Gold nicht vergessen!

 01.11.22

Zu den vielen Enttäuschungen der vergangenen Monate gehört die schlaffe Entwicklung des Goldpreises – von „Krisenmetall“ keine Spur. Dabei hatten und haben wir noch immer so viele schwerwiegende internationale Krisen wie nie zuvor in der jüngeren Geschichte. Ohne im Einzelnen auf die Gründe für den fehlenden Glanz einzugehen, Gold leidet nach meiner Beobachtung seit Jahren unter den zunehmend spekulativen, eher kurzfristigen Markteinflüssen, wird also nicht mehr nur als Geld-Ersatz langfristig gehortet. Doch gibt es gerade jetzt auch ermutigende Signale.

„Der Bias im Gold verhält sich weiter konstruktiv“, lese ich bei Sentix, dem führenden Anbieter von Sentiment-Analysen (Behavioral Finance) in Europa. Stören Sie sich nicht an der Fachsprache, geschätzte Anleger. Beim Bias geht es um die Markterwartung und konstruktiv heißt einfach, dass man darauf bauen kann. Überraschend ist eher die Feststellung, dass die Anleger nicht von ihrer positiven Grundhaltung zum gelben Edelmetall abrücken, während sich die Anlegerpositionierung (CoT Report) auf dem Rückzug befindet. Damit geht abermals eine Schere von Bias und Positionierung zu Gunsten von Gold auf. Zukäufe in der Schwäche dürften laut Sentix das probate Mittel sein, zumal sich auch im historischen Krisenvergleich zu 2008 und 2001 bessere Zeiten für Goldinvestoren ankündigen. Ein auf 100 indexierter Vergleich vom Goldpreis in US-Dollar von heute zu den Krisenjahren 2001 und 2008 zeigt nämlich auf, dass sich das prozentuale Ausmaß des Abverkaufs zu 2008 sehr stark ähnelt. Beide historische Vergleiche stellen bessere Zeiten für Goldinvestoren in Aussicht.

Eine positive Haltung nehmen auch die Strategen der Deutschen Bank ein, wie sie es einer aktuellen Goldbewertung zum Ausdruck bringen: An Gold interessierten Anlegern stellt sich die Frage, ob sie in Goldprodukte selbst oder in Goldminenaktien beziehungsweise in darauf beruhende Indizes – wie zum Beispiel den Arca-Gold-BUGS-Index – investieren sollten. Letzterer ist ein in US-Dollar gehandelter Aktienindex internationaler Goldproduzenten und Gold fördernder Bergbauunternehmen. Es empfiehlt sich, hier genau auf den Anlagehorizont zu achten. Anleger mit einem mittel- bis langfristigen Anlageinteresse sollten darauf achten, dass Goldminenaktien historisch betrachtet den Goldpreisen meist hinterherlaufen. Dies liegt unter anderem daran, dass in den vergangenen Jahren die Förderkosten stärker gestiegen sind als der Goldpreis selbst. Viele Minen haben Schwierigkeiten, ausreichend Arbeitnehmer zu finden oder müssen im Zeitablauf wesentlich höhere Löhne zahlen. Auch in einer Wertbetrachtung über fünf oder zehn Jahre schlägt das direkte Investment in Gold die Preisentwicklung des Index deutlich. Dies liegt unter anderem daran, Für eine kurzfristige, taktische Position kann eine Anlage in Goldminenaktien jedoch interessant sein, glauben die Banker. In Phasen, in denen der Goldpreis dynamisch und stark ansteigt – wie zum Beispiel von Januar bis März 2022 – erzielen Goldminen mit einer fixen Kostenbasis deutlich höhere Nettogewinne.