Gold und Rohstoffe bleiben langfristig attraktiv
09.02.25
Die Trump’sche Politik „America first“ gibt vielen Anlegern Rätsel auf. Trotzdem bleiben die Börsen robust. Sicherheit ist aber zunehmend angesagt.
In der vergangenen Woche konnte man noch stärker als zuvor die Orientierungsprobleme vieler Investoren verspüren. Was macht Donald Trump und mit welchen Folgen für uns? Anlagebereites Kapital ist nach wie vor reichlich vorhanden, doch werden private Haushalte hierzulande vorsichtiger – nicht zuletzt angesichts der innenpolitischen Fragezeichen. Ich bleibe dabei: Sachanlagen mit den Schwerpunkten Aktien, Edelmetalle und Industrierohstoffe sollten die Kernelemente eines langfristigen Portfolios bilden.
Gold auf Rekordjagd
Gold behält seine Preisfantasie und wird von den professionellen Anlageberatern inzwischen häufiger und verstärkt empfohlen. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank. Nennt die Gründe:
Die Goldpreise kletterten erneut auf ein Allzeithoch: Seit Jahresbeginn stiegen die Notierungen um fast 10 Prozent auf 2.882 US-Dollar je Feinunze; seit Oktober 2022 sind es plus 75 Prozent. Warum?
• Gold wird momentan als „sicherer Hafen“ nachgefragt, vor allem aufgrund geopolitischer Faktoren wie der US-Zölle oder des Konflikts im Nahen Osten.
• Notenbanken haben 2024 das dritte Jahr in Folge mehr als 1.000 Tonnen Gold für ihre Währungsreserven erworben – dies dürften sie 2025 fortsetzen.
• Spekulativ orientierte Anleger an den US-Terminbörsen erhöhten ihre Kaufpositionen zuletzt spürbar.
• Die Nachfrage nach börsengehandelten, mit physischem Gold hinterlegten Zertifikaten nahm allmählich wieder zu.
Zwar hat die US-Notenbank Fed eine Zinssenkungspause eingelegt, viele andere Notenbanken rund um den Globus senken jedoch weiterhin ihre Leitzinsen – das könnte die Goldpreise ebenfalls stützen. Somit spricht einiges für eine anhaltend robuste Preisentwicklung.
Die Rolle der Notenbanken
Die außergewöhnliche Wertentwicklung von Gold im Jahr 2024 war mit 27,22 Prozent der beste Jahresgewinn seit 14 Jahren, schreibt Imaru Casanova, Portfoliomanagerin Gold und Edelmetalle bei VanEck, in ihrem aktuellen Goldkommentar. Im Rückblick auf die letzten 25 Jahre hat Gold nur 2007 (+30,94 Prozent) und 2010 (+29,57 Prozent) besser abgeschnitten. Dieses Ergebnis ist aufgrund der starken Wertentwicklung der US-Aktienmärkte und des US-Dollars im Jahr 2024 bemerkenswert, insbesondere angesichts des Anstiegs des S&P 500 um 25,02 Prozent.
In einer aktuellen Analyse heißt es weiter: „Wir sind der Meinung, dass diese Entwicklung des Goldpreises eine deutliche Verschiebung in der Dynamik der Goldmärkte in den letzten zwei Jahren widerspiegelt. Die Zentralbanken auf der ganzen Welt haben sich als wichtiger Treiber für die Goldnachfrage und den Goldpreis erwiesen und kaufen seit 2022 Goldbarren in Rekordhöhe. Wir sind der Meinung, dass diese neue Realität auf dem Goldmarkt auch dazu beiträgt, die erhebliche (und für uns verwirrende) Underperformance von Goldaktien im Vergleich zu dem Edelmetall selbst zu erklären“, so Casanova.
Goldbarren als Sicherheitselement
Die weltweiten Zentralbanken haben Goldbarren als Teil ihres Reservenmanagements gekauft, was auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen ist, die ab 2022 an Bedeutung gewonnen haben. Hierzu gehören die Sorge um systemische Finanzrisiken, die Rolle von Gold als effektiver Portfolio-Diversifizierer, seine Liquidität, seine Wertentwicklung als Inflationsschutz und seine Widerstandsfähigkeit in Krisenzeiten. Darüber hinaus dient Gold als geopolitischer Diversifikator, als Schutz vor Sanktionen und als Bestandteil einer Politik der Entdollarisierung. Der jüngste Impuls der Zentralbanken, die Goldreserven zu erhöhen, ist zwar bemerkenswert und scheint unabhängig von der Stärke der US-Wirtschaft, der Wertentwicklung der US-Aktienmärkte oder den Schwankungen des US-Dollars und den Zinssätzen für Staatsanleihen, schreibt Casanova. Allerdings ist wichtig zu erkennen, dass dieser Trend möglicherweise nicht unbegrenzt anhalten wird. Es ist auch wichtig zu betonen, dass die Zentralbanken ausschließlich Goldbarren und keine Goldaktien kaufen.
Weitere wichtige Preisfaktoren
Jüngste Analysen professioneller Strategen bestätigen weitgehend übereinstimmend, dass mehrere Einflussfaktoren für den Aufwärtstrend sorgen. So heißt es bei der DekaBank zu den Perspektiven: Zentralbankkäufe, geopolitische Risiken und sinkende Leitzinsen bestimmten die Entwicklung des Goldpreises im Jahr 2024. Mit Blick auf die kommenden zwei Jahre bleibt der Goldpreis hin- und hergerissen zwischen vorübergehenden Einflussfaktoren und langfristigen Trends. Geopolitische Risiken, darunter der Russland-Ukraine-Krieg, der Nahost-Konflikt und eine erratische Außen- und Handelspolitik der USA unter Präsident Trump dürften weiterhin für Unsicherheit und Aufwärtsrisiken beim Goldpreis sorgen.
Und die Inflation?
Ein weiterer preisstabilisierender Faktor sollte die anhaltende Goldnachfrage von Zentralbanken bleiben, insbesondere aus den Schwellenländern. Zugleich bergen die geplanten protektionistischen Maßnahmen der USA – wie die Einführung neuer Zölle – Aufwärtsrisiken für die US-Inflation. Eine Beschleunigung des Preisauftriebs in den USA dürfte die US-Notenbank dazu zwingen, von geplanten und erwarteten Leitzinssenkungsschritten abzusehen bzw. Zinspausen einzulegen. Da steigende Zinsen die Opportunitätskosten der Goldhaltung erhöhen und den US-Dollar stärken, dürfte dies den Goldpreis perspektivisch belasten. Fazit der Deka: „Alles in allem erwarten wir einen moderaten Aufwärtstrend des Goldpreises, der langfristig mindestens die globale Inflation widerspiegeln dürfte.“