KUTZERS ZWISCHENRUF

Schwellenländer immer intensiver im Fokus

12.02.23

Für welche Märkte sollten sich international investierende Anleger jetzt interessieren? Nachdem China neuen Zuspruch gefunden hat, rücken Investitionen in Schwellenländer wieder in den Fokus, da ihnen Analysten mehr Aufwärtspotenzial zubilligen als den entwickelten Ländern, die mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben. Dazu Arnout van Rijn, Portfoliomanager von Robeco: „Die Multi-Asset-Portfolios von Robeco sind jetzt in Aktien aus Schwellenländern übergewichtet, da die Anlageklasse nach vielen Jahren der Underperformance wieder auf die Überholspur gerückt ist. Für Unterstützung sorgt unter anderem, dass die Notenbanken in den Schwellenländern nicht in dem Ausmaß expansive Geldpolitik betrieben haben wie diejenigen im Westen.“ Zentrale Bedeutung hat nach wie vor das Bewertungsargument: Aktien aus Schwellenländern werden nicht nur auf relativen Bewertungsniveaus gehandelt, die in der Nähe ihre Tiefstände liegen. Zudem sind ihre Aussichten auf Wertzuwachs größer als in den entwickelten Ländern. Es gibt also zahlreiche Gründe, von nun an wieder zuversichtlicher auf Aktien aus den Schwellenländern zu blicken.

Redwheel, unabhängiger Asset Manager, erinnert daran, dass sich die Schwellenländer 2022 vor allem mit drei großen Herausforderungen konfrontiert sahen: Chinas Null-Covid-Politik, die aggressive Straffung der Geldpolitik weltweit und die russische Invasion in der Ukraine. Die Vermögensverwalter gehen davon aus, dass sich zwei dieser drei Faktoren im Jahr 2023 in potenziellen Rückenwind verwandeln werden: Erstens hat China bereits damit begonnen, seine Wirtschaft wieder zu öffnen; die wichtigste Frage ist demnach die nach den Auswirkungen auf den Rest der Welt. Zweitens erwartet man, dass die US-Notenbank Fed irgendwann im ersten Halbjahr 2023 eine Pause bei den Zinserhöhungen einlegt und möglicherweise im vierten Quartal 2023 zu Zinssenkungen übergeht, was zu einem schwächeren US-Dollar führen könnte. Auch hier heißt es: Die Kombination aus einer zurückhaltenden Fed und der Wiederbelebung der chinesischen Wirtschaft schafft ein günstiges Umfeld für eine Outperformance der Schwellenländeraktien. Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren, die zur Outperformance der Schwellenländer im Jahr 2023 beitragen werden.

Das Emerging Market Debt Team bei Jupiter Asset Management macht sich für den Rentenmarkt stark: „Durch Chinas Wiederöffnung hat sich unser Ausblick für Schwellenländeranleihen erheblich verbessert. Die 4,8 Billionen Dollar an Ersparnissen, die die chinesischen Verbraucher während der Corona-Lockdowns angehäuft haben, werden den Konsum stärken und in den nächsten Quartalen zu deutlich höheren Wachstumsraten beitragen.“ Während befürchtet wird, dass die USA auf eine Rezession zusteuern, wird China allgemein ein höheres Wachstum zugetraut. Daher dürfte sich China erneut zum globalen Wachstumsmotor entwickeln. Die Anlageklasse, die davon am direktesten profitieren sollte, sind Schwellenländeranleihen. Die Tatsache, dass sich die US-Staatsanleiherenditen weiter in einer engen Spanne bewegen, dürfte die Anlageklasse ebenfalls stützen. Wie die starken Zuflüsse zu Beginn dieses Jahres zeigen, hat das zu einem großen Anlegerinteresse an Schwellenländeranleihen geführt.