Was Anlageexperten empfehlen:

Europäische Banken scheinen solid

14.03.23

Der Kursrutsch als Folge der US-Bankenturbulenzen schien schon am zweiten Tag (erst einmal) beendet. Der Dax kletterte am Dienstag im Verlauf wieder über die Marke 15.000. Die Schieflage einiger US-Banken hatte bei Anlegern Liquiditätssorgen über europäische Geldinstitute geschürt. Das setzte die Aktienkurse am Montag unter Druck. Dazu eine Stellungnahme von Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank: „Diese Befürchtungen halte ich für übertrieben.“

Stephan argumentiert wie folgt: Die robuste durchschnittliche Liquiditätsdeckungsquote von schätzungsweise 150 Prozent liegt 50 Prozentpunkte über der Mindestanforderung und rund 30 Prozentpunkte höher als in den USA. Die Kennzahl gibt das Verhältnis von hochliquiden Vermögenswerten im Vergleich zu allen Zahlungsverpflichtungen an, die während eines 30-tägigen Stressszenarios anfallen würden. Europäische Banken investierten lediglich 20 Prozent ihrer Kundeneinlagen in Anleihen, wobei ein signifikanter Teil der zinsbedingten Bewertungsverluste bereits verbucht wurde. Die noch unrealisierten Verluste dürften überschaubar sein und können die Großbanken etwa 0,3 Prozentpunkte der rund 14-prozentigen Kernkapitalquote kosten. Veräußerungsverluste bei Anleihen hatten für die US-amerikanische Silicon Valley Bank zur Insolvenz geführt – sie hielt 70 Prozent ihrer Einlagen in festverzinsten Papieren.

Die größten Risiken sehe ich beim Gewinnpotenzial der europäischen Banken. Sollte der Banken-Sektor einen Abzug der Kundeneinlagen präventiv mit höheren Einlagezinsen verhindern wollen, könnten die Zinsmargen der Banken unter Druck geraten. Das Gleiche wäre der Fall, wenn die Europäische Zentralbank aus Sorge vor Finanzmarktturbulenzen beschließt, den Zinsanhebungszyklus deutlich früher zu beenden. Fazit von Stephan: „Kurzfristig ist daher mit weiteren Schwankungen zu rechnen, wobei das Kurs-Gewinn-Verhältnis sowie das solide Fundament längerfristig für ein Engagement in europäische Banken sprechen.“