03.11.22
Stimmungsanalysen, Kursschwankungen, Trendprognosen? Von allem gibt’s reichlich. Nach wie vor. Auch nach den jüngsten Beschlüssen der Fed (Zinserhöhung wie erwartet). Ich habe mir diesmal börsenbezogene Reaktionen internationaler Investment-Häuser und Vermögensverwalter angeschaut. Das Resultat ist klar – klar unklar, also weiter uneinheitlich. Beide Lager, Bullen und Bären, beschäftigen sich intensiv vor allem mit den Notenbanken, deren Geldpolitik und den Aussichten für die Inflationsentwicklung. Doch sieht es so aus, dass mit Blick auf das nächste Jahr vorsichtige Zuversicht keimt.
Auf den Faktor Zeit verweist auch der Londoner Vermögensverwalter Janus Henderson: Bei den Risikoanlagen ist Geduld gefragt. Die Aktienbewertungen erscheinen im Vergleich zu den Realrenditen von Anleihen immer noch hoch, und die Gewinnprognosen sind nach wie vor gefährdet, da die Geldpolitik wirkt und sich das Wachstum weiter verlangsamt.
Grüner Fisher Investments (GFI) wartet ebenfalls auf weitere Daten: Die zweite Schätzung des BIP für das dritte Quartal werde weitere Erkenntnisse liefern. Die Sanktionen und die Energieverknappung sind schädlich für die deutsche Wirtschaft, aber Deutschland hat viel dafür getan, dass das Ergebnis „besser als erwartet“ ausfallen wird, resümiert Grüner. Für die Aktienmärkte wird das Zahlenwerk bis dahin jedoch längst ein alter Hut sein. Deutsche und europäische Aktien seien im Jahresverlauf bereits unter die Schwelle von - 20 Prozent gefallen. Sie hätten eine „flache“ Rezession in gewissem Sinne mit einem „leichten“ Bärenmarkt ordnungsgemäß verarbeitet und würden sich der Zukunft widmen – wie immer. Diese werde von anhaltendem Pessimismus und Wirtschaftsdaten der Kategorie „robuster als gedacht“ umrahmt – das seien gute Voraussetzungen für eine spürbare Erholung.
Alles klar? Zieht man einen Strich drunter, so könnten zumindest die Mutigen unter den Privatanlegern ihre Aktienpositionen wieder erhöhen – und zwar in (eher kleinen) Schritten. Also betont vorsichtig. Außerdem würde ich nicht gleich einen ganzen Markt kaufen (Indizes über ETF), sondern gezieltes Stockpicking favorisieren.