei Meldungen von heuten bestätigen dies. Die darin veröffentlichten Zahlen können einem tatsächlich Angst machen. So steigt nach wochenlanger Rekordhitze und extremer Trockenheit die Sorge der Deutschen vor den Folgen des Klimawandels erneut merklich an. Jeder dritte Bundesbürger (32%) gibt inzwischen wieder an, den Klimawandel aktuell zu den drei größten Sorgen zu zählen – sechs Prozentpunkte mehr als noch im Vormonat. Ein höherer Wert wurde in Deutschland zuletzt im Oktober 2021 gemessen, so das Ergebnis der monatlich in 28 Ländern weltweit durchgeführten Ipsos-Studie „What Worries the World.“ Damit liegt der Klimawandel hinter den Themen Inflation (44%) sowie Armut und soziale Ungleichheit (35%) nun wieder auf Platz drei der größten Sorgen der Deutschen. Auf den Rängen vier und fünf der Sorgenskala rangieren die Angst vor militärischen Konflikten (27%) und Corona (22%).

Die größte Sorge der Deutschen bleibt allerdings zum dritten Mal in Folge die Inflation. Inzwischen gibt sogar fast die Hälfte (44%) aller Bundesbürger an, dass das steigende Preisniveau derzeit zu den größten Problemen im eigenen Land gehört – ein neuer Rekordwert in der seit 2012 durchgeführten Ipsos-Studie. Auch weltweit liegt Inflation mit 39 Prozent auf Platz 1 der Sorgenskala. Am größten sind die durch Preissteigerungen und sinkende Kaufkraft ausgelösten Sorgen in Argentinien (71%), Polen (67%) und der Türkei (56%). Im Gegensatz zur Inflation scheint die Kriegsangst für viele Deutsche allmählich etwas in den Hintergrund zur rücken. Auch die Angst vor Corona nimmt weiter ab.

„So sieht Angst aus“ melden heute auch die Frankfurter Stimmungsforscher von Sentix. Nach deren Erhebung rauscht das Sentiment für US-Aktien in nie da gewesene Tiefen! Wörtlich heißt es: „Mit minus 52 Prozentpunkte messen wir einen Wert, der seinesgleichen sucht. Rezessionsängste gehen um, die Notenbanken können und wollen wegen der hohen Inflation nicht helfen. Die anstehende problembeladene Jahreszeit tut ihr übriges.“ Ein solch drastisches Sentiment („Schock-Moment“) hat Folgen. In 2001 lag drei Wochen später der S&P 500 rund 8% tiefer (Wochenschlusskurs). Der Dax verlor zeitgleich über 15%. Dann erst wurde das Markttief gesetzt.

Ich bin schon gespannt, ob es diesmal ähnlich kommt. Lassen Sie sich dadurch aber nicht zu panikartigem Verhalten verleiten, geschätzte Anleger. Sie wissen doch: Angst und Gier sind schlechte Ratgeber – gerade an der Börse. Aber nicht nur wenn‘ ums Geld geht. Seien wir weiter vorsichtig, ja, aber nicht ängstlich!